Birgit Auer und Diakonie-Geschäftsführer Bernd Schlanderer nehmen sich der Betreuung der Flüchtlingsbetreuer an. Foto: Bernklau Foto: Schwarzwälder-Bote

Evangelische Kreisdiakonie und Landratsamt unterstützen die ehrenamtlich in der Flüchtlingsbetreuung Engagierten mit Beratungskräften

Von Sebastian Bernklau

Kreis Calw. Die Bereitschaft, Flüchtlingen zu helfen, ist vielerorten groß – auch im Kreis Calw. Doch auch diese Arbeit kann ihre Schattenseiten haben, auch da kann es Rückschläge geben – wie die Drogenrazzia in der Unterkunft in Nagold am Montag. Um die Helfer auch auf solche Situationen vorzubereiten, dafür steht seit April Birgit Auer bereit.

In Haiterbach waren es schon beim ersten Treffen 25 Interessenten, selbst im kleinen Ostelsheim gründet sich derzeit ein Arbeitskreis Asyl. Überall finden sich viele Menschen zusammen, die den Flüchtlingen helfen wollen, die im Kreis Calw eine vorübergehende neue Heimat gefunden haben.

Doch bei aller Hilfsbereitschaft stellen sich den Bürgern, die sich da in Arbeitskreisen Asyl organisieren, auch etliche Fragen: Wie geht Flüchtlingsbetreuung eigentlich? Wo bekommt man Hilfe? Welche Fallstricke gibt es? "Bei etlichen Bürgern herrschen da etliche Unsicherheiten", weiß Birgit Auer. Sie ist eine von zwei Frauen im Kreis Calw, die bei der Klärung solcher Fragen helfen sollen. Heike Thomas vom Calwer Landratsamt kümmert sich dabei um die Flüchtlingsbetreuer an den Standorten der großen Unterkünfte, also um Nagold, Calw, Bad Wildbad und demnächst auch Bad Liebenzell. Birgit Auer, die mit einer 50-Prozent-Stelle seit April bei der Kreisdiakonie angestellt ist, kümmert sich um die Initiativen in den anderen Kreiskommunen. Dass es diese Stelle überhaupt gibt, das hat die Kreisdiakonie mit Sitz in Nagold der Landeskirche zu verdanken, die beschlossen hat, dass zwölf Kreisdiakonien im Land eine solche Stelle bekommen sollen. Und der Kreis Calw bekam den Zuschlag.

Viele positive Anregungen und Hilfen hat Auer in petto, ob das nun die Organisation von Deutschkursen betrifft, die Vernetzung mit anderen Aktionsgruppen oder die rechtliche Schulung der Engagierten für eventuelle Behördengänge mit den Flüchtlingen. Dass man sich aber auch mit den potenziellen Problemen der Betreuung auseinander setzen muss, das wurde Auer und Bernd Schlanderer, Geschäftsführer der evangelischen Kreisdiakonie, erst am Montag wieder deutlich bewusst, als es in der Nagolder Flüchtlingsunterkunft eine Drogenrazzia gab und ein Mann verhaftet wurde.

"Wir müssen die Helfer auch dahingehend sensibilisieren, dass nicht jeder der Flüchtlinge ein armer Tropf ist", gibt Schlanderer zu bedenken und warnt vor falsch verstandener Solidarität. "Ehrenamtliche dürfen so etwas nicht bagatellisieren. Wer eine Straftat begeht, der wird bestraft, das gilt auch für Flüchtlinge."

Dass sie sich ebenfalls mit dem Thema auseinandersetzen muss, weiß auch Birgit Auer. "Um die Helfer auf solche Situationen wie in Nagold vorzubereiten, müssen wir die Sache rechtzeitig thematisieren, um spätere Frustrationen möglichst zu verhindern", sagt Auer, die anregt, bei allem Engagement doch eine gewisse Distanz zu wahren und zu versuchen Frust und Enttäuschung bei dieser Arbeit auszuhalten.

Bei aller Beschäftigung mit den weniger erfreulichen Seiten der Flüchtlingsbetreuung, warnt der Geschäftsführer der Kreisdiakonie davor, die Vorkommnisse in Nagold zu hoch zu hängen. "Wir sollten das alles nicht dramatisieren", so Bernd Schlanderer, der darauf hinweist, dass auch die Diakonie selbst sich in die Fortbildung der Flüchtlingsbetreuer einbringt – mit einer ganzen Fortbildungsreihe. Deren Themen reichen von rechtlichen Fragen über den Ablauf eines Asylantrags, Kultur und Gesprächsführung bis hin zum Thema Deutschkurse.

Ein wichtiges Anliegen der Betreuung der Flüchtlingsbetreuer ist der Erfahrungsaustausch und die Vernetzung der einzelnen Initiativen. Dazu dienst auch ein geplantes Treffen alles Arbeitskreise Asyl am 6. Juli im Calwer Landratsamt.