Dave Davis kam beim Publikum in der Seminarturnhalle gut an. Foto: M. Bernklau

Mit Programm "Blacko mio!" unterwegs. Comedian begeistert mehr als zwei Stunden lang.

Nagold - Der kann das, der darf das. Dave Davis freches Spiel mit den Klischees gehört zum Kern von Kabarett. Kerndeutsch nach Geburt, Sprache und Pass, wickelte der kesse Schwarze mit weißem ugandischem Großvater sein Publikum in der vollbesetzten Nagolder Alten Seminarturnhalle locker um den Finger.

"Blacko mio!" heißt sein Programm. Der kölsche Jong Dave Davis, doch auch schon bald Mitte 40, kennt den Dialekt und die junge Sprache, den hippen Slang von der Straße und auch den vom Schulhof noch. Mit seinem feinen Sprachgefühl witzelt es sich dann federleicht über Bläck Fööss.

Er kann auch den Kohlkanzler gut nachmachen, den näselnden Kommentar einer doofen Ossi-Tussi aus dem Pegida-Spektrum absondern oder als "brauner Deutscher" den Föhrrerr karikieren: "Kammerr-radn!" klingt ganz gut, kommt aber vielleicht ein wenig zu oft und nicht immer ganz so genau treffend in der Sache. Wie sein "Alter Schwede!"

Mit diesem Pfund seiner Multikulti-Internationalität wuchert Dave Davis und kann zusätzlich auf das scheinbare Paradox bauen, dass er, der eingeborene Sohn ugandischer Eltern (die damals nicht mehr heim konnten in das Horror-Reich des blutrünstigen Diktators Idi Amin), die deutsche Sprache um Längen besser beherrscht als die Mehrheit der übrigen deutschen Eingeborenen. Sein Blick für die typisch deutschen Stärken und Schwächen ist der von innen und außen zugleich.

Mehr als zwei Stunden lang unterhält Dave Davis seine Leute mit seinen scheinbar belanglosen Plaudereien. Auf Lacher legt er es durchaus an, nicht unbedingt aber auf schenkelklopfenden Beifall. Schade fast, dass er dahinter doch auch viel zu oft viel zu plakativ eine Art lebensberatende Botschaft rüberbringen will: Seid glücklich Leute, uns geht’s doch gut! Oder in seinen Worten: "Sag dir: Du bist eine geile Sau!", "Mach dein Ding! Mach auch mal Beklopptes!" – egal, wo du bist und was du bist und wie du bist, egal besonders auch, welche Hautfarbe oder welchen Glauben du hast.

Soviel guter Wille fällt dann manchmal eine Nuance zu weit in den Ton eines evangelikalen US-Predigers oder eines dieser Marktschreier im Wellness- oder Lifestyle-Fernsehen. Aber er gehört wohl durchaus zum Erfolgsrezept von Dave Davis, der schon ganz deutlich aus der Comedy- und Talentecke dieser Kommerzsender kommt: Mario Barth, man hört dir trapsen.

Unbedarft in banale Alltagsdinge abgetaucht

Mit diesem Riesenerfolgs-Komiker hat er auch die Masche gemein, so unbedarft in die banalen Alltagsdinge abzutauchen und da so seine Beobachtungen zu machen, die den Leuten vor allem deshalb so viel Freude bereiten, weil sie sich so problemlos wiedererkennen können. Die angeblichen fünf Frauenprobleme "Aua, Pippi, Hunger, müde, kalt" sind von dieser Art Barth’schen Humors.

Aber der vergleichsweise deutlich intellektuellere und geistreichere Dave Davis kann mehr als flache aufgeplusterte Plaudereien über "50 Shades of Grey". Er lässt es hin und wieder auch raus; manchmal sogar ein bisschen von oben herab. Nicht umsonst heißt sein fiktiver oder echter multikultureller Kumpel-Stammtisch "Der Weltrat der Götter". Da war gegenüber seinen arglosen Publikumsjokern, gegenüber Nagoldern und Schwaben im Allgemeinen und im Besonderen, stellenweise ein leichter Ton von Überheblichkeit drin.

Aber Manches darf so einer eben: seine Möchtegern-Tochter Toffifee im Latte-macchiato-Ton nennen, "Lecker Mädche in gedämpft Ferkelrosa" sagen, sich vom fiktiven Bett-Hupferl "Mein Schokobär" rufen lassen oder im Kolonialisten-Ton von der Weisheit des Opas in der ugandischen Hütte schwärmen. "Seehofers Zeugen" sind als Wortwitz gut. Auch Türkenwitze darf er machen. Macht nichts: Der Mann kommt an. Der Mann ist gut. Und könnte noch besser.