Sarah Hillebrenner und Martin Göschel sind das neue Pächterpaar in der Alten Post. Foto: Fritsch

Flaggschiff wieder auf Sterne-Kurs: Sarah Hillebrenner und Martin Göschel übernehmen Gasthaus. Eröffnung am 17. Juni.

Nagold - Frischer Wind in altehrwürdigem Gemäuer: Mit Sarah Hillebrenner (35) und Martin Göschel (42) übernimmt ein Gastronomenpaar die "Alte Post", das auf der Welt viel herumgekommen ist und nun in Nagold die Herausforderung sucht. Das gastronomische Flaggschiff dieser Stadt geht damit wieder auf Sterne-Kurs.

Sie wissen genau, was sie wollen. Auch beim Fotoshooting auf dem Vorstadtplatz achten sie darauf, dass nichts Störendes an ihrem neuen Domizil in die Linse des Fotografen gerät. Sarah Hillebrenner und Martin Göschel sind, auch wenn es ihr Alter nicht erahnen lässt, gestandene Profis. Die studierte Tourismus-Managerin hat eine steile Karriere hinter sich. Vor zehn Jahren bediente sie noch als Hostess die VIPs in der Lounge des FC Bayern, zwei Jahre später stand sie schon an der Rezeption des 5-Sterne-Hotels Ritz-Carlton in Cancun. "Gästekontakt pflegen – das ist ein schöner Beruf", sagt sie. Sie wurde Managerin und wechselte nach Barcelona.

Einer der 50 besten Köche in Deutschland und der Schweiz

Ihre letzte Station war der 500-Seelen-Ort Ftan, genauer das Hotel Paradies, wo sie als stellvertretende Hoteldirektorin arbeitete – und eben Martin Göschel kennen lernte, der schon seit Jahren als einer der 50 besten Köche in Deutschland und der Schweiz gelistet wird. Seinen Beruf gelernt hat er im Hotel Ritter in Durbach, stieg dann im Bareiss in Baiersbronn zum Chef de Partie auf, absolvierte die Meisterschule und landete über mehrere Stationen im Frankfurter Tigerpalast Varieté Theater, wo er erstmals für seine Kochkünste mit einem Michelin-Stern und 18-Gault-Millau-Punkten ausgezeichnet wurde. Bei Göschel "schwebt man über dem kulinarischen Alltag", schrieb die Fachpresse – und der heute 42-Jährige blieb fortan, bis heute, seinem Sternekurs treu.

Wie der Zufall es wollte, dachte das Gastronomenpaar vor wenigen Monaten darüber nach, etwas Neues anzupacken – und hörte von der sich in Nagold bietenden Gelegenheit. Im März schauten sie sich die "Post" an, befanden: "Das Potenzial springt einen an", ließen ihre Top-Jobs in der Schweiz hinter sich und bezogen vor wenigen Tagen ihre Stadtwohnung in Nagold. Es gibt noch viel zu tun bis zur offiziellen Wiedereröffnung am 17. Juni.

Sie wissen aus dem kleinen eidgenössichen Dorf Ftan, wie schwierig es ist, noblen Häusern die Hemmschwelle zu nehmen. Wie ihnen dies in Nagold gelingt, auch darüber haben sie sich schon viele Gedanken gemacht. Natürlich wisse man um die Geschichte des Hauses, sagt Sarah Hillebrenner und fügt selbstbewusst hinzu: "Aber im Vordergrund muss das Gastronomenpaar stehen. Stimmig, authentisch und mit einer klaren Linie." Legerer will man in der "Alten Post" werden und zugleich, mit der Betonung auf regionale Produkte, in der Küche die Kreativität ausleben. "Die Küche wird sehr global werden", verspricht der neue Chefkoch, der auch an neuer Wirkungsstätte seine Sterne-Ambitionen weiter pflegen will: "Warum soll ich diese Richtung aufgeben?" sagt er, "und wenn es dieses Jahr nicht klappt, vielleicht dann nächstes Jahr".

Preislich soll sich alles im Rahmen halten – auch bei den guten Tropfen aus dem Keller, wo vornehmlich deutsche und italienische Weine lagern. Die beiden sprühen vor Ideen – Barbecue auf der Terrasse, Ausschank aus der Magnumflasche an der Bar – und fiebern der Eröffnung förmlich entgegen: "Ein tolles Haus mit so vielen Möglichkeiten. Als Gastronom macht es Spaß, hier anzufangen."