Mit Genehmigung des Denkmalamtes wurde das alte Stück Stadtmauer, das vom Wohnhäusle übrig geblieben war, am Mittwoch abgerissen, um dann wieder neu aufgebaut und in den Geschäftsneubau integriert zu werden. Foto: Buckenmaier

Historischer Stadtmauerrest wird abgerissen – und neu aufgebaut.

Nagold - "Es ist ein Denkmal", sagt Nagolds Oberbürgermeister über die wenigen Meter Stadtmauer, die beim Abbruch des Wohnhäusles bewusst stehen bleiben mussten. Am Mittwoch hat ein Bagger diesen Artefakt dem Erdboden gleichgemacht – mit dem Segen des Denkmalamtes.

Viel ist nicht mehr übrig geblieben von der einstigen Stadtmauer, die 600 Jahre lang den Nagolder Stadtkern umgab. Im 19. Jahrhundert wurde ein Großteil abgerissen – auch die Verbindung von der Alten Vogtei bis hinüber zum Wohnhäusle, um damit den Weg zur Stadtkirche einzuebnen. Für die Bewohner glich der Abriss der Stadtmauer damals einer Befreiung. Es war der Anschluss an die Neuzeit.

Ende des 20. Jahrhunderts gingen die Stadtoberen dann wieder pfleglicher mit ihrer Geschichte um. 2003 wurde ein Teil der Stadtmauer in den Neubau des Hotels Adler integriert, genauso wie zuvor in der Nachbarschaft beim Steinhaus und dann, im Zuge der Landesgartenschau, im Stadtgraben.

Unternehmer Friedrich Günther setzte die Stadtmauer bei der Renovierung der Alten Vogtei innen wie außen in Szene. Auch bei seinem nächsten Projekt, dem geplanten Neubau anstelle des Wohnhäusles, sollte das Stück Stadtmauer mit einbezogen werden. Doch das erwies sich, wie OB Großmann befand, als "wirtschaftlich nicht vertretbar". Deswegen wurde die Mauer mit Genehmigung der Denkmalschützer nun abgetragen und soll neu aufgebaut werden. "Es ist ein Verdienst der Familie Günther", so der OB, "dass sie sich dieser historischen Aufgabe angenommen hat."

Zugleich sei dieser Neubau auch ein "Katalysator" gewesen, der die Stadt in Zugzwang setzte. In einem Wettbewerb soll nun eruiert werden, wie der Bereich zwischen Turmstraße hinauf zur Bahnhofstraße bis zur Traube und zum Gerichtsplatz aufgewertet werden kann.