Herma Klar präsentiert einige Stücke der neuen Ausstellung "Wie eine zweite Haut". Foto: Palik Foto: Schwarzwälder-Bote

Ausstellung: "Wie eine zweite Haut": Das Heimatmuseum präsentiert Unterwäsche / Eröffnung am Sonntag

Vom Leinenhemd über Windeln bis hin zum Korsett: Bei der Ausstellung "Wie eine zweite Haut" im Heimatmuseum im Steinhaus können Besucher die Geschichte der Unterwäsche entdecken.

Nagold. Das Erdgeschoss des Heimatmuseums im Steinhaus strahlt seit dieser Woche fast ganz in weiß. "Unterwäsche ist ein wahnsinnig interessantes Thema", meint Museumsleiterin Herma Klar. Die neue Ausstellung "Wie eine zweite Haut", die am kommenden Sonntag, 4. Dezember, ab 11.15 Uhr eröffnet wird, gehört zu der Reihe "Alltagsdinge". "Da hatten wir schon Ausstellungen zu Stühlen und Kinderwagen – jetzt ist eben die Unterwäsche dran." Statt einer typischen Weihnachtsausstellung habe man sich dieses Jahr für eine Winterausstellung entschieden. Anne Pahnke, ebenfalls Mitarbeiterin des Museums, hat die Ausstellung konzipiert.

Begonnen hat die Geschichte der Unterhose mit Adam, Eva und dem Feigenblatt – zumindest, wenn man dem Alten Testament glaubt. Die Alten Griechen gingen unten ohne, nur die Frauen trugen unter ihren Gewändern eine Brustbinde. Diese sollte die Brüste zur Geltung bringen. Die Römerinnen übernahmen diese Technik und trugen zusätzlich noch ein Tuch, das durch die Beine gezogen und an der Hüfte verknotet wurde. Diese Wickeltechnik war die erste Unterhose.

Ein langes Hemd war im Spätmittelalter schließlich die Unterwäsche. "Das war gleichzeitig Unterhemd, Unterhose und Nachthemd", erklärt Klar und zeigt auf zwei Hemden, von zwei Puppen präsentiert werden. Dieses entwickelte sich durch bessere Technik und mehr Baumwolle zu den ersten Prototypen der noch heute gebräuchlichen Unterwäsche. "Zuerst hatten Frauen nur Beinlinge, die in der Mitte offen waren. Dort konnten sie durchpinkeln. Dann entstanden aber Wirkwaren, die waren einfach bequemer", weiß die Museumsleiterin.

Die Arbeiterklasse trägt Farbiges und Gestreiftes

Inmitten der weißen Ausstellung finden sich aber auch einige bunte Teile, zum Beispiel in der "Männerabteilung", wie Klar sie nennt. "Die farbigen und gestreiften Sachen wurden von der Arbeiterklasse getragen", erzählt sie. Diese habe sich keine weiße Unterwäsche leisten können, weil sie zu schnell dreckig gewirkt habe. Man habe kein Geld gehabt, um die Unterwäsche ständig zu waschen.

"Frauen heben so etwas eher auf, deshalb haben wir nicht allzu viel Männerunterwäsche", erklärt sie. Aber ihr Lieblingsteil der Ausstellung hängt in dieser Abteilung: eine alte Hose aus Leinen, die mehrfach geflickt wurde. "Die Flicken erzählen Geschichten. Man erkennt, dass die Leute kein Geld hatten, um etwas neues zu kaufen, wenn das alte Teil kaputt gegangen ist", weiß Klar und fährt die Stellen nach, an denen die Hose geflickt wurde.

Auch eine Kinderabteilung hat die Winterausstellung zu bieten. Dort hängen kleine weiße Unterhemdchen, ein Body aus Leinen, eine der ersten Windeln und ein Foto, das einige Kinder zeigt. "Das bin ich", erzählt die Museumsleiterin und zeigt auf eines der Kinder.

Sie hat es aber nicht deshalb aufgehängt, sondern weil eines der anderen Kinder die Hände vor das Gesicht hält, weil die Sonne blendete. Dabei rutschte das Kleid nach oben und man sieht die Unterhose, die damals bis fast zu den Knien ging.

Die ästhetischen Argumente überwiegen

In einer anderen Ecke steht eine Vitrine. Dort finden Besucher zum Beispiel ein Korsett. "Das wurde um 1880 getragen. Man sagte, der Mann müsse mit beiden Händen um die Taille seiner Frau umfassen können. Mit diesen Korsetts wurden aber die inneren Organe und die Rippen zusammen gequetscht", weiß Klar. Allerdings hätten die ästhetischen Argumente die medizinischen überwogen.

In verschiedenen Schubladen entdeckt man zu guter Letzt noch Strümpfe, denn auch sie gehören zur Unterwäsche. Damit ist der Streifzug durch die Geschichte der Unterwäsche komplett. Und wer sich seine zweite Haut einmal genauer anschauen möchte, kann das ab dem kommenden Sonntag bis zum 5. März 2017 an jedem Dienstag, Donnerstag, Sonntag und Feiertag immer zwischen 14 und 17 Uhr tun.