Schulleiter Ulrich Schubert und Elternbeiratsvorsitzender Jürgen Gutekunst in einem der Lernräume der Klassen 5/6 mit individuellen Niveau-Lernplätzen neben allgemeinen Unterrichtsplätzen. Foto: Stadler

Zellerschule könnte zum Schuljahresbeginn 2017/18 seine bisherige Schulform ändern.

Nagold - Die Schulkonferenz der Zellerschule hat zugestimmt, dass aus der Grund- und Werkrealschule eine Gemeinschaftsschule werden soll. Der Gemeinderat wird nun entscheiden, ob die Stadt als Schulträger den Antrag auf Umwandlung in eine Gemeinschaftsschule stellt.

Die Gesamtlehrerkonferenz war sich darüber einig, dass aus der Zellerschule bald eine Gemeinschaftsschule werden soll. Dieser Entscheidung hat die Schulkonferenz als oberstes Mitwirkungs- und Beschlussgremium, bestehend aus dem Schulleiter, dem Elternbeiratsvorsitzenden und dem Schülersprecher, vor wenigen Tagen auch zugestimmt. Den erforderlichen Antrag beim Regierungspräsidium hierzu muss aber die Stadt Nagold als Schulträger stellen, vorausgesetzt der Gemeinderat segnet dies in seiner nächsten Sitzung Ende Juli ab.

Schulleiter Ulrich Schubert und Elternbeiratsvorsitzender Jürgen Gutekunst erläuterten in einem Gespräch die Ausgangssituation und die sich dadurch ergebenden Veränderungen an der Schule.

Meilenstein zur Weiterentwicklung

Gutekunst freute sich darüber, dass für die Schule ein Meilenstein zur Weiterentwicklung gesetzt werde. Dies vor allem deshalb, weil die Schwerpunkte einer Gemeinschaftsschule an der Zellerschule bereits umgesetzt werden durch einen überwiegenden Ganztagsbetrieb an zwei Schultagen. Hinzu käme ein gebundener Nachmittagsunterricht am dritten Nachmittag.

Er betonte, dass keinerlei Zwang zur Umwandlung in eine neue Schulart besteht. "Es ist der alleinige, freiwillige Weg der Schule, worüber schon im November 2015 entschieden wurde. Diese Entscheidung wurde mit dem neuen Schulleiter Ulrich Schubert, der seit März 2016 die Leitung der Zellerschule innehat, abgesprochen", ergänzte Gutekunst.

Schulleiter Schubert erklärte, dass das Ziel der Gemeinschaftsschule darin besteht, mit erfolgreichem Abschluss der 10. Klasse einen mittleren Bildungsabschluss zu erreichen. Trotzdem ist nach wie vor auch der Hauptschulabschluss mit bestandener Prüfung nach der Klasse 9 und durch vorzeitiges Verlassen der Gemeinschaftsschule möglich. Der Bildungsplan einer Gemeinschaftsschule entspricht dem der Realschulen, allerdings mit unterschiedlichen Lernniveaus ab der 5. Klasse.

"Auf die jetzt laufenden Klassen würden keine Veränderungen zukommen. Betroffen sind die jetzigen 3. Klassen, die nach Abschluss der formellen Voraussetzungen und der Umwandlung zur Gemeinschaftsschule ab dem Schuljahr 2017/18 in die 5. Klasse kommen", so Schubert weiter. Die Schüler lernen nach der Umwandlung auf drei verschiedenen Lernniveaus, wobei jeder Schüler selbst die Schwierigkeitsstufen in den Fächern Deutsch, Mathe und Englisch festlegen kann. Mit Hilfe eines "Schuljahresplaners" erfolgt die Rückmeldung der Schule an Schüler und Eltern. Das bedeutet individuelles Lernen auf persönlichem Lernstand mit großer Selbstverantwortung und Selbstständigkeit. Dies wird in den jetzigen Klassen 5 und 6 bereits erfolgreich praktiziert.

Berufsorientierung weiter im Fokus

Das Wesen und der Charakter der Zellerschule werden dabei nicht verändert. Im Fokus steht auch weiterhin die Berufs- und Praxisorientierung mit Berufspraktika von Klasse 5 bis 10 in heimischen Betrieben. Neu käme hinzu, dass ab Klassenstufe 6 als Wahlfach und zweite Fremdsprache zusätzlich Französisch angeboten wird. Absolut keine Veränderung gibt es in den Grundschulklassen 1 bis 4, wobei der Druck auf die 4. Klasse bezüglich der weiteren Schulwahl entfällt, da künftig neben dem Gymnasium als zweite Säule ausschließlich die Gemeinschaftsschule angeboten werde.

"Die Unterrichts- und Schulstruktur ist in ihrer Form mit Ganztagsbetreuung an vier Tagen wöchentlich in den letzten Jahren gewachsen, wird von einem Drittel der Schüler bereits in Anspruch genommen und kann jetzt weiter entwickelt werden durch sogenannte Individualisierung und Rhythmisierung des Schultages. Betreute Lernzeiten während des Schultages gibt es jetzt schon, auch sind und bleiben die Klassen 5 bis 9 hausaufgabenfrei. Es wird keine Oberstufe geben und wir sehen uns auch nicht als Konkurrenz zur Realschule", fasst Schubert zusammen.

Alle Schüler, die momentan in der Klasse 5 bis 9 sind, machen ihre Abschlüsse noch wie bisher. Falls der Antrag auf Umwandlung in eine Gemeinschaftsschule erfolgreich ist, starten frühestens ab Schuljahr 2017/18 die Fünftklässler in der Gemeinschaftsschule. Bis die gesamte Zellerschule nach dem neuen System unterrichtet wird, vergehen ab dann nochmals fünf Jahre. Einziger Wermutstropfen daran: Ein Werkrealschulabschluss wäre dann in Nagold nicht mehr machbar.