Noch bis zum 19. Juni können Besucher im Steinhaus eine umfangreiche Postkarten-Sammlung mit Nagolder Ansichten aus früheren Zeiten betrachten. Foto: Trommer Foto: Schwarzwälder-Bote

Museum: Historische Postkarten zeigen Stadtansichten aus längst vergangenen Zeiten

Von Dorothee Trommer

Im Nagolder Steinhaus können sich Interessierte ein Bild von vergangenen Zeiten in der Stadt machen. Waldemar Ziefle stellte seine umfangreiche Sammlung von Postkarten der Stadt Nagold zur Verfügung. Im Steinhaus können diese bis zum 19. Juni betrachtet werden.

Nagold. Finanzbürgermeister Hagen Breitling eröffnete die Ausstellung, zu der zahlreiche Besucher gekommen waren. Heutzutage werden mit dem Handy pausenlos Bilder produziert, die zumeist in Archiven verschwinden und nicht mehr beachtet werden, so Breitling. Eine Postkarte ist zeitlos und ein emotionales Medium – sie wurde speziell für den Adressaten ausgewählt, mit Text versehen und versandt. Waldemar Ziefles Sammlung beläuft sich auf über 900 historische Postkarten und stelle einen schier unerschöpflichen Schatz dar, sagte der Bürgermeister. Dies soll der Nachwelt erhalten bleiben, hatte Waldemar Ziefle beschlossen und die Karten der Stadt Nagold übergeben. Breitling brachte auch die Idee zu einer gedruckten Dokumentation ins Spiel.

Besucher können noch offene Fragen beantworten

Museumsleiterin Herma Klar berichtete, dass 1926 im Hause Ziefle mit dem Sammeln von Postkarten von Nagold begonnen wurde. Eine Postkarte mit einem Motiv aus Vollmaringen wurde im Jahr 1898 abgestempelt. Als wandelndes Geschichtsbuch bezeichnete sie Waldemar Ziefle. Früher war nicht alles schöner und besser, doch es ist interessant, die Entwicklung der Stadt zu verfolgen. Manche Ansichten sind noch nicht eindeutig zugeordnet worden, und alle Bürger sind eingeladen, die offenen Fragen zu beantworten. Nicht von allen Stadtansichten gibt es Postkarten, und ausschließlich Postkarten sind im Steinhaus ausgestellt.

Die Postkarten hängen ziemlich tief, das war der Museumsleiterin wichtig. Auch Lupen stehen zur Verfügung, welche auch tatsächlich benötigt werden.

Zur Geschichte der Postkarte hatte Herma Klar einiges zu berichten. Seit 1869 existiert diese Form der Kommunikation und hatte ihren Höhepunkt im Jahr 1954, in dem in Deutschland 920 Millionen Postkarten verschickt wurden. Das Telefon schuf diesem Boom ein Ende. Es gab unzählige Motive, natürlich oft von Urlaubszielen. Aber auch Katastrophen waren von Interesse und auch der Einsturz des Gasthauses Hirsch in Nagold wurde damals auf eine Postkarte gedruckt.

Im Anschluss an die Reden beschäftigten sich die Besucher ausführlich mit den Exponaten. In Grüppchen standen sie vor den kleinen Bildern der Heimatstadt und diskutierten, was denn nun hier genau zu sehen sei. Oft ist das Gebäude gar nicht mehr zuzuordnen, so viel hat sich verändert.

Die Orientierung am Alten Turm ist oft die einzige Möglichkeit, den Ort zu bestimmen. Im Eingangsbereich hängt ein Plakat, das dazu dient, die fehlenden Informationen zu einigen Postkarten dort zu notieren – sofern man sich ganz sicher ist.