Erste Versuche, die Nadel zu halten, gehen schief – und sorgen für große Heiterkeit. Foto: Fritsch

Reporter "mittendrin" bei der Handarbeitsgruppe des Seniorentreffs. Nicht schlecht, aber auch nicht ganz gut.

Nagold - Stricken, Häkeln, Schwätzen: Ist diese eigenwillige Kombination nur etwas für Frauen? Zumindest so viel ist sicher: Anfänger beginnen mit der "Luftmasche". Ein Selbstversuch.

Kaffee, Zopf, und der "Frauenstammtisch" im Seniorentreff "Mohren" ist perfekt. Seit 1994 trifft sich hier alle zwei Wochen eine Gruppe von Frauen des Seniorentreffs, um ihrem Hobby, der Handarbeit, zu frönen.

Doch es geht um mehr. Stammtisch heißt nämlich auch Unterhaltung: "Schwätzen und Stricken", gibt Agathe Fries als Motto für die Nachmittage aus. Sie hat die Gruppe ins Leben gerufen, nachdem sie in den Ruhestand gegangen ist, denn: "Wer macht das schon gerne alleine?"

Dicke Nadel und dicker Faden für den Anfänger

Für die Frauen ist der Handarbeitsnachmittag aber auch eine Gelegenheit, sich über Tricks und Kniffe auszutauschen. Da können nur noch die Expertinnen mitreden.

Doch kann Handarbeit auch ein Hobby für Männer sein: "Ja, für Männer mit Pferdeschwanz", meint eine Teilnehmerin. "Ein bisschen nähen und kochen sollten Männer schon können", sagt eine andere. Die schärfste Aussage: "Männer müssen das können."

Es wird kritisch. Über meinen Kochkünste schweige ich lieber, von meinen spärlichen Kenntnissen vom Häkeln und Stricken sicherheitshalber auch. Die Expertise der Runde erscheint im Vergleich zu meinem Nichtwissen gigantisch. Angeben könnte ich höchstens damit, dass ich keinen Pferdeschwanz habe. Doch die eigentliche Herausforderung beginnt erst jetzt.

Die Expertinnen meinen nämlich: "Die Luftmasche ist für Anfänger." Also für mich. Die nächstschwierigen Stücke sind Schal und Topflappen. Erst danach beginne das Stricken mit gleich zwei Nadeln. Aussagen wie "die Luftmasche kann jeder" oder "das ist ganz einfach" sorgen für die nötige Motivation – und anders formuliert: für Erfolgsdruck.

Um den Moment zu verzögern, muss ich eine Zwischenfrage stellen: "Was ist der Unterschied zwischen Häkeln und Stricken?" Ganz einfach: Die Häkelnadel hat einen Haken und beim Stricken kommen gleich mehrere Nadeln gleichzeitig zum Einsatz – klar. Die gehäkelte Luftmasche für Anfänger sollte dennoch nicht ganz einfach werden.

Um mir den Einstieg zu erleichtern, erhalte ich eine dicke Nadel der Stärke 4,5 und eine Wollsorte mit dickem Faden. Und trotzdem sind die ersten Gehversuche auf diesem Neuland holprig. Die Kunst ist, Nadel, Faden und gehäkeltes Stück so zu organisieren, dass einem nichts aus der Hand fällt. Der Faden muss locker über den Zeigefinger laufen, muss aber auch gespannt sein, damit der Nadelhaken ihn besser greifen kann. Keine einfache Übung.

Zuvorkommend und geduldig erklären die Damen es immer wieder – und amüsieren sich dabei köstlich. Nur die versteckte Kamera fehlt.

Danach beginnt die Faszination fürs Häkeln

Nicht umsonst sagen sie, dass Handarbeit auch ein "guter Ausgleich" ist. "Da kann man in sich gehen". Aber die Gruppe sagt auch: "Man muss es schon können, wenn es entspannen soll."

Sind die ersten misslungenen Versuche überwunden, wirkt das Häkeln tatsächlich entspannend. Gleichzeitig schafft man etwas. Es geht dabei wohl am ehesten darum, sich eine gewisse Routine anzueignen. Danach beginnt die Faszination fürs Häkeln. Doch Socken, Handschuhe und Schals seien schon wesentlich komplizierter und aufwendiger als Luftmaschen, weil man bei den Socken im Kreis herum nähen müsse.

Aber wie bewertet die Runde meinen ersten Versuch? "Wir geben dafür eine 2,5", so war die einhellige Meinung. Damit kann ich leben. Das heißt: Ich war nicht ganz schlecht, aber auch nicht ganz gut. Offensichtlich gibt es noch Luft nach oben.

Drohend tönt die Aussage: "Dann wissen Sie ja schon, was Sie heute Abend vorhaben." Die Damen möchten in einer der nächsten Handarbeitsstunden sogar etwaige Fortschritte überprüfen.

Stricken, Häkeln, Schwätzen: Vielleicht auch für Männer ohne Pferdeschwanz eine interessante Kombination.

Info: Termine

Die Handarbeitsgruppe des Seniorentreffs "Mohren" trifft sich alle zwei Wochen immer dienstags im "Mohren". Das nächste Treffen ist am 6. Dezember. Wer interessiert ist, erhält weitere Infos von der Gruppenleiterin Agathe Fries unter der Telefonnummer 07452/2455.