Die »Wachsende Kirche« im Modell. Foto: ACK

Für die ökumenische "Wachsende Kirche" werden die ersten Winterlinden gepflanzt.

Nagold - Selbst die eisigen Temperaturen und eine ordentliche Schneeschicht hindern sie nicht an der Pflanzung. Das Projekt "Wachsende Kirche" nimmt konkrete Formen an. Die Winterlinden sind gesetzt.

Gerade einmal vier Linden haben die Arbeiter auf dem einstigen Uferparkplatz gesetzt, als sich ein bunt gemischtes Grüppchen davor versammelt. Keine Rede wird hier gehalten, kein Baum offiziell mit Grußworten gepflanzt. Alle sind sie nur gekommen, um diesem ersten Bauabschnitt ihres Projekts beizuwohnen. Und sicher ist auch ein wenig Neugierde dabei – denn bereits nach wenigen gepflanzten Bäumen lässt sich das geplante Grünprojekt gut nachvollziehen.

Die "Wachsende Kirche" steht in Nagold auch für die wachsende Ökumene. Seit vielen Jahren arbeiten die evangelische, die katholische und die evangelisch-methodistische Kirche eng im Arbeitskreis Chistlicher Kirchen (ACK) zusammen. Auch zur Gartenschau hat man sich auf ein gemeinsames Projekt verständigt. Sie lassen eine Kirche wachsen. "Wachsende Kirche" – schließlich ist es doch genau das, was sich jeder Christ wünscht.

Die "Wachsende Kirche" in Nagold wird in ihrer Art einmalig sein in Deutschland. Zusammen mit den Gartenschauplanern und dem Grünplaner Jörg Stötzer ersann man das Unikat. Statt wie andernorts eine Kirche aus recht kurzlebigen und wild wachsenden Weiden entstehen zu lassen, hat man sich in Nagold für eine Installation aus Linden entschieden. Damit ist auch für Nachhaltigkeit gesorgt – weiß man doch um das hohe Lebensalter von Linden. Die "Wachsende Kirche" ist also auch noch Jahrzehnte nach der Gartenschau präsent. Zwei Kreise aus jeweils zwölf Bäumen umgeben den eigentlichen Rundbau.

Einfriedung aus lebendigem Material

Dazwischen ist ein Wandelgang – von einem "Kreuzgang" spricht Dekan Ralf Albrecht. Insgesamt hat die Anlage einen Durchmesser von 22 Metern. Zwischen 50 und maximal 150 Menschen sollen in der gewachsenen Kirche einmal Platz finden: Von einem "meditativ-multifunktionalen Andachtsraum" ist im Projektpapier die Rede. Umgeben werden die etwa sieben Meter hohen Linden-Reihen von einer Einfriedung aus lebendigem Material. Ein Bürgerprojekt soll für die Umzäunung sorgen. Gemeinsam wird die Umfassung gestaltet. Am 19. und 26. Februar werden extra Seminare zur Pflanztechnik angeboten.

Die aus Bäumen gestaltete Kirchenfassade soll dann kräftig wachsen und den Gemeinden Raum für Andachten und Gottesdienste bieten, ja selbst Taufen und Trauungen sind in der gewachsenen Kirche denkbar. Ein Raum für Meditation und Besinnung kann das Kirchenrund ebenso sein wie für wechselnde Ausstellungen. "Wir als Gemeinschaft der Kirchen sind präsent, lebendig, nicht auf dem Rückzug, im Wachsen begriffen", heißt es in der Projektbeschreibung. Auch dafür steht die "Wachsende Kirche".