Der Peru-Projektchor auf dem Plaza Mayor in Lima. Fotos: Christian Schlecht Foto: Schwarzwälder-Bote

Konzert-Reise: Peru-Reisende aus dem Nagoldtal erleben Konzerte mit überwältigenden Eindrücken

Von "Freude, schöner Götterfunken" bis "Alle meine Entchen": Bunt gemischt ist das Gesangsprogramm, das der Peru-Projektchor fern der Heimat singt. Am Sonntag erreichte die Redaktion ein Zwischenbericht der singenden Reisenden.

Nagold. 27 Sängerinnen und Sänger aus dem Gesamtgebiet des Chorverbandes Kniebis-Nagold rund um Chorleiterin Verónica Kluge und ihre zehn Begleiter melden sich nach ihrer ersten Reiseetappe aus Lima: "Dank großartiger Arbeit der mitgereisten Reisebegleiterin Ute Wendel erleben wir die peruanische Hauptstadt in all ihren Facetten", schreiben sie.

Die Eindrücke sind vielfältig: "Der hervorragenden peruanischen Küche mit ihrem reichen Angebot an Fisch, Fleisch, Gemüse und tropischen, teils bisher unbekannten Früchten und Säften, genossen mit Blick auf die Brandung des Pazifik oder während einer Reit-Show in einer kolonialen Finca, stehen die Armensiedlungen, viele Stunden im Stau, die Trockenheit der Küstenwüste und die Berichte über die Urvölker und die Eroberung durch die Spanischen ›Conquistadores‹ in der beeindruckenden Ausgrabungsstätte von Pachacamac, mit ihren beiden Haupt-Tempeln, den zahlreichen Residenzen und einem architektonisch perfekt angepassten modernen Museum gegenüber."

So kontrastreich wie die Eindrücke über Land und Leute sind auch die ersten drei Konzerte verlaufen. In der deutschsprachigen katholischen Gemeinde freute sich eine eher kleine Schar von deutschstämmigen und einheimischen Zuhörern über einen souveränen Auftritt, bei dem in der wohlklingenden Akustik der Klinkersteinkirche schnell der Funke übergesprungen ist. Das unterstrichen die guten Gespräche beim anschließenden Empfang und das rege Interesse der Mitglieder des heimischen Chores, sich über bereits bekannte aber auch neue Musikstücke auszutauschen und die Einladung, doch beim nächsten Mal wieder zu ihnen zu kommen.

Es folgte am Morgen darauf ein didaktisches Konzert in der Mädchenschule des Ursulinenordens. Rund 300 Schülerinnen im Alter von zehn bis 15 Jahren lauschten gespannt in dem riesigen Auditorium den Ansagen auf Spanisch von Chorleiterin Verónica Kluge, die in Absprache mit dem dortigen Lehrerkollegium in einem Streifzug durch die Musikgeschichte mit dem hochmotivierten Projekt-Chor Stücke von Renaissance über Klassik und Romantik bis zur Volksmusik vortrug. Überrascht und hoch erfreut waren die Gastgeber über das heimische Chorlied "Huincahonal" und auch die Einladung zu einem gemeinsamen Lied nahmen die Mädchen sehr gerne an. Ein Gänsehaut-Erlebnis war jedoch das spontane Singen von Dimitri Bortnjanskys "Tebje Pajom" in der Kapelle der Schule mit ihrer überwältigenden Akustik, die eine tiefgehende spirituelle Kraft ausstrahlt und vermittelt. Bei leckerem heimischem Fingerfood gab es danach Gelegenheit zum interessanten Austausch mit dem Lehrerkollegium und der Schulleitung.

Schöner als jeder begeisterte Applaus

Das Merkmal der Reise, dass ein Erlebnis das nächste übertrifft, würde sich beim Besuch in der Kindertagesstätte der Evangelisch-lutherischen Kirche im Armenviertel Breña fortsetzen. 90 drei- bis fünfjährige Kinder alleinerziehender Mütter werden in diesem sozialen Brennpunkt von den Gefahren der Straße ferngehalten, während ihre Mütter arbeiten gehen. Sie bekommen gesunde Nahrung, liebevolle Zuwendung und gute Erziehung. Verwundert und still hörten die Kleinen und ihre Erzieherinnen zum ersten Mal in ihrem Leben den Klängen des mehrstimmigen Chorgesangs unter anderem von Beethovens "Ode an die Freude" zu. Die staunenden Kinder riefen so manche Träne der Rührung bei Sängern und Erzieherinnen hervor. Das Raunen der Freude bei den echten Seifenblasen, die beim Lied "Fein sein, beinander bleiben" von zwei Sängerinnen in den Raum gepustet wurden war sogar noch schöner als jeder begeisterte Applaus der Kinder. Es zahlte sich aus, dass Chorleiterin Kluge auch zweisprachig in der musikalischen Früherziehung bewandert ist. Sie verstand es, das Interesse der Kinder zu bündeln, sie zum Singen unter anderem der spanischen Version von "Alle meine Entchen" zu motivieren und ihr überraschter Chor antwortete mit der deutschen Fassung. Begeistert klatschen alle bei "Siyahamba" mit und suchten anschließend die Begegnung mit den Besuchern. Zweifellos bleibt dies ein Höhepunkt des Besuchs in Lima.

Nun hat sich der Chor aufgemacht zum nächsten Ziel, Cusco, dem "Nabel der Welt" und Weltkulturerbe der Unesco, wo nach einer Anpassung an die Höhe ein Konzert in der Kathedrale auf dem Programm steht.