Mathilde Bürkle Foto: Schwarzwälder-Bote

Mathilde Bürkle feiert in Gündringen runden Geburtstag / Fremdenzimmer vermietet

Von Barbara Rennig

Nagold-Gündringen. Ein schaffiges Leben liegt hinter Mathilde Bürkle, die heute ihren 90. Geburtstag begeht und schmunzelnd sagt: "Mein Hobby war, Mädchen für alles zu sein!"

Die 1924 in Gündringen gebürtige Bäckerstochter Mathilde Lohrer ging schon als Kind ihrem Vater leidenschaftlich gerne in der Backstube zur Hand. Wie ihre ältere Schwester sollte das Mädchen nach der Schule zum Arbeitsdienst eingezogen werden, doch da die Familie eine Nebenerwerbslandwirtschaft betrieb, konnte die Mutter das Tübinger Arbeitsamt überzeugen, dass Tochter Mathilde als helfende Hand zuhause gebraucht wurde. Ihr Traum wäre es gewesen, selbst das Bäckerhandwerk zu erlernen, wenn zu jener Zeit auch ungewöhnlich für ein Mädchen, doch die Zeiten waren hart, und so blieb es leider bei diesem Traum.

Während des Krieges, wo es nur Magermilch gab, schaffte Mutter Lohrer drei Ziegen an, um gute Milch für die Kinder zu haben, und Mathilde Lohrer half bei der Versorgung der Tiere und auch auf den Getreidefeldern der Familie.

Ihren späteren Mann, den Schneider Melchior Bürkle, kannte sie schon aus der Schulzeit, und als die beiden sich nach dem Krieg wieder begegneten, waren sie sich bald einig, den weiteren Lebensweg gemeinsam zurück zu legen. 1950 gaben sie sich in ihrem Heimatdorf das Jawort, und die Familie wurde um zwei Töchter und einen Sohn bereichert. Einige Zeit arbeitete Melchior Bürkle bei der Firma Digel, sattelte dann aber auf das Bäckerhandwerk um, während Mathilde Bürkle nicht nur die elterliche Landwirtschaft versorgte, sondern auch Fremdenzimmer an Gäste vermietete, als die Familie das Haus der Bürkles abgekauft und mit eigenen Händen umgebaut hatte.

In jener Zeit, so erinnert sich die freundliche Jubilarin, mussten sie jeden Pfennig dreimal umdrehen. Für Hobbys blieb da kein Raum, doch Mathilde Bürkle war es immer wichtig, die Gottesdienste zu besuchen, und sie nahm auch gerne am Gebetskreis teil. Ab und zu konnte sich das Ehepaar etwas Abwechslung bei Ausflügen mit dem Heimat- und Verkehrsverein gönnen.

Ihren Mann, dem die Kriegs- und Nachkriegszeiten einigen Tribut abverlangt hatten, verlor Mathilde Bürkle leider schon früh. Lange Jahre konnte sie sich noch alleine versorgen, doch seit diesem Sommer wird die Jubilarin von Sylvia, einer polnischen Betreuerin, unterstützt, damit sie in ihrem angestammten Zuhause bleiben kann. Mathilde Lohrer freut sich, dass Sohn Rolf mit seiner Familie am Ort wohnt.

Um ihren besonderen Geburtstag möchte Mathilde Bürkle kein großes Aufheben machen, aber die Familie, zu der fünf Enkel und zwei Urenkel gehören, wird sich zu einer Kaffeerunde und zum gemeinsamen Essen in einem Gündringer Gasthaus versammeln.