Drei Männer, ein Projekt (von links): Helmut Raaf, Johannes Kalmbach und Matthias Flury. Foto: Bernklau Foto: Schwarzwälder-Bote

Kirche: "Licht-Gotik-Liturgie" im Zeichen der Reformation

Nagold. Eine der faszinierendsten Konzertformen der Region kommt wieder: Pünktlich zum Reformationsjubiläum erlebt Nagold eine neue Auflage von "Licht-Gotik-Liturgie". Dort steht die Musikform im Mittelpunkt, die wie keine zweite mit Reformation und Protestantismus in Verbindung steht: der Choral.

Eine stimmungsvoll und stimmig illuminierte Kirche, Sänger in feierlichen Gewändern und ausgesucht exquisite Musik und Musiker – "Licht-Gotik-Liturgie" war schon immer etwas ganz Besonderes im Kulturkalender der Stadt Nagold. Und die Ausgabe 2017 verspricht es wieder zu werden.

Das wird schon beim Vorgespräch mit "Spiritus rector" Helmut Raaf, Matthias Flury, Leiter des OHG-Vokalensembles, und Johannes Kalmbach, Leiter des Remigius-Kammerchors, deutlich. Allein schon die Tatsache, dass diese zwei Gesangsensembles Teil des musikalischen Abends sein werden, deutet darauf hin, dass in diesem Jahr nicht die Instrumentalmusik die Hauptrolle übernehmen wird, sondern der Gesang. Genauer: der Choral.

"Die Bläser ordnen sich dem Gesang unter"

Deshalb haben die Macher der Ausgabe 2017 ihr auch den Untertitel "Die Macht des Chorals" gegeben. "Die Bläser der Venezianischen Bläserwerkstatt ordnen sich dem Gesang unter", erklärt Helmut Raaf, der sich aus der Erstellung des künstlerischen Konzepts herausgenommen hat und dies Matthias Flury und besonders Matthias Kalmbach überlassen hat.

"Dieser Abend des Chorals wird ein Zweiklang aus Nachdenklichem zum Ende des Kirchenjahres und aus Festlichem sein, wie etwa die Bearbeitung von ›Nun danket alle Gott‹ von John Rutter", erklärt Kalmbach. Und es wird im Gegensatz zu früheren Ausgaben so gut wie keinen italienischen Einfluss geben. Der italienischste Teil wird der dreichörige Choralsatz von Michael Praetorius sein. Der Komponist, der als Vorläufer Bachs gilt, verarbeitete italienische Musikeinflüsse und hatte wohl auch Kontakt nach Italien. Ansonsten wird viel Musik aus deutschen Landen erklingen: Johann Sebastian Bach, der frühbarocke Komponist Andreas Hammerschmidt und Felix Mendelssohn-Bartholdy stehen auf der Agenda der Künstler.

"Das ist ein wirklich spannendes Projekt, das wird sogar ein Stück Musik-Vermittlung", freut sich Musiklehrer und Chorleiter Matthias Flury. "Ich genieße das in vollen Zügen, weil es da um unfassbar gute Musik geht." Und diese "unfassbar gute Musik wird von Interpreten dargeboten, deren Altersschnitt relativ niedrig ist, was unter anderem natürlich an den Sängern von Flurys OHG-Vokalensemble liegt. Aber auch bei den Instrumentalisten sind junge Gesichter mit von der Partie – wie Barbara Lena Köbele. Die für "Licht-Gotik-Liturgie" typische Beleuchtung der Stadtkirche, die unter der Verantwortung von Johannes Wörner steht, wird in diesem Jahr auf unruhige Effekte verzichten. "Es gibt ein klares, statisches Licht", kündigt Raaf an. Die Kraft des Erlebnisses solle nicht aus dem Licht kommen, sondern aus der Ruhe der Choräle, erklärt Raaf, der die Konzertform einst aus der Taufe gehoben hat.

"Licht-Gotik-Liturgie" beginnt am Sonntag, 29. Oktober, um 19 Uhr in der Nagolder Stadtkirche. Der Eintritt ist frei, um eine Spende wird gebeten.