Ob beim Projekt "Spätzle mit Soß" (oben), bei den Brausetablettenforscherinnen (links), bei Chemiker Jasha Grüner (rechts) oder den Düngemittelspezialisten (unten): Mit einem Lächeln erörterten die Regionalsieger ihre Projekte gestern in der Stadthalle. Fotos: Fritsch Foto: Schwarzwälder-Bote

Bei "Jugend forscht" in Nagolds Stadthalle werden im Dienste der Wissenschaft auch Spätzle gekocht

Von Heiko Hofmann

Nagold. Das wäre doch auch einmal ein Forschungsprojekt. Das Schwarmverhalten von Schülern. Als ob es ein Schiff zu entern gilt, stürmt da eine Schulklasse die Nagolder Stadthalle. Gesitteter geht es bei der nächsten Gruppe zu. Der Lehrer läuft hier vorne raus, die Schüler folgen brav in einer Reihe.

In der Stadthalle selbst geht es noch gedrängter zu – wie immer, bei "Jugend forscht". Knapp 100 Schüler präsentieren dort 51 Forschungsarbeiten. Alleine schon diese Häufung emsigen Jungeforscherdrangs sorgt für Gewusel in der Halle. Und dann sind da noch die unzähligen Besucher. Ganze Schulklassen besuchen den Jungforscherwettbewerb, nicht nur aus Nagold, und auch von ganz unterschiedlichen Schulen. Hauptschüler, Realschüler, Gymnasiasten, Berufschüler – in der Stadthalle kommen sie alle ins Staunen. Dann folgt die Bewunderung – für das, was ihre Alterskameraden da mit ihren Forschungsprojekten leisten.

Besonders beliebt beim Schwarmverhalten der Schülergruppen: Projekte mit großen Aufbauten. Und dann natürlich auch die besonders erfolgreichen Forschungsarbeiten. Die Stände der Regionalsieger der Wettbewerbe "Schüler experimentieren" und "Jugend forscht" sind gesondert gekennzeichnet. An ihnen steht eigentlich immer ein Tross an Schülern. Von den Jungforschern an ihren Ständen und hinter den liebevoll aufgebauten Forschungspräsentationen ist da Höchstleistung gefordert. Immer wieder erklären sie ihre Projekte. Zwischendurch gibt es höchstens mal kurz einen Schluck aus der Wasserflasche. Und weiter geht’s.

Marlene Kuppel (13), Amelie Dittrich (12) und Sofia Rath (12) kommen bei ihrer Präsentation fast schon ins Schwitzen. Denn am Stand der OHG-Schülerinnen wird sogar gekocht. Es gibt Spätzle mit Soß. Denn eines ihrer Leibgerichte haben die Mädels kurzerhand zum Forschungsprojekt erkoren. Wohlwissend, dass "alle Schwaben Spätzle lieben, vor allem mit viel Soß" machten sie sich in den heimischen Küchen auf die Suche nach den Spätzle, die die Soße am besten aufnehmen. Den Teig stellten sie selbst her, verglichen dabei schon verschiedene Mehlsorten miteinander. Und dann klärten sie die Frage aller Fragen: Selbst geschabt oder doch lieber mit der Spätzlespresse? Zumindest, wenn es darum geht, welche Spätzle am meisten von der leckeren Soße aufnehmen, kommen sie zu einem eindeutigen Ergebnis: Mit Spätzlesmehl und der Presse erhält man die saugfähigsten Spätzle.

Soviel Forscherdrang hat natürlich einen Preis verdient. Im Fall des jungen Damentrios vom OHG war es sogar der erste Preis, der Regionalsieg bei "Schüler experimentieren". Sechs Regionalsiege gingen gestern allein nach Nagold. Und satte 24 Projekte kamen in diesem Jahr direkt aus Nagold. Die meisten, aber nicht alle, sind vom OHG. Auch die beruflichen Schulen sind präsent, oder die Christiane-Herzog-Realschule und auch ein Rottenburger Gymnasium. Mit 34 Teilnehmern und 17 Projekten ist und bleibt das OHG aber der Primus. Oft steht der Ruhm aber nicht allein den Schulen zu. Das Nagolder Jugendforschungszentrum (JFZ) wirkt weit in die Region hinein.

Ein Paradebeispiel für die Arbeit des JFZ sind Urs Läpple (17), Jessica Nowak (16) und Melanie Fischer (16). Jeder von ihnen besucht ein anderes Gymnasium. Doch im JFZ arbeiteten sie gemeinsam an ihrem Projekt der "elektronischen Düngemittelüberwachung bei Zier- und Nutzpflanzen". Mit Hilfe der Impedanzspektroskopie entwickelten sie eine für den Anwender einfache Messmethode zur Düngemittelüberwachung. "Überzeugend", fand auch die Jury. Das Forscher-Trio gewann den Regionalsieg im Bereich Arbeitswelt.

Ein weiterer Nagolder Preisträger ist der erst elfjährige Mats Raaf. Seine ganz praktisch angelegten Forschungen zu physikalischen Parametern bei Wasserrädern zeugen davon, dass hier ein echtes Cleverle am Werk war. Mit viel Tüftlergeist und Alltags-Elementen wie einem Fahrradtacho, einem Dynamo und einem Wasserschlauch ging er mit einem selbst gebauten Wasserrad der Frage nach, welcher Durchmesser beim Wasserrad bei welcher Fließgeschwindigkeit am effektivsten ist. Ein Regionalsieg war auch ihm sicher. Und die Tatsache, dass sein Versuch einer der beliebtesten ist.

Noch ein junges Nagolder Cleverle holte sich einen Regionalsieg bei "Schüler experimentieren". Jasha Grüner ist zwar erst zwölf Jahre alt, doch schon ein echter Routinier unter den forschenden Schülern. Zum fünften Mal ist er dabei – und ist damit schon unter den häufigsten Teilnehmern gelistet. Seine Untersuchung der "katalytischen Spaltung von Polyethylen" überzeugte die Juroren im Fachbereich Chemie. Und noch ein Nagolder Forschungsprojekt erlangte im Chemiebereich einen Regionalsieg: Die Sechstklässlerinnen Dorina Schäl (11), Sophia Haiß (11) und Selina Kerner (12) untersuchten die Auflösegewohnheiten von Brausetabletten. Ihr Ergebnis: Im warmen Sprudelwasser lösen sich die Tabletten am schnellsten auf – "auch wenn das nicht so lecker ist", wie sie ganz keck anmerken.

"Made in Germany", das steht für Qualität. Die Forschung von Philipp Swoboda von der Gewerblichen Schule Nagold hat jede Menge Qualität. Ein GPS-Ortungsgerät entwickelte der junge Mann mit seinen 19 Jahren. Ein effizientes und qualitätvolles GPS-Trackinggerät wollte er selbst bauen. Und anders als der GPS-Tracker im Smartphone, setzte er auf Robustheit und eine bessere Akkulaufzeit. 11,6 Stunden beträgt die Akkulaufzeit nun, weit länger als bei jedem Smartphone. "Ich bin aber noch nicht zufrieden damit", sagt Swoboda. Vor allem bei der Hardware – hier hat er mit vielen vorgefertigten Elementen gearbeitet – sieht er noch Entwicklungspotenzial. Die Forschung geht also weiter. "Da bleib ich dran." Ein Satz, den man an diesem Morgen mehrmals zu hören bekommt.

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