Zum Volkstrauertag führt die Kantorei das Requiem von Maurice Duruflé auf

Von Dorothee Trommer

Nagold. Anlässlich des Volkstrauertages führten die evangelische Kantorei und das Kantatenorchester Nagold unter anderem das Duruflé-Requiem auf. Die Kirchenmusikdirektoren Magdalena und Peter Ammer hatten zum Thema passend ein Themenkonzert geplant. Klaus Wollenweber, Bischof im Ruhestand, trug zu dem Konzert Gedankensplitter zum Thema Tod und Leben vor.

Eine sehr konzentrierte Stimmung herrschte vor Beginn des Konzertes. Sänger, Musiker und die Gemeinde waren absolut still, etwas Besonderes bahnte sich an, das spürten auch die nicht wenigen Kinder im Publikum. Die Bänke in der Nagolder Stadtkirche waren voll besetzt.

Mit "Ubi caritas" von Maurice Duruflé stiegen die Musiker in die Aufführung ein, Sänger standen rechts und links vom Altarraum und sangen im Wechsel.

Ganz zart und leise begannen die Streicher ihr Spiel, mehr ein Vibrieren, als ob ein großes Lebewesen erwacht und sich regt. Plötzlich erklang ein fragender Ton von der Galerie, die Trompete erklang dort oben und erinnerte an Engel auf alten Bildern. "The Unanswered Question" von Charles Ivres erfüllte die Stadtkirche, die hier wieder ihre schöne Akustik unter Beweis stellen konnte, mit ihren aufwühlenden Tönen. Als keine "schöne" Musik, die entspannt, sondern Musik, die Fragen stellt, wurde dieses Musikstück im Programmheft bezeichnet. Dieses Thema wurde von den Musikern perfekt umgesetzt.

Bischof im Ruhestand Klaus Wollenweber trug Nachdenkliches zum Thema Tod vor, wie dieser wahrgenommen wird, hänge vor allem von der Lebensgestaltung eines jeden Menschen ab. Klangräume wurden geschaffen, die Mut machen sollten, sich mit Gedenken, Trauer und Tod auseinanderzusetzen. Musik wurde hier nicht um ihrer selbst aufgeführt, sondern sie wurde in einen Kontext gestellt, der eine Verbindung zur Welt, zum Zeitgeschehen und zum Gedenken herstellt. Wollenweber erinnerte an den Beginn der Weltkriege, wies auf die Geschehnisse in Syrien oder im Nordirak hin. All dies seien unbeantwortete Fragen, so der ehemalige Bischof, worauf die Komposition "The Unanswered Question" ein zweites Mal erklang.

Die komplette Kantorei vor dem Altar sang kraftvoll die Motette von Johannes Brahms "Warum ist das Licht gegeben dem Mühseligen", welche Texte aus den Büchern Hiob, Jeremias, Jakobus und Martin Luthers zum Inhalt hat.

Maurice Duruflé schrieb das Hauptwerk des Abends, das Requiem, im Jahre 1947; er griff dabei auf die gregorianischen Melodien der Totenmesse zurück.

Requiem heißt Ruhe, und die Komposition von Duruflé dreht sich um die Bitte an Jesus um Ruhe, um Ruhe im ewigen Leben. Streicher und Chor harmonierten perfekt, und als die mächtige Orgel, gespielt von Johannes Kalmbach, und die zarte Harfe dazukamen, entstand ein gewaltiger Klangteppich.

Mit Pauken und Trompeten tönte in der Stadtkirche der Weltuntergang – das "Domine Jesu Christe" beschwört Bilder von der Hölle, von tiefen Abgründen und dem Rachen des Löwen herauf. Und so klang es auch, einfach bombastisch und sehr eindrucksvoll. Bariton Thomas Scharr sang den bewegenden Part der Opfergabe und der Bitte um Leben nach dem Tod.

Das Lamm Gottes, das "Agnus Die", wurde von den himmlischen Tönen der Harfe dargestellt, gespielt von Agnes Märker. Chor und Streicher gesellten sich dazu.

Den Kirchenmusikdirektoren ist es gelungen, sämtliche Akteure der Aufführung in Monologen, Dialogen und im Zusammenspiel wirken zu lassen. Den Abschluss bildete Musik, die vom Paradies berichtete, Frauenstimmen besangen den Chor der Engel und die Märtyrer der heiligen Stadt Jerusalem.

Nach dem Segen blieb es noch lange still, bis das Publikum begeistert Beifall spendete.