Markus Benz vor der verbildlichten Philosophie. Foto: Kunert

Mit Familie Benz kam der Wiederaufstieg der Edelmarke zum Weltmarktführer. Auf Suche nach "wahren Werten".

Herrenberg/Nagold - Der Möbelhersteller Walter Knoll besteht seit 150 Jahren. Die heutige Position als Weltmarktführer erreichte das Unternehmen mit dem Engagement der Familie Benz.

Vielleicht ist es gewagt, in einem Bericht über die Luxus-Möbel-Manufaktur Walter Knoll, die bekanntlich ihren Hauptsitz in Herrenberg hat, die übliche Ortsmarke am Beginn des Textes um "Nagold" zu ergänzen. Aber an der Spitze des Unternehmens steht mit Markus Benz eben ein Nagolder. Der Sohn von Rolf Benz. Bruder von Barbara Benz, die das Knoll-Tochterunternehmen "architare" eben von Nagold aus leitet.

Markus Benz hat sich Zeit genommen für dieses Interview. Er ist entspannt. Guter Laune. Trägt ein legeres schwarzes Hemd zu schwarzer Jeans. Schwarz ist ein Design-Ideal – Reduzierung auf das Wesentliche. Das ebenfalls schwarze Sacko holt er erst zum Foto-Shooting herbei, um vor einer Wand mit einem Zitat von sich zu posieren "We deliver an economic cultural performance – made in Germany at its best." Übersetzt bedeutet das ungefähr: "Wir liefern eine wirtschaftlich kulturelle Bestleistung aus Deutschland." In Englisch klingt’s halt besser. Aber dieser Satz sei die Quintessenz dessen, wofür Walter Knoll international stehe. Und womit auch er ganz persönlich mit seiner Leidenschaft als Unternehmer identifiziert werden möchte.

Vom Jura-Studium zum Management

Ungewöhnlich emotional, ungewöhnlich sensibel für einen Mann, der ursprünglich so etwas Trockenes wie Jura studiert hat. Und lange Zeit nie an eine Karriere in den Unternehmen seiner Familie gedacht hat. Aber sein Fachgebiet Wirtschafts- und Arbeitsrecht waren dann doch nicht soweit weg von der Verantwortung in einem Management. 54 Jahre alt ist Markus Benz heute. Danach befragt, ob es ihm wehtue, heute nicht das Unternehmen "Rolf Benz" zu führen, das vor allem ja sein Vater aufgebaut hatte – sondern den ursprünglichen Konkurrenten "Walter Knoll", den die Familie Benz bereits 1994 übernommen hat, verhärtet sich das Gesicht von Markus Benz, aber nur kurz. Was zeigt: Es tut weh. Aber auch: Das ist eher nur noch ein Phantom-Schmerz. Denn was – vor allem – Markus Benz aus Walter Knoll gemacht hat, ist eindrucksvoll.

Stolze 150 Jahre alt wird das Unternehmen Walter Knoll in diesem Jahr. Die Edel-Manufaktur gilt als erster Polstermöbelhersteller überhaupt. "Die DNA dieses Unternehmens ist Innovation", sagt Markus Benz. Und er sagt es so, dass klar ist: dieses Unternehmen ist auch längst in seine DNA übergegangen.

Mit sieben Millionen Euro Umsatz und 400.000 Euro Export-Anteil habe man die Firma einst übernommen, die den damals anstehenden Generationswechsel aus eigener Kraft nicht packte. Es waren keine Nachfolger da, die den "Spirit" dieses Innovations-Unternehmens neu beleben, neu entfachen konnten.

Dieser "Spirit" kam mit den Kindern von Rolf Benz aus Nagold nach Herrenberg. Bei 85 Millionen Euro Umsatz im Jahr liegt Walter Knoll heute. Export-Anteil: 65 Prozent. Das Unternehmen ist unangefochtener Qualitäts- und Marktführer im absoluten Luxus-Segment der Polstermöbel. Darüber gibt es nichts mehr. Weltweit.

Markus Benz will das Unternehmen "Rolf Benz" für die Familie Benz als eine Etappe in der Evolution zu dieser Weltmarktführerschaft abgehakt wissen. Und für ihn ganz persönlich bot dieser Weg offensichtlich auch die Perspektive, sich von der Dominanz der übergroßen Lebensleistung seines Vaters in einem eigenen Unternehmerleben "freischwimmen" zu können. Den eigenen Weg zu finden. Und die Suche nach diesem Weg als das Leben selbst zu zelebrieren. Markus Benz erzählt von seinen Reisen um die Welt, auch in die entlegensten Winkel der Erde. Zu Naturvölkern wie den Zulus, den Simbas, den Aborigines. Wo er nicht nur das "Andere", sondern vor allem auch das "Gemeinsame" fand. "True Values" nennt er das – "wahre Werte".

Wer erfahren will, warum gerade das Reduzierte, das auf das Wesentliche konzentrierte im Möbelbau die Exponate so teuer macht – es steckt in dieser intensiven, geradezu philosophischen Auseinandersetzung mit der eigenen Arbeit. Und in dieser lebenslangen Suche nach dem "Design-Ideal". Nach der Einfachheit. Dem Stilechten. Dem Ultimativen. Dem Ewigen und Unvergänglichen. Dem Einzigartigen. Dem alles Verbindenden. Und Universellen.

Aus dem Rechtsanwalt Markus Benz hat diese Suche nach dem absolut perfektem Design einen durch und durch leidenschaftlichen Möbelbauer gemacht. Wie sein Vater. Wie das Leben eben so spielt...

In Mötzingen gibt es Platz zur Expansion

Und wie geht es weiter mit Knoll? Vielleicht die Expansion zurück nach Nagold? Nun ist Leichtigkeit im Gesichtsausdruck von Benz, als er sagt, dass er die Trennung von Heim – er hat einen Wohnsitz nach wie vor in Nagold – und Arbeit heute sehr zu schätzen wisse. Und außerdem habe man am zweiten Sitz des Unternehmens in Mötzingen noch reichlich Reserveflächen. Bisher sei es bei Walter Knoll unter seiner Führung immer so gewesen, dass man alle vier bis fünf Jahre habe expandieren müssen. Das letzte Mal 2011. Und er gehe davon aus, dass es jetzt in zwei, drei Jahren wieder soweit sein dürfte. "Wir hatten allein im ersten Quartal dieses Jahres ein zweistelliges Umsatzwachstum."