Die Asylbewerberunterkunft Haus Waldeck in Nagold besteht aus einem neuen – hier im Bild – und einem alten Teil. Foto: Bernklau

Schwerpunkt der Arbeit verschiebt sich Richtung Bildung. Ärger über Registrierung und Wartezeiten für Kurse.

Nagold - Auch wenn der Zustrom an Flüchtlingen abgeebbt ist, die Asylarbeitskreise haben immer noch genug zu tun – und sie haben weiter die Unterstützung der Bevölkerung. Das erfuhr die SPD-Bundestagsabgeordnete Saskia Esken bei ihrem Besuch in der Nagolder Flüchtlingsunterkunft im Haus Waldeck.

"Wir fühlen uns weiter getragen von der Bevölkerung", berichtete Helga Mühleisen, Frontfrau des Nagolder Arbeitskreises Asyl.

Um halb vier morgens zur Registrierung

Und auch die Zusammenarbeit mit dem Landratsamt in Calw und der dort neu eingerichteten Abteilung Flüchtlinge und Integration funktioniere gut, bestätigte Mühleisen im Beisein des neuen zuständigen Abteilungsleiters im Landratsamt Ralf Bühler.

Der Arbeitskreis umfasse rund 35 aktive Mitglieder und 200 Menschen, die an der Arbeit des AK Interesse zeigten. Auch das Interesse der Menschen, für die Flüchtlingsarbeit zu spenden, sei ungebrochen, so Mühleisen.

Verändert hat sich indes der Inhalt der Arbeit mit den Flüchtlingen. Da rückt immer mehr der Bereich der Kinderbetreuung, der Gesundheitsversorgung, der Bildung, der Ausbildung in den Mittelpunkt – und immer wieder der Spracherwerb. Da sorgen die langen Wartezeiten auf Kurse bei den Flüchtlingen und ihren Betreuern immer wieder für Ärger und Irritation.

Den Ärger gab es in der Vergangenheit auch bei der Registrierung der im Kreis Calw befindlichen Flüchtlinge durch die übergeordneten Behörden. Die lief offenbar so mangelhaft, dass man sich im Landratsamt entschloss, die Asylsuchenden aus dem Kreis, die noch nicht registriert waren, busseweise zu den Registrierungsstellen nach Heidelberg oder Sigmaringen zu karren. Zeit der Abfahrt: 3.30 Uhr. "Das war alles sehr aufwendig", erinnert sich Abteilungsleiter Bühler an die Missionen seiner Mitarbeiter und Kollegen. Nach vielen Monaten Wartezeit ist die Registrierung nun aber abgeschlossen. Das meldet zumindest das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge BAMF.

Langsam kehrt man zur Normalität zurück

Das Problem ist also erledigt, und auch auf anderen Sektoren kehrt man in Sachen Flüchtlinge zur "Normalität" zurück, wie es Bühler formuliert. Dazu gehöre auch, dass man seitens des Landkreises erreichen wolle, dass die Flüchtlinge in Zukunft – wie eigentlich vorgesehen – zwei Jahre in den Unterkünften des Landkreises bleiben sollen und erst dann an die Kommunen zur Anschlussunterbringung weitergeleitet werden. Aufgrund der Masse an Asylsuchenden waren etliche von ihnen schon deutlich früher in die Anschlussunterbringung abgegeben worden. Auch was die Aufnahme von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen angeht, sei ein Ende der Fahnenstange in Sicht. Da müsse man nur noch wenige aufnehmen, so Bühler beim Besuch von Esken in Nagold.

Die Abgeordnete zeigte sich beeindruckt von dem Engagement der Arbeitskreise in der Region, gab den Nagolder Akteuren Tipps – gerade was Bildung und die Integration der Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt angeht – und bot ihre Hilfe bei der Lösung der vielfältigen Probleme und Aufgaben bei der Flüchtlingsbetreuung an.