Die jungen Forscher sind in Nagold mit Spaß bei der Sache. Foto: JFZ Foto: Schwarzwälder-Bote

Geburtstag: Nagolder Jugendforschungszentrum wird zehn Jahre alt / Statt Festakt darf intensiv geforscht werden

"Irgendwie war es eine Ansammlung von Glücksfällen", sagt Helmut Günther und lächelt zufrieden. Aus diesem Zusammentreffen der richtigen Leute – zu denen Günther selbst zählt – und den passenden Umständen ist ein erfolgreiches Trainingszentrum für junge Naturwissenschaftler geworden: das Jugendforschungszentrum in Nagold, das jetzt zehn Jahre alt wird.

Nagold. Im Jahr 1965 initiierte der "Stern"-Gründer Henri Nannen den Wettbewerb "Jugend forscht". Bis die Idee im Nordschwarzwald Fuß fasste, dauerte es eine ganze Weile. Erst kurz vor dem Jahrtausendwechsel stieg der erste Regionalwettbewerb Nordschwarzwald. Am Anfang hatte man sich also Zeit gelassen, doch dann startete man durch.

Schon bald übernahm Nagold in dieser Sache eine tragende Rolle. Der damalige Oberbürgermeister Rainer Prewo betraute 2001 Barbara Renz mit dem Projekt "Jugend forscht". Glücksfall Nummer eins. Und der zweite folgte sogleich. Renz traf dort auf Helmuth Günther, den Gründer des Campus Horb der Dualen Hochschule Baden-Württemberg. Langsam aber sicher keimte der Gedanke an einen Platz jenseits der Schule, wo sich junge Forscher unter Anleitung von Experten engagieren und austoben konnten.

2005 ging Günther dann auf die Stadt Nagold und deren damaligen Oberbürgermeister Rainer Prewo zu und präsentierte die Idee eines Jugendforschungszentrums in der Stadt. Prewo zeigte sich begeistert. Man machte sich auf die Suche – nach Platz und nach Sponsoren. Man wurde fündig. In einem unbewohnten Einfamilienhaus an der Calwer Straße fanden die Forscherfreunde ihr erstes Domizil. Im Herbst 2007 folgte die offizielle Gründung. Man habe sich in der Anfangszeit auf die Förderung der älteren Schüler fokussiert, erinnert sich die heutige Geschäftsführerin Barbara Renz, an die ersten kleinen Schritte des "Jugendforschungszentrums Schwarzwald-Schönbuch".

Kein halbes Jahr später zeigte man das erste Mal Flagge bei "Jugend forscht" – mit einem Betreuer, drei Projekten und sieben Jungforschern. 2017 ist man bei 21 Betreuern, 39 Projekten und 68 Teilnehmern angekommen.

Erstes Zentrum platzt schnell aus allen Nähten

Ein weiterer Glücksfall war ebenfalls ganz am Anfang an Bord: Uwe Klein, heute zusammen mit Helmut Günther Leiter des JFZ, brachte als Betreuer schon 2008 ein Forscherteam aus Nagold zum "Jugend forscht"-Landeswettbewerb.

Das Forschungszentrum gedieh prächtig, platzte schon bald aus allen Nähten. Spätestens an dieser Stelle kam ein weiterer Glücksfall für das zu drei Viertel von Sponsoren getragene Zentrum ins Spiel: der Nagolder Unternehmer Dietrich Aldinger. Seine Faszination für das Projekt schlug sich schließlich in der Entscheidung nieder, dem Jugendforschungszentrum ein neues Domizil zur Verfügung zu stellen: in einem ehemaligen Fabrikgebäude an der Herrenberger Straße. Nach Umbau- und Modernisierungsarbeiten konnten die jungen Forscher und ihre Betreuer 2015 ins großzügige neue Quartier umziehen.

Und dieser Tage kam dann noch ein weiterer Glücksfall dazu: Jürgen Stepper, ehemaliger Leiter des "Jugend forscht"-Regionalwettbewerbs und Fan des Jugendforschungszentrums. Er wird sich zunächst für zwei Jahre als pädagogischer Berater und "Mädchen für alles" im JFZ engagieren. "Mich verblüffen diese Forschungen hier immer wieder. Das was die Jungwissenschaftler hier leisten, ist echt der Wahnsinn."

Doch nicht nur Jürgen Stepper ist ein Fan von Jugendforschungszentren. Auch bei "Jugend forscht" im Bund stehe man den Einrichtungen längst nicht mehr skeptisch gegenüber, berichtet Stepper. Und auch die Politik weiß, was sie an den JFZ hat. "Sowohl Kultus- als auch Wissenschaftsministerium fördern uns", berichtet Helmut Günther. "Und die Wirtschaft natürlich auch." Denn auch die habe gemerkt, dass das JFZ ein Mittel für die Standortsicherung im ländlichen Raum ist – in Zeiten des Ingenieurmangels.

"Sie finden sofort einen guten Arbeitsplatz"

"Die jungen Menschen haben hier bei uns Spaß und Freude an den MINT-Fächern (MINT = Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) gefunden und finden auch sofort einen guten Arbeitsplatz", berichtet Günther. Was sein Kollege Uwe Klein bestätigt. "90 Prozent unserer Schüler schlagen tatsächlich den MINT-Berufsweg ein." "Insofern sind wir so was wie die Mucki-Bude für MINT-Athleten", ergänzt Barbara Renz mit einem Lächeln.

Das alles in zehn Jahren erreicht zu haben, darauf können die Macher des JFZ stolz sein. Doch feiern wollen sie den Geburtstag und das Erreichte nicht. Sie investieren lieber in die Wissenschaft.

Und deswegen bietet das JFZ in den Herbstferien Blicke in andere Wissenschaftswelten. Zwischen dem 30. Oktober und 3. November geht es in Workshops mit Experten – unter anderem von der Uni Stuttgart – um Verkehrsstromanalysen, Optische Lichtleitung, Infrarot-Astronomie, Gelektrophorese und die Relativitätstheorie. Zu diesen Workshops können sich junge Forscher aus der ganzen Region bis 25. Oktober unter Mail@jugendforschungszentrum.de anmelden.

Weitere Informationen: www.jugendforschungszentrum.de