Beim Mittagsbetrieb in der Mensa hat die CHR gute Erfahrungen mit dem CJD gesammelt. Nun sollen Mitarbeiter des CJD auch die Betreuung der Schüler im Rahmen des Ganztagskonzepts der Realschule übernehmen. Foto: Fritsch

Christiane-Herzog-Realschule stellt ihre Ganztagesbetreuung neu auf. CJD-Personal ist mit im Boot.

Nagold - 12.30 Uhr, Schule aus. Mama arbeitet, Papa ist im Betrieb. Der Nachmittag ist lang. Was tun? "Wir versuchen, dem gesellschaftlichen Wandel Rechnung zu tragen", sagt Schulleiter Andreas Kuhn. Wie? Mit dem Angebot einer offenen Ganztagesbetreuung an der Christiane-Herzog-Realschule (CHR).

Wir – das sind in diesem Fall Lehrer, Schüler, Eltern und Vertreter des städtischen Kultur- und Schulausschusses. Gemeinsam hat man ein Konzept erarbeitet, wie Nachmittagsbetreuung an der Nagolder Realschule für alle Beteiligten noch gewinnbringender ablaufen kann. Man ist sich Grün geworden.

Da gute Vorschläge ohne die nötige finanzielle Unterfütterung jedoch meistens nicht viel wert sind, war eines wichtig: Auch vom Gemeinderat gab es grünes Licht für die Initiative zur Aufwertung eines durchschnittlichen mittagsschulfreien Realschüler-Nachmittags. Ab September 2015 – ab kommendem Schuljahr, also – beginnt die Betreuung in der neuen Dimension.

Verloren waren Schüler vom Lemberg nach Schulschluss auch seither nicht. "Eine offene Ganztagesschule sind wir schon seit 2008", so Kuhn. Heißt im Klartext: Für Mittagessen und Hausaufgabenbetreuung war schon seit 2008 gesorgt.

Nach dem letzten Gong konnten Schüler zu Messer und Gabel greifen. Die Verantwortung für Zubereitung und Ausgabe des Mittagessens hatte man in die Hände des Altensteiger Ablegers des Christlichen Jugenddorfwerks Deutschland (CJD) gelegt. Und damit gute Erfahrungen gemacht. Im Anschluss trugen Lehrkräfte dafür Sorge, dass die Schüler ihre Hausaufgaben in Angriff nahmen. So war es bisher. Neu ab dem nächsten Schuljahr ist: Zusätzlich zur Hausaufgabenbetreuung sind auch Freizeitaktivitäten vorgesehen.

Rocken in der Band, sich gemeinsam bei Sport und Spiel verausgaben, Knobeln in der Gruppe, über grafischen Entwürfen brüten – all das soll ab September möglich sein. 35 Euro kostet der betreute Nachmittag mit Freizeit-Faktor pro Kind und Monat. Genau so viel wie am innerstädtischen Otto-Hahn-Gymnasium. Er befürworte, dass auf Betreuung an den weiterführenden Schulen stadtweit ein einheitlicher Satz erhoben werde, sagt Kuhns Stellvertreter Bernd Jung. Mittagessen ist, das dürfte der Preis nahelegen, in den 35 Euro nicht enthalten.

Ein Jahr hat das Projekt "belebender Nachmittag" vom Gemeinderat bekommen, um sich einmal in aller Ruhe zu erproben und zu entwickeln. Entschließen Eltern sich für die Option, beträgt die Mindestdauer der Teilnahme am Programm ein halbes Jahr. Nur so können die Macher verlässlich planen. Bei einer kinderreichen Familie kann sich der Betreuungsetat da ganz schön ausweiten. "Die Finanzen dürften nicht das Problem sein", sagt Jung. Wo Bedarf und Mittel auseinanderklaffen, ist es an den Eltern, sich der Schule anzuvertrauen. Sozialverträgliche Lösungen sind Schulleiter Kuhn und Stellvertreter Jung ein Anliegen.

Ist nun damit zu rechnen, dass sämtliche Eltern ihren Nachwuchs ab September in die Obhut der CJD-Betreuer geben? Ganz so euphorischen Zuspruch erwarten Kuhn und Jung sich nicht. "Wir haben bei anderen Schulen aus ländlichen Räumen nachgefragt", gibt der Rektor Auskunft. Dort nähmen durchschnittlich zehn Prozent eines Altersjahrgangs das erweiterte Betreuungsangebot wahr.

Mit vergleichbaren Werten rechnet man auch auf dem Lemberg. Prognosen, so befinden jedoch beide Führungskräfte, wären hier fehl am Platz. "Das fluktuiert einfach", schildert Jung die bisherigen Erfahrungen mit der Hausaufgabenbetreuung.

Gut für die Realschule ist: Bleibt der ganz große Ansturm auf das Programm aus, lässt der Gemeinderat die Schule finanziell nicht im Regen stehen. Im kommenden Schuljahr stehen die Zeichen an der Christiane-Herzog-Realschule also ganz auf Erprobung. Im Zuge der Konzipierung wurden alle beteiligten Parteien gehört. "Wir sind selber gespannt, was rauskommt", bringt Bernd Jung die Haltung der Schulleitung auf den Punkt.