Durch den Ort führte die erste Sitzung des Rohrdorfer Gemeinderats. Mit dabei: neue und alte Räte. Foto: Trommer Foto: Schwarzwälder-Bote

Rohrdorfer Gremium befasst sich mit dem baulichen Erbe aus den Siebzigern

Von Dorothee Trommer

Rohrdorf. Schwungvoll nahm der Gemeinderat Rohrdorf seine Arbeit auf. So besichtigten alte und neue Ratsmitglieder gemeinsam mit interessierten Bürgern wichtige Stellen im Ort, wo Bauprojekte geplant sind. Dabei war das neue Feuerwehrhaus ebenso im Fokus wie das betonschwere Erbe aus den Siebziger Jahren in der Ortsmitte.

Die Sechziger und Siebziger Jahre bescherten der damals fast noch jungen Bundesrepublik so manchen wichtigen gesellschaftlichen Umbruch. Dazu zählen auch Bauten in einem zu der Zeit hochmodernen Stil: die heute als Bausünden titulierten Betonhäuser, oft direkt in den Zentren platziert. Der auf Beton basierende Baustil wird in Fachkreisen gar als "Brutalismus" bezeichnet, was sich aus dem französischen "Beton brut", Sichtbeton, ableitet.

Sie sind heute oft eine schwere Last für die Verantwortlichen in den Rathäusern. Das sogenannte "Ortsmittegebäude" in Rohrdorf, in Baugemeinschaft von Gemeinde, Sparkasse und Eigentümern erbaut, ist auch energetisch ein Sorgenpaket: in den Siebzigern war Heizöl eben noch erschwinglich. Auch die Wärmedämmung war zu der Zeit noch nicht sehr fortgeschritten, wie die dreidimensionalen Skizzen aus dem Architekturbüro Kiefer Architektur, von Matthias Schneider vorgestellt, eindrucksvoll zeigten. Einige der großen Betonteile, aus denen das Gebäude besteht, sind in diesen Skizzen blau dargestellt und dies zeigt, wie Kälte in das Innere transportiert wird. Die raue Wirklichkeit ist, dass tatsächlich im Winter in den Wohnungen schon mal die Wasserrohre in den Küchen einfrieren können.

Das Erdgeschoss steht leer: dort ist ein Laden, in dem viele Jahre die Drogerie Schlecker eingemietet war. Die Kälte, welche von dort aufsteigt, macht sogar der Fußbodenheizung Probleme. Bereits im Jahr 2012 wurden der Bevölkerung mehrere Varianten für ein energetisches Sanierungs- und Gestaltungskonzept vorgestellt. Drei der vier Varianten sehen ein Satteldach vor, da man bestrebt ist, die Ortsmitte von Rohrdorf aufzuwerten. Der Komtureihof gegenüber steht im krassen Gegensatz zu dem Zeitzeugen aus den Siebzigern, ebenso wie einige sehr schön renovierte Fachwerkhäuser in der Oberen Gasse oder Neubauten aus jüngster Zeit, welche sich der gewachsenen Umgebung anpassen.

Wie in der Gemeinderatssitzung bei Ansicht der Skizzen und den Erläuterungen von Heike Lagger, Mitglied des Gemeinderats und Ingenieurin für Tragwerksbau, deutlich wurde, steht man hier vor schweren Aufgaben. Entfernt man die Betonvordächer, so entsteht ein statisches Problem – diese haben nämlich auch eine stützende Funktion. Die Sanierung und die Demontage würden wohl gleich viel kosten, so ihre Schätzung. Bei der Variante Satteldach stellt sich die Frage: will man dieses nutzen und Wohnraum schaffen? Dafür müssten sinnvolle Zugänge gebaut werden und hier ist noch keine Lösung gefunden.

Gemeinderat Volker Held äußerte sich besorgt über die Kosten des Projektes, Stimmenkönigin Silke Renz gab zu bedenken, dass man hier noch einige Jahre brauchen wird, und das Problem zu lösen. Bürgermeister Joachim Flik betonte, dass es sich bei der intensiven Betrachtung der Thematik vor allem darum gehandelt habe, den neuen Gemeinderat auf den Stand der Dinge zu bringen. Die weiteren Schritte müssen noch geplant werden.