Reinhold Rau, Leiter des Dezernats Land- und Forstwirtschaft, Verbraucherschutz, begrüßt den Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Alexander Bonde, (rechts) auf dem Parkplatz des Landratsamtes. Foto: Schuon

Nahversorgung im ländlichen Raum ist Kern-Thema der Landesregierung. Effizienz als Lieblingsthema.

Landkreis Calw - Irgendwie hat der Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz eine besondere Beziehung zum Kreis Calw. Er ist als ehrenamtlicher Fahrer für das Bürgermobil Oberreichenbach eingetragen und stattet regelmäßig seinen Besuch ab.

Gut, ob diese nun rein beruflicher Natur sind oder nicht, darüber lässt sich sicher streiten. Allerdings nicht darüber, dass er sich für Nachhaltigkeit und Elektromobilität einsetzt und in dieser Hinsicht vom Angebot im Landkreis mit e-Bürgerautos und Centro-Rufbussen sehr angetan ist. "Bei der Verkehrsentwicklung im ländlichen Raum geht es um Effizienz und Alternativen", erklärt der Minister, weshalb.

Auch in diesem Sommer ist der Alexander Bonde wieder auf Tour durch das Land Baden-Württemberg. Und wie so oft stattet er auch der Stadt Calw seinen Besuch ab. Dabei kamen er und seine Begleiter natürlich in einem Elektroauto vorgefahren. Calw sollte seine letzte Station an diesem Tag sein. Dementsprechend hat er schon einen langen Weg hinter sich. Start war in Trossingen, danach ging es weiter nach Rottweil und über Pfalzgrafenweiler schließlich in die Hesse-Stadt. Als erstes wird sein Auto an die Ladestation vor dem Landratsamt angeschlossen. Danach geht es zum Empfang in den Sitzungssaal.

Effizienz ist sein Lieblingsthema

Es ging wieder mal um die üblichen Themen in Sachen Entwicklung des ländlichen Raums: Mobilität, Nahversorgung, demografischer Wandel und in diesem Zusammenhang auch die Urbanisierung. Zugegeben, neu sind diese Themen nicht, dafür aber umso wichtiger und immer aktuell. Das betont auch Bonde: "Es sind die Kern-Themen, mit denen sich die Landesregierung hier befasst." Die Strecken, die für den täglichen Bedarf zurückgelegt werden müssen, sind oft lang und das öffentliche Verkehrsnetz ausbaufähig, so Bonde. Das müsste verbessert werden, ohne dabei die Ökologie aus den Augen zu verlieren. Und schon ist er wieder bei seinem Lieblingsthema Effizienz angelangt. Damit meint er zum einen die Nachhaltigkeit und auch die Alternativen. Die Alternativen zum Otto-Motor.

Es wurde jedoch nicht nur darüber gesprochen, wie wichtig diese Themen sind, es wurden auch Lösungsansätze präsentiert. Stefan Siedentop stellte ein landesweites Modellprojekt vor. Er selbst nennt es ein Werkzeug, das zeigt, wie gut die einzelnen Gemeinden vernetzt sind. Die Basis davon bildet die ärztliche Versorgung, Bildung, Nahversorgung, Freizeitangebote und Dienstleistungen. Die Ergebnisse zeigen, dass die Erreichbarkeit im Landkreis Calw derzeit sehr gut ist. 90 Prozent aller Bürger könnten demnach alle Wege des täglichen Bedarfs mit dem Auto innerhalb von zehn Minuten zurücklegen und 70 Prozent mit dem öffentlichen Verkehrsnetz.

Bei diesen Berechnungen "wurden wir allerdings von der Realität eingeholt", gibt der Professor zu. Damit spricht er ganz konkret den Fall Neuweiler an. In der Gemeinde gab es zu Beginn der Berechnungen noch zwei praktizierende Ärzte und seine Karte zeigte für die Versorgung der Neuweiler-Bürger an, dass alles im grünen Bereich ist.

Ärzte-Fall Neuweiler hat alles verändert

Doch nach den jüngsten Entwicklungen sieht es dort nicht mehr ganz so rosig aus. Auf der nächsten Karte werden die Silhouetten der Ortsteile und auch von den umliegenden Gemeinden auf einmal in orange oder rot angezeigt – und damit auch die aktuelle Situation. Um diese Situation zu lösen, sprach er zwei Möglichkeiten an. Zum einen die übliche und bekannte Lösung, einen Arzt dazu zu bewegen, sich in Neuweiler niederzulassen oder aber die Verkehrssituation und damit die Buslinien und den Fahrplan anzupassen.

Um das in Zukunft realisieren zu können, wird dieses Werkzeug gegen Ende des Jahres an den Landkreis übergeben. Dann könne man eigenständig simulieren, wie und ob so eine Anpassung sinnvoll wäre. Das würde auch dem Minister gefallen.