Das Stuttgarter Barock-Collegium gastierte in der Nagolder Stadtkirche. Foto: Kosowska-Németh Foto: Schwarzwälder-Bote

"Ehemalige Nagolder" kredenzen musikalischen Leckerbissen

Von Maria Kosowska-Németh

Nagold. Das Ostermontagskonzert aus der Reihe "Ehemalige Nagolder" in der Stadtkirche stellte für zahlreiche Musikliebhaber einen wahren Leckerbissen dar. Sowohl die hochkarätige Besetzung als auch das zum Feiertag passende, erlesene Programm bestätigten erneut den bedeutenden Rang der Nagolder Initiative.

Der Ideengeber und Organisator Peter Ammer hatte diesmal das Stuttgarter Barock-Collegium eingeladen, ein erfolgreiches, aus ehemaligen Studienkollegen und begeisterten Vollblutmusikern bestehendes Ensemble. An diesem Orgel-Trompetentrio beteiligen sich der Kantor und Organist der Evangelischen Stadtkirche Karlsruhe Christian-Markus Raiser mitsamt zweier exzellenter Blasinstrumentalisten. Eckard Schmidt bekleidet den Lehrstuhl für die klassische Trompete an der Musikhochschule Hamburg, Rudi Scheck machte sich einen Namen als gefragter freischaffender Trompeter und als eigentlicher Gründer des Barock-Collegiums.

Bereits vor Jahren, am Anfang seiner musikalischen Laufbahn, machte der ehemalige Nagolder Raiser die Bekanntschaft mit der damals noch ziemlich ramponierten Orgel, jetzt staunte er über die Möglichkeiten des frisch verjüngten Instruments und genoss seine breite Klangpalette. Über eineinhalb Stunden stets im Einsatz, wählte er sorgsam eine passende Farbe und Lautstärke je nach Musikstil und Besetzung.

Für die relativ kurzen Barockwerke von Franceschini, Manfredini und Knechtel bevorzugte er die hellen, an den strahlenden Trompetenklang angepassten Register. Etwas dunklere, geschmeidigere Töne von corno da caccia (barockes Jagdhorn) begleitete er zurückhaltend, sodass die absteigenden Dreiklänge des Jagdmotivs im vollen Glanz erschallten. In Solowerken, vorzugsweise in der eigens improvisierten Toccata über das vermutlich älteste deutsche liturgische Lied "Christ ist erstanden", steigerte Raiser die Spannung beinahe ins Unermessliche, erfüllte den Kirchenraum mit einer virtuos überwältigenden Klangfülle, die sich zusätzlich in den körperlich spürbaren Vibrationen des tiefen Bombarde-Registers äußerte.

Einen vorzüglichen Beweis für die enge künstlerische Zusammenarbeit mit ihrem Orgelpartner lieferten Schmidt und Scheck in "Nun danket alle Gott" für zwei Trompeten und Orgel von Raiser. Das modern anmutende Stück, ein Geflecht aus dem erhabenen, zeitweise jedoch jazzig untermalten Trompetenklang und den durchleuchtenden Pfeifentönen wirkte wie ein Wettbewerb zwischen den ungleichen Instrumenten, in dem sich die Trompeten mal völlig in die Orgeltöne integrierten, mal aber sich befreiten und in siegesreichen Fanfaren triumphierten.

Die Fülle der Eindrücke ergänzte das brillante Blechbläser-Duo mit der breit fließenden Melodie der "Prière à Notre-Dame" von dem mit gerade 35 Jahren verstorbenen Spätromantiker Léon Boëllmann und krönte sie mit einem barocken Konzert, in dem die in höchsten Tönen grandios blasenden Trompeten den Charakter des berühmten "Hallelujah" von Händel vor die Ohren führten.

Nach dem reichlichen Beifall besiegelten die Musiker ihren eindrucksvollen Nagolder Auftritt mit einer virtuosen Zugabe.