Janina Grimm, Justin Kuckel (Mitte) und Alexander Hammer warten in der Jugendfeuerwehr Nagold auf ihren ersten großen Einsatz. Foto: Smaoui Foto: Schwarzwälder-Bote

In der Gruppe haben sich echte Freundschaften entwickelt / Die Mitgliederzahl bleibt seit Jahren recht konstant

Von Dunja Smaoui

Nagold. "Antreten!", ruft Philipp Katz in die Runde, und 21 Jugendliche zwischen 12 und 17 Jahren in blau-roten Uniformen stellen sich der Reihe nach an der Wand auf. Kerzengerade. Es ist Übungsabend der Nagolder Jugendfeuerwehr und die Jungs und Mädels sehen alles andere als unmotiviert aus.

Nach einer kurzen Begrüßung und der Ankündigung für ein Fußballturnier der Jugendfeuerwehren, teilen die sechs Betreuer die Jugendlichen in Gruppen auf. "Die einen machen Theorie, die anderen gehen in die Fahrzeughalle", erklärt Philipp Katz, Leiter der Jugendfeuerwehr in Nagold. Der 31-jährige Elektriker verbringt seine Freizeit gerne mit den Kindern der Feuerwehr. Dienstags im zweiwöchigen Rhythmus trifft sich die Jugendfeuerwehr in ihrem Geräteraum. "Es macht unglaublich viel Spaß mit den Kindern, wir sind aber auch ein super Team", erzählt der Ehrenämtler. Seit 2007 leitet er die Gruppe in Nagold, die seit Jahren eine konstante Mitgliederzahl aufweist. "Mal sind es mehr, mal weniger", sagt er, der selbst schon in der Jugendfeuerwehr aktiv war. Aktuell seien es 40 Kids. "Heute sind zwei Neue da", stellt er fest.

"Ich freu mich schon total darauf, wenn ich endlich mal einen Einsatz habe"

Nachdem sich die zwei Gruppen ein Stockwerk tiefer versammelt haben, geht es an die Arbeit. "Die Jüngeren machen jetzt Theorie", berichtet Katz. "Das sind diejenigen, die erst ein Jahr oder weniger dabei sind. Die anderen gehen heute in die Praxis." Im Regelfall durchmischen die sechs bis acht Betreuer – unter denen vier Betreuerinnen sind – die Gruppe. "Je nachdem, wie viele Kinder abends da sind, schauen wir dann, wie wir sie aufteilen", erzählt Katz. "Aber alle lernen sowohl die Theorie als auch die Praxis."

Die Praxis im echten Leben umzusetzen, das können viele kaum erwarten. Das dürfen sie dann – in der aktiven Feuerwehr, ab 18. "Ich freu mich schon total darauf, wenn ich endlich mal einen Einsatz habe", verrät Janina Grimm. Die 14-Jährige ist seit fast zwei Jahren in der Jugendfeuerwehr in Nagold. "Wenn die ganze Familie in der Feuerwehr ist, dann rutscht man da ganz automatisch rein", winkt sie lässig ab. Ohne Feuerwehr, das könne sie sich gar nicht mehr vorstellen. "Ich überlege, das beruflich zu machen", sagt sie. Bis dahin bleibt ihr noch ein bisschen Zeit. Janina ist eine von acht Mädels in der Nagolder Feuerwehr. Sie habe es nicht immer ganz so leicht, erklärt sie, "aber wir beißen uns durch". Die Betreuerinnen seien dabei ihr großes Vorbild.

Alexander Hammer und Justin Kuckel grinsen sie an. Sie sind ebenfalls 14, seit 2013 aktiv und fühlen sich in der Jugendfeuerwehr pudelwohl. "Es gab eine Infoveranstaltung", erinnert sich Alexander an seinen Eintritt. "Wir sind dann zu viert hier hingekommen. Es sind immer noch alle dabei." Justin Kuckel kam allein, aber mulmig war ihm dabei nicht zumute. "Man wird total super aufgenommen und findet schnell Freunde", sagt er mit Blick auf die anderen zwei.

Teambuilding – das Zusammenwachsen der Gruppe – liegt den jungen Betreuern sehr am Herzen. "Sie sollen lernen, dass ein Miteinander viel besser geht, als einzeln zu arbeiten. Deswegen unternehmen wir auch außerhalb der Feuerwehr was zusammen, gehen ins Schwimmbad, Schlittschuhlaufen oder fahren ins Zeltlager", berichtet Katz. "Und das ist immer richtig cool", fügt Janina hinzu. "Die Feuerwehr", so sagt sie, "ist schon so was wie Treffen mit Freunden." Alexander überlegt: "Deswegen ist es auch nicht so, als würde es viel Freizeit in Anspruch nehmen". Die anderen stimmen ihm zu.

Die Jugendlichen gehen gerne zur Feuerwehr. Sie haben Spaß zusammen, lachen viel und bereiten sich auf ihren großen Einsatz vor. "Der Berufsfeuerwehrtag gibt schon mal einen kleinen Einblick", sagt Philipp Katz. "Das war", so sind sich alle einig, "das beste Erlebnis bei der Feuerwehr". Bei dem jährlichen Event sind die Kinder 24 Stunden im "Einsatz". "Wir kochen zusammen und machen verschiedene Praxisaufgaben", erklärt Katz. "Da ging plötzlich noch vor dem Frühstück die Sirene los", erzählt Alexander. "Dann sind alle rausgerannt und man ist echt aufgeregt." Erfahrungen wie diese sollen die Kids vorbereiten auf den Tag, an dem sie ihren ersten großen Einsatz haben.