Zwei Jahre alt sind die Geräte. Sie haben aber volle Garantie. Foto: Fritsch Foto: Schwarzwälder-Bote

Tausch: Stadt will alle "on Road"-Parkscheinautomaten auf einmal erneuern – mit gebrauchten Geräten

Von Axel H. Kunert

Nagold. So etwas mag der Schwabe: (fast) neue Geräte, aber zum halben Preis, jedoch mit voller Garantie. Da kann auch die Stadt Nagold nicht "Nein" sagen. Und bringt die Neuanschaffung sämtlicher Parkscheinautomaten im Technischen Ausschuss auf den Weg.

Denn die insgesamt derzeit 20 Automaten, die aktuell für die "on Road"-Bewirtschaftung der Stellplätze im Innenstadtbereich eingesetzt werden, sind in die Jahre gekommen. Es seien noch Geräte der allerersten Generation, stolze 15 bis 20 Jahre alt – für die es am Markt eigentlich bereits keine (technischen) Ersatzteile mehr gibt. Denn der Hersteller liefert mittlerweile längst nur noch Geräte der sechsten Generation aus.

Und genau für solche konnte dieser Hersteller der Stadt Nagold jetzt ein einmaliges Angebot machen, das diese nicht ablehnen kann: Gerade einmal zwei Jahre alt sollen die Automaten sein, die in Schweden eingesetzt waren und dort im Rahmen einer Komplett-Umstellung bereits wieder ausgemustert wurden. Generalüberholt und im "wie neu"-Zustand könnten sie jetzt zum halben Preis – knapp 3000 statt 6000 Euro je Stück – und mit zwei Jahren Garantie der Stadt angeboten werden. Der Grund, warum sich die ursprünglichen Eigentümer so schnell wieder von der gerade erst eingekauften Technik verabschiedeten: In Schweden wurde die Parkraumbewirtschaftung komplett auf bargeldlose Zahlungstechnik umgestellt.

Nagold steht zum Bargeld

"Nagold aber steht zum Bargeld", so Oberbürgermeister Jürgen Großmann. Zumal der Automatenhersteller darauf hingewiesen habe, dass sich hierzulande aufgrund der anfallenden Buchungskosten bargeldlose Parkscheinautomaten (noch) nicht rechnen würden.

Ursprünglich war von der Stadtverwaltung geplant, mit einem jährlichen Aufwand von 12 000 Euro über die nächsten rund zehn Jahre jeweils zwei Alt-Geräte pro Jahr zu erneuern und diese dann als "Ersatzteillager" für die noch stehenden Geräte "zu verbrauchen". Die jetzt knapp 60 000 Euro für alle 20 "neuen" Geräte auf einmal zu investieren biete den Vorteil, künftig mit den Geräten der neuesten Generation notwendige Umprogrammierungen, etwa bei steigenden Parkgebühren oder veränderten Einsatz-Uhrzeiten durch städtische Mitarbeiter selbst ausführen zu können. Bisher mussten dafür immer Bauteile der Automaten beim Hersteller eingeschickt werden.

Auch würden die neuen Geräte im Falle auftretender Störungen selbstständig eine SMS an das Wartungsteam der Stadt verschicken. Bisher musste jemand die Störung auffallen und die Stadt dann per Telefon verständigen; oder bei einer der Wartungsrunden fiel die Störung auf. Was auch aus "Schwaben-Sicht" für die Neu-"Gebraucht"-Anschaffung spricht: Die neuen Automaten passen exakt auf die Sockel der alten – man spart sich also jegliche Tiefbauarbeiten. Und gewisse Teile der alten Geräte wie Batterien oder Geldkassetten könnten weiter auch mit den neuen Geräten genutzt werden. Zudem gelten die neuen Parkscheinautomaten als deutlich zuverlässiger als die alten, was zum Beispiel die Fehlerkorrektur des eingesetzten Münzprüfers betrifft.

Bei soviel guten Argumenten mochten auch die Mitglieder des Technischen Ausschusses des Nagolder Gemeinderats der außerplanmäßigen Investition nicht im Wege stehen und empfahlen einstimmig dem Gesamtgemeinderat für dessen nächste Sitzung die Annahme des Verwaltungsantrags zum Kauf der neuen Parkscheinautomaten.