Einen "Balladenabend in Wort und Ton" erlebten die Besucher bei der "Nagolder Konzertreihe". Foto: Kosowska-Németh Foto: Schwarzwälder-Bote

Konzertreihe: Im Nagolder Kubus erklingen Werke von Goethe bis Heine und von Schumann bis Loewe

Jüngst wich die "Nagolder Konzertreihe" vom gewohnten Profil ab und sorgte als "Balladenabend in Wort und Ton" für großen Beifall im Publikum. Reiner Hiby (Bariton), Stefanie Höfner (Klavier) und Rudolf Guckelsberger (Sprecher) begeisterten.

Nagold. Mit beinah zarter Behutsamkeit ging das Künstlertrio dieses Abendthema an. In einer originellen Melange aus Musik und Wort erweckten sie mehrere Schätze der deutschen Literatur und Gesangskunst aus ihrem Dornröschenschlaf.

Früher oft gelesen, gesungen oder vorgetragen, büßte die Ballade später einen Großteil ihrer einstigen Popularität und Wirkungskraft ein. Aus alter Tradition der höfischen Troubadours-Lyrik und volkstümlichen Liedgut geboren, erlebte die klassische Gattung ihren Höhenflug in der Romantik und blühte in unzähligen episch-poetischen Werken von großer Ausdruckskraft auf.

Bekannte Werke waren musikalischer Kern

Viel erzählerische Frische und ein notwendiges Minimum an Gestik und Affektivität brauchte Guckelsberger, um die gefühlsbetonte Lyrik von "Der Sänger" (Johann Wolfgang Goethe) und "Das Schloss Boncourt" (Adelbert von Chamisso) glaubwürdig wiederzugeben. Wo die poetische Dramatik danach verlangte, steigerte der Rezitator die Spannung durch Veränderungen des Sprechtempos, plötzliche Zäsuren, Stimmeverstellung und nicht zuletzt durch den direkten Blickkontakt mit dem Publikum.

Und so entsprangen der Zuhörerfantasie halbwahrhaftige oder gar irreale Bilder aus vergangener Mährenwelt: Grausames Schicksal des "Kastellan von Coucy" (Ludwig Uhland), verhängnisvolle Verführungsmacht des "Erlkönigs Tochter" (Johann Gottfried Herder), schließlich die folgenschwere Geisterbeschwörung des "Zauberlehring" (Goethe). Die Stimmungsvielfalt, Versmaß und Sprachklang der Balladen inspirierten mehrere Komponisten, die epischen Dichtungen zu vertonen.

Eine Auswahl der bekanntesten Kleinwerke bildete den musikalischen Kern des Konzerts. Neben "Die beiden Grenadiere" von Robert Schumann (nach Heinrich Heine), "Die Uhr" von Carl Loewe (Text Johann Seidl) und "Der König in Thule" von Franz Schubert (nach Goethe) schlossen die erfolgreiche Musiker und Dozenten der Nagolder Musikschule Hiby und Höfner eines der vollkommensten Schubertschen Meisterwerke, die Ballade "Erlkönig" ins Programm mit ein.

Die resonanzstarke Baritonstimme von Hiby erwies sich als ein sehr flexibles, vom tiefen Bass bis hin in die Tenorhöhe einsetzbares Grundwerkzeug, auf dem der Sänger sein Interpretationskonzept aufbaute. Voller Groll und Enttäuschung als alter Grenadier ergänzte er im epischen Lied "Prinz Eugen" von Loewe (nach Ferdinand Freiligrath) seine geballte Stimmkraft um einen geradezu militärisch wirkenden Unterton.

In "Der Wirtin Töchterlein" von Loewe (Uhland) kam das breite Farbspektrum der fülligen Stimme noch stärker zum Vorschein, dem Schumannschen "Belsazar" (nach Heine) verlieh das Duo Hiby/Höfner die Spannungskraft.

Die Pianistin Stefanie Höfner gestaltete den Begleitpart ausgesprochen aktiv und mit einer eleganten Zurückhaltung, die dem Solisten ein freies Feld gewährte, gleichzeitig aber den Klavierpartner nicht in den Schatten stellte.