Workcamp mit Familienflair: Im Nagolder Jugendhaus wohnen derzeit 14 junge Menschen aus neun verschiedenen Ländern. Zusammen mit ihren Betreuern erleben sie eine tolle Gemeinschaft. Fotos: Schnierle Foto: Schwarzwälder-Bote

Beim Internationalen Workcamp im Jugendhaus leben und arbeiten junge Menschen aus neun Ländern

Von Sara Schnierle

Nagold. "Wir sind eine Familie und als Familie hält man zusammen" – eigentlich eine wenig überraschende Aussage. Bemerkenswert allerdings, wenn die besagte Familie aus knapp 20 jungen Menschen aus der ganzen Welt besteht, die sich gerade erst kennengelernt haben. Die Rede ist vom Internationalen Workcamp, das derzeit in Nagold zu Gast ist.

Eine junge Frau sitzt im Jugendzentrum Youz und näht, bastelt und werkelt fleißig. Ihr Name ist Eve Schneegans. Eigentlich lebt Eve in Paris und mach dort eine Ausbildung zur Köchin. Derzeit hat sie Ferien. "Ich will meine freie Zeit nutzen und etwas Nützliches machen", erklärt das Mädchen aus Frankreich. Deshalb sei sie beim internationalen Workcamp in Nagold mit dabei.

Das internationale Workcamp ist ein Projekt des Vereins für internationale Begegnungen in Gemeinschaftsdiensten IBG. Hier arbeiten Jugendliche aus der ganzen Welt freiwillig für zwei oder drei Wochen gemeinsam an einem gemeinnützigen Projekt.

Dieses Jahr findet in Nagold bereits das 21. Workcamp im Jugendhaus statt. Initiator ist Gerd Hufschmidt. Der Youz-Geschäftsführer hat das gemeinnützige Projekt nach Nagold gebracht und dort etabliert. Zusammen mit Kollegin Emel Napolitano und den beiden Europäische Freiwilligen Merve Yesimen und Monika Mokra wurde auch dieses Jahr ein tolles Programm zusammengestellt. Die diesjährige Aufgabe: Die junge Menschen helfen bei den Vorbereitungen für das Keltenfest. Deshalb basteln, nähen und werken die 14 jungen Erwachsennen aber auch viele freiwillige Schüler und Schülerinnen aus Nagold und Helfer an Kostümen, Spielen und Attraktionen für das Keltenfest. "Die Jugendlichen sind schon ganz gespannt, endlich ihre Arbeit auf dem Keltenfest bewundern zu können", erklärt Emel Napolitano.

Napolitano, die bislang nur positive Erfahrungen mit dem internationalen Projekt gesammelt hat, ist vor allem von der "bunten Vielfalt" des Camps begeistert. Napolitano: "Die verschiedenen Kulturen, das fremde Essen und Trinken aber auch die unterschiedlichen Gewohnheiten – es ist einfach toll, die bunte Mischung aber auch die Jugendlichen, die nach und nach mehr aus sich heraus kommen, zu beobachten."

Sie sei fest davon überzeugt, dass dieses Projekt nicht nur den internationalen Besuchern sondern auch der Stadt Nagold etwas bringt. "Mit dem Austausch werden Vorurteile abgebaut und man fängt an, die Angst vor den Englischen abzulegen", erläutert die Hauptverantwortliche.

Mit dem Englischen hat sie keine Probleme, erzählt Eve Schneegans. Vielmehr habe sie mit der deutschen Sprache zu kämpfen. Zwar hat sie in der Schule drei Jahre Deutsch gelernt, fühle sich dennoch nicht sicher im Umgang mit der Sprache. "Das ist ein Grund, weshalb ich hier bin: ich will mein Deutsch verbessern", erklärt Eve.

Eve ist durch Freunde auf die Idee gekommen, an einem Workcamp teilzunehmen. Ihr gefällt das Projekt so gut, dass sie dieses Jahr sogar schon zum zweiten Mal mit dabei ist.

Auch die Arbeit macht ihr Spaß. Toll sei vor allem, dass sich die Aufgaben täglich ändern. "Es fühlt sich eigentlich viel mehr wie Ferien an" gibt sie zu. Was natürlich auch daran liegen kann, dass das Workcamp mit den 14 Jugendlichen aus neun verschiedenen Ländern Camp-Charakter hat. Das Besondere an diesem "Camp" sind die vielen verschiedene Kulturen und Sprachen, die man auf einem Fleck kennenlernt.

"Manchmal ist es schon schwer", gesteht Eve, "nicht nur die Sprache ist anders. Auch die Art, wie man sich begrüßt, isst oder sogar Spiele spielt unterscheidet sich von Kultur zu Kultur". Aber genau das würde das Workcamp ja auch so spannend machen, erklärt die junge Frau mit Begeisterung.

Begeistert ist sie übrigens auch von Nagold. Im Gegensatz zu ihrer Heimatstadt Paris seien die Menschen hier in der Kleinstadt viel entspannter und fröhlicher. Es sei einfach eine tolle Stadt zum Leben, erklärt Eve Schneegans. Nicht zuletzt habe sie wegen des Angebots der Stadt das Workcamp in Nagold gewählt. Schneeganz: "Ich mochte die Idee vom Keltenfest und bin schon ganz gespannt und stolz unsere Arbeit endlich den Bürgern zu zeigen."