Das Tagebuch von Anne Frank (Bild links) ist die Ausgangsbasis für das Stück "Das Hinterhaus". Das Foto rechts zeigt einige der jungen Schauspieler vom OHG bei einer Besprechung mit Autor und Regisseur Andreas Schäfer. Fotos: dpa/Fritsch (2) Foto: Schwarzwälder-Bote

Theater-AG des Otto-Hahn-Gymnasiums bringt die Geschichte des jüdischen Mädchens auf die Bühne

Von Sophie Rentschler

Nagold. 70 Jahre Kriegsende – ein passender Zeitpunkt, sich mit Anne Frank zu beschäftigen. Zumal sich auch Anne Franks Todestag zum 70. Mal jährt. Doch die Proben der Theater-AG des Otto-Hahn-Gymnasiums zum Theaterstück "Das Hinterhaus" rund um Anne Franks Tagebuch sind anders begründet: Andreas Schäfer, Leiter der Theater-AG des Otto-Hahn-Gymnasiums, hatte bereits 2009 ein Stück zum Tagebuch von Anne Frank geschrieben und mit Schülern zur Aufführung gebracht. Dieses Jahr wollte Schäfer für die Theater-AG ursprünglich ein neues Stück schreiben. Dass das Stück über Anne Frank nun erneut aufgeführt wird, verdanke er den Schülern seiner jetzigen Theater-AG, die sich von dem Stoff begeistert zeigten, als sie ihn übergangsweise probten.

Vor einigen Jahren habe er sich intensiv mit dem Tagebuch von Anne Frank befasst. Die Bestürzung über so viel Ungerechtigkeit und Leid packte ihn und veranlasste ihn dazu, seine Gedanken in dem Theaterstück "Das Hinterhaus" niederzuschreiben. Doch trotz des ernsten Stoffs wird auch viel gelacht. "Wie in den Proben, so auch bei den Aufführungen", erzählt Andreas Schäfer.

Die Aufführung des Stücks vor sechs Jahren rührte das Publikum zum Teil zu Tränen – Freudentränen und Tränen der Trauer. Aber nicht nur das Publikum ist ergriffen, wenn es um die Geschichte des jüdischen Mädchens Anne Frank geht. "Auch in den Proben sind schon Tränen geflossen", berichtet Andreas Schäfer. Allen gehe das Schicksal des jungen Mädchens nahe.

"Das Hinterhaus" war das erste Stück, das Schäfer schrieb. Für seine Theater-AG schreibt der Mathematik- und Deutschlehrer mittlerweile regelmäßig neue Stücke.

Bei der Rollenverteilung sei er hauptsächlich durch äußere Zwänge gebunden: Die passende Körpergröße und eine kräftige Stimme seien hier oftmals ausschlaggebend. Außerdem müsse er sich auf eine gewisse Kritikfähigkeit und Textsicherheit der Schüler verlassen können.

Dennoch wird in den Proben deutlich, dass jeder Schüler sich mit eigenen Ideen und seinen persönlichen Fähigkeiten einbringen kann. So singt beispielsweise eine Schülerin jüdische Lieder, spielt sonst jedoch nur wenig auf der Bühne.

Nach den Pfingstferien sollen die richtig intensiven Proben beginnen. Der Text müsse sitzen. Schäfer: "Textbücher will ich ab dann nicht mehr auf der Bühne sehen."

Rund 90 Seiten Text werden schlussendlich auf der Bühne umgesetzt. Zweieinhalb Stunden Aufführungszeit sind für das Schauspiel veranschlagt. Erstmals soll es dieses Jahr bei den Aufführungen auch eine Pause geben.

Und es gibt wichtige Unterstützung: Eine Bühnenbild- und eine Bühnentechnik-AG haben sich an der Schule gegründet. Mit der Hilfe dieser beiden AGs können die drei für Ende des Jahres geplanten Aufführungen nur ein voller Erfolg werden – in diesem Punkt sind sich alle einig.

u Das Tagebuch der Anne Frank gilt als Symbol und Dokument für den Holocaust. Das jüdische Mädchen schildert darin das Leben, Hoffen und Bangen in einem Amsterdamer Hinterhaus, in dem sich seine Familie und einige Freunde von 1942 bis 1944 vor dem Naziterror versteckten.

Das Tagebuch ist eines der bekanntesten und weltweit am meisten gelesenen Bücher. Es wurde millionenfach in dutzenden Sprachen verlegt, verfilmt und für die Bühne aufbereitet.

u Anne Frank wurde am 12. Juni 1929 in Frankfurt/Main geboren. 1933 emigrierte ihre Familie in die Niederlande. 1942 sahen sich die Franks wie tausende anderer jüdischer Menschen zum Untertauchen gezwungen, um der Deportation in die Konzentrationslager zu entgehen. Im August 1944 flog das Versteck in einem Hinterhaus in der Amsterdamer Prinsengracht 263 durch Verrat auf.

u  Die Franks wurden im September 1944 zunächst in das Vernichtungslager Auschwitz gebracht, wo die Familie getrennt wurde. Die Mutter starb dort im Januar 1945 an Entkräftung. Anne kam bereits im Oktober 1944 in das KZ Bergen-Belsen bei Celle, dort starben sie im Alter von 15 Jahren und ihre Schwester Margot im Februar/März 1945 wenige Wochen vor der Befreiung an Typhus. Der Vater überlebte den Holocaust.