Monika Volaric (links) begrüßte Schülerinnen im "Haus auf dem Wimberg". Foto: Schwarzwälder-Bote

Wirtschaft: Schüler untersuchen Erfolgsfaktoren von einheimischen Unternehmen

Nordschwarzwald. (se/ag). Was macht den Wirtschaftsstandort Nordschwarzwald so attraktiv und was macht die Unternehmen dieses Wirtschaftsstandorts so erfolgreich? Diesen Fragen gingen Schüler der Kaufmännischen Schule Nagold im Rahmen ihrer Seminararbeiten nach. Hierzu besuchten die Schüler die Unternehmen und sprachen mit den Inhabern oder Mitgliedern der Geschäftsleitung, die dabei den Schülern tiefe Einblicke in die jeweiligen Unternehmen gewährten.

In 20 Jahren solle der Landkreis Calw ein Ort sein, "der geistig jung ist, die Chancen der Digitalisierung genutzt hat, innovationsfreundlich ist und es trotzdem schafft, den Menschen, die hier leben, Wurzeln zu geben und Menschen eine Heimat zu schaffen", so Frank Wiehe, Erster Landesbeamter des Landkreises Calw und Schirmherr des Projekts.

"Ausbildung ist immer eine Holschuld"

Chancen bezüglich neuer Arbeitsplätze sieht Wiehe in der Dienstleistungsbranche und der Kreativwirtschaft, weil diese hauptsächlich Innovation, Flexibilität und ein schnelles Internet benötigen, oft weniger Gewerbeflächen. Es gebe viele Anfragen von Unternehmen, die sich im Landkreis Calw niederlassen möchten, was aber aufgrund fehlender Gewerbeflächen, topografisch bedingt, häufig scheitere.

"Internationalisierung und Globalisierung sind für uns so notwendig wie die Luft zum Atmen", so Florian Dingler, geschäftsführender Gesellschafter von Meva in Haiterbach. Flache Hierarchien, Flexibilität, die persönliche Beziehung sowie das Erklärbar machen der Produkte seien die Basis, um sich gegenüber Wettbewerbern Vorteile zu sichern. Nur wenn sich jeder Einzelne einbringe, könne sich das Unternehmen weiterentwickeln. Deshalb biete Meva seinen Auszubildenden und Mitarbeitern eine Vielzahl von Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten, wie die Meva Academy. Voraussetzung sei, so Dingler, die Motivation, sich weiterentwickeln zu wollen. "Ausbildung ist immer eine Holschuld", sagte der Geschäftsführer.

Für Thomas Eisseler, Geschäftsführender Gesellschafter von Wagon Automotive in Nagold liegt der Erfolg des Unternehmens darin, mit den Kunden mitzugehen und auch kalkulierbare Risiken einzugehen, um sich Wettbewerbsvorteile zu sichern.

"Von Nagold in die ganze Welt", sprich die Nähe zum Kunden, ist für Bruno Schanz, Leiter der Personalentwicklung von Häfele in Nagold, eines der Kriterien, die den Erfolg des Weltmarktführers im Bereich Möbel- und Baubeschläge sowie elektronischer Schließsysteme ausmachen. Wichtig seien zudem ein großes Sortiment, die Internationalität sowie die Unternehmenskultur und die Mitarbeiter. Häfele verfüge über viele langjährige Mitarbeiter, welche des Öfteren Erfolgsstorys vorzuweisen haben. "Häfele ist ein multikulturelles Unternehmen mit einem entsprechendem familiären Spirit", so Bruno Schanz. Der respektvolle Umgang und das verlässliche Miteinander sowie ein kooperativer Führungsstil und leistungsorientiertes Arbeiten sorgten für eine hohe Motivation und Identifikation mit dem Familienunternehmen.

Dass Mut und Tatendrang zum Unternehmertum dazugehören, das hat Dirk Brünz, Geschäftsführer der Pfalzgraf Konditorei in Pfalzgrafenweiler, bewiesen. Nach dem Brand der Produktionshalle hat er sich bewusst für den Wiederaufbau entschieden, auch wenn dies mit einem Risiko verbunden war, stand die Produktion doch monatelang still. "Wenn der Wille da ist, kann man Berge versetzen", so der Geschäftsführer. Zufriedene Mitarbeiter, Solidarität und flache Hierarchien sowie die gegenseitige Wertschätzung sind für Dirk Brünz die entscheidenden Punkte, wie er bei seinen Mitarbeitern eine hohe Identifikation und Motivation mit dem Unternehmen verbindet. Damit spricht er sich auch ganz klar für den Standort Pfalzgrafenweiler und die Verbundenheit zur Region aus. Heimattreue ist Dirk Brünz wichtig, zumal er hier seine Fachkräfte hat, die für den Erfolg des Unternehmens unerlässlich seien.

"Geht nicht, gibts nicht", sagt Monika Volaric, Hausdirektorin im Haus auf dem Wimberg in Calw. Dann müsse eben geschaut werden, wie es gehen könnte. In Vielem sei man bereits sehr weit und damit im Vergleich zu anderen Pflegeeinrichtungen einen Schritt voraus. Hierzu gibt es Pilotprojekte, in denen das Haus auf dem Wimberg mit renommierten Forschungsinstituten zusammenarbeite.

Dienstleister für eine perfekte Arbeitswelt zu sein, ist auch der Anspruch von Veyhl in Zwerenberg. Unabdingbar sei eine Kommunikation auf Augenhöhe, so Gerhard Wahl, Geschäftsführer von Veyhl. Ein starkes Innovationsmanagement, Teamarbeit, Gastfreundschaft, ein hohes Servicelevel sowie neueste Maschinentechnik zeichnen für ihn den Erfolg der Firma Veyhl aus. Es zähle nicht, woher einer komme, sondern was er aufgrund seiner Fähigkeiten leiste. "Der mit seinem Wissen am offensten umgeht, der ist König", so Gerhard Wahl.

Führungsstil ist wichtigste Stellschraube

Für Daniel Just, Leiter Personalwesen der J. Schmalz GmbH in Glatten, ist der Führungsstil eine wichtige Stellschraube für den Erfolg eines Unternehmens. Dazu gehöre beispielsweise eine sehr offene und auf Wertschätzung basierende Kommunikationskultur.

Innovation und die Familie sind aus Sicht der Führungsetage wichtige Erfolgsfaktoren für den Naturkosmetikhersteller Börlind in Calw. Mit immer neuen, innovativen Produkten würden nationale und internationale Märkte bedient, neue Kunden auch im Segment der jüngeren Verbraucher angesprochen und die Zufriedenheit der bestehenden Kunden mit den Börlind-Produkten gesichert.

Im Fall von Perrot in Calw kamen die Schüler der Kaufmännischen Schule zu dem Schluss, dass der Erfolg der Firma in der Familie, der Religiosität und der gesellschaftlichen Verantwortung liegt. Die Vorgesetzten lebten die von ihnen geforderten Werte und seien damit Vorbild für ihre Mitarbeiter, fanden die Schüler heraus.