Juniorchefin Katharina Haizmann kennt sich mit dem alkoholischen Lieblingsgetränk der Deutschen – dem Bier – gut aus.      Foto: Fritsch Foto: Schwarzwälder-Bote

Starke Frauen: Katharina Haizmann wird einst mit vielen neuen Ideen die Hochdorfer Kronenbrauerei übernehmen

Von Dunja Smaoui

Nagold-Hochdorf. In Pumps läuft sie durch das Lager. Manchmal seien es auch pinke Gummistiefel. Herber Biergeruch, auf dem Boden bildet das goldfarbene Getränk große Pfützen. Lässig schwingt sich Katharina Haizmann auf die Tragfläche eines Gabelstaplers und lässt sich zur obersten Kiste fahren. Sie ist 30, Brau- und Malzmeisterin und packt gerne mit an.

"Manche Händler glauben, das Mädle habe keine Ahnung", erzählt sie und lehnt sich in ihrem Bürostuhl zurück. Sie lacht. Die langen blonden Haare trägt sie locker zu einem Zopf. Schwarzer Blazer, gut sitzende Jeans, hohe Schuhe. Als eine der wenigen Frauen in der Familienbrauerei des Vaters Eberhard in Hochdorf hört die 30-Jährige ab und zu mal einen Spruch. Das nimmt sie locker, denn: "Ahnung hat das Mädle allemal."

Seit 2011 steht Katharina Haizmann als Juniorchefin in dem elterlichen Betrieb jeden Tag im Büro. "Ich habe lange gebraucht und mir viel Zeit genommen mir zu überlegen, ob der Beruf das ist, was ich wirklich will", erzählt sie. "Dann habe ich mich bewusst entschieden. Und darüber bin ich sehr glücklich."

Die Hochdorferin zog es nach dem Abitur mit gerade mal 20 in die weite Welt hinaus. Zuerst nach Jena und Ludwigshafen. Dort hat sie BWL studiert. "Das ist so ein Fach, mit dem man vieles machen kann", sagt sie amüsiert. "Mir war das sehr wichtig, dass ich mir viele Türchen offen halte und mich nicht festlege." Sie überlegt. "Ich wusste lange nicht, was ich beruflich machen will, obwohl ich in den Ferien immer in der Brauerei meiner Eltern ausgeholfen habe."

Nach der Zeit in Ludwigshafen folgte ein Studienjahr in Finnland und dann war klar: Nach der Zeit des Suchens und Ausprobierens wollte die charmante 30-Jährige es wissen und ging für die Lehre zur Braumeisterin an die anerkannte Doemens-Akademie nach München in Bayern. "Ich bin unglaublich neugierig. Ich wollte einfach verstehen, was einen Braumeister ausmacht."

Ihre Wissbegierde und Offenheit waren damit noch lange nicht gestillt. Im Gegenteil, da ging es erst richtig los. Nach der Ausbildung flog Katharina Haizmann über den großen Teich nach Chicago – für einen dreimonatigen Braukurs. "Das war eine unglaublich gute und wertvolle Erfahrung für mich", erinnert sie sich. "Dort habe ich erst Mal gemerkt, was dahinter steckt. Bier ist ein kompetentes und unglaublich vielfältiges Produkt."

Ihre Augen strahlen. Katharina Haizmann ist in ihrem Element und plaudert von ihrem Lieblingsgetränk, dem Bier. "Das ist Freude und Begeisterung pur", sagt sie zufrieden. "Mich fasziniert es immer noch, dass man mit vier Basis-Rohstoffen – Wasser, Malz, Hopfen und Hefe – so unterschiedliche Biere herstellen kann."

Ihre natürliche Art, die Begeisterungsfähigkeit und die große Neugier kommen nicht nur in der 26-Mitarbeiter-Firma gut an. "Kunden und Händler merken schnell, dass Frauen und Bier doch ganz gut zusammenpassen", sagt sie und lässt sich von plumpen Sprüchen nicht entmutigen. "Wenn ich jedes Mal auf so was anspringen würde, dann hätte ich schon verloren", sagt sie. "Ich gebe den Leuten die Zeit selbst zu erkennen, dass ich Ahnung habe."

Mit Cleverness, Spaß und Gelassenheit mischt die junge Frau nun seit 2011 den Betrieb der Eltern auf. "Zurzeit bin ich eigentlich Mädchen für alles", erzählt sie. Aufgaben wie Brauereiführungen, Außendienst, Organisieren von Events, Bestellungsaufnahme, Kundenbetreuung sowie Akquise, gehören ebenso dazu wie das Auseinandersetzen mit dem Getränk selbst. "Manchmal trinke ich einfach einen Schluck für den Geschmack", sagt sie lachend. "Bier ist für mich einfach toll.

Auf den Rat des Vaters hört sie als Juniorchefin immer noch gerne. "Wir verfolgen das gleiche Ziel", sagt sie überzeugt. Regionalität und Qualität. Das, so sagt sie, seien die wichtigsten Grundsteine und Werte für die Brauerei. Unterscheiden tut sie sich von Vater Eberhard trotzdem. "Wir sind nicht immer einer Meinung. Manchmal kommt es auch zu endlosen Diskussionen", erzählt sie. "An viele Dinge gehe ich anders heran." Zeitgemäßer, moderner.

So linst die junge Braumeisterin über den Tellerrand hinaus und schaut sich zum Beispiel um, was andere Länder in ihrem Bereich treiben. Ihrer Kreativität setzt sie dabei keine Grenzen. "Warum nicht auch mal ein rotes Bier brauen?" Die traditionelle Küche, so erklärt sie, liebe sie sehr. Aber ab und zu dürfe es auch mal Sushi sein.

Außerdem sei sie kein Fan von mächtigen Bierkrügen. "Ich trinke gerne aus kleinen Gläsern", erklärt sie. "Ich rede so viel, da ist das Bier schon schal, wenn ich aus einem Krug trinke." Sie lacht. Mit ihrer Ansicht versucht sie zu zeigen: Bier ist stilvoll, vielseitig und kann auch als Sektersatz dienen.

Wenn Vater Eberhard Haizmann 65 werde, so sagt sie, dann übernehme sie die Brauerei vollständig als Chefin. Bis dahin steht sie mit vielen neuen Ideen und ihrer lernwilligen Art als "Mädchen für alles" im Büro. Die Mitarbeiter wissen sie und ihre Energie zu schätzen. "Und wenn es mal knallt und Konfrontationen gibt, dann ist das eben so." Sie zuckt die Schultern. "Das gehört dazu."

Katharina Haizmann hat sich entschieden, voll und ganz, zu 100 Prozent und für alles, was zu diesem Business dazugehört. "Etwas anderes geht da auch nicht. Entweder mache ich das ganz oder gar nicht." So macht sie es ganz, den "Männerberuf" als eine von fünf Frauen im Betrieb. Die pinken Gummistiefel lässt sie sich dabei aber nicht nehmen.