Pfarrer Steffen Poos wird am Sonntag verabschiedet. Vielen Menschen imponierte sein offener Umgang mit seiner Homosexualität. Foto: Privat

Abschiedsgottesdienst diesen Sonntag. Steffen Poos künftig als Seelsorger in Hessen tätig.

Nagold-Iselshausen - "Es war eine besondere und bereichernde Zeit für mich", so sagt Pfarrer Steffen Poos über die vergangenen drei Jahre. Im September 2008 kam er als frisch ordinierter evangelischer Pfarrer nach Nagold.

Zuerst war er als Pfarrer zur Dienstaushilfe bei Dekan Ralf Albrecht tätig. In dieser Funktion war er als Springer in verschiedenen Gemeinden zur Vakatur- oder Krankheitsvertretung, unter anderem auch in der Kirchengemeinde Nagold-Iselshausen.

Poos erinnert sich noch gut an die ersten Begegnungen und Gottesdienste. Aus dieser guten Zusammenarbeit erwuchs der Wunsch der Kirchengemeinde, Poos als Gemeindepfarrer zu gewinnen. Der Kirchengemeinderat hatte dazu eine Unterschriftenaktion gestartet und konnte nach Gesprächen mit der Kirchenleitung und Dekan Albrecht bewirken, dass Poos zum September 2009 auf die Pfarrstelle nach Iselshausen versetzt wurde.

Gisela Rink, Vorsitzende des Kirchengemeinderates, beschreibt ihn als Pfarrer, der mit seiner lieben und uneigennützigen Art Menschen begeistern kann und dadurch wieder Leben in die Gemeinde gebracht hat. Für viele Gemeindeglieder sei seine Offenheit und Kreativität verbunden mit seinem Charisma Anreiz gewesen, sich wieder auf die Spur des Glaubens zu machen.

Für Poos waren es im Rückblick reiche Jahre, die geprägt waren von großen wie kleinen Aktionen und Begebenheiten. Verbunden werden mit seinem Namen die Gottesdienste zum Valentinstag, die thematischen Abendgottesdienste, der lebendige Adventskalender und die Luthernacht für Kinder. Er selber staune, so Poos, was in dieser Zeit gewachsen sei. Er betont dazu ausdrücklich, dass er dies nicht alleine gemacht habe, sondern in guter Zusammenarbeit mit den Mitarbeitern der Kirchengemeinde.

Doch nun kommt der Abschied: Nachdem die Kirchenleitung Poos das verbindliche Zusammenleben mit seinem Lebenspartner im Pfarrhaus nicht ermöglicht hat, hat sich Poos erfolgreich bei der Evangelischen Landeskirche in Hessen-Nassau beworben und wird dort in Zukunft als Gemeindepfarrer arbeiten.

Bekenntnis zur Homosexualität

Für Poos liegt nach seinem Bekenntnis zur Homosexualität eine schwere Zeit hinter ihm. Der Trubel und die Auseinandersetzungen rund um seine Person sind nicht spurlos an ihm vorüber gegangen. Was ihn in dieser Zeit getragen habe, sei sein Glaube und die Unterstützung von Seiten des Kirchengemeinderates und vielen Menschen aus der Kirchengemeinde und anderen Orten. Er selber habe die Hoffnung, dass dadurch das Bewusstsein für den Umgang mit homosexuellen Menschen geschärft werde. Für die anstehenden Diskussionen in der Landeskirche wünsche er sich einen differenzierten Umgang mit dem biblischen Zeugnis und dessen Interpretation. Für ihn stehe außer Frage, dass homosexuelle Menschen zur guten Schöpfung Gottes gehören und deren Liebe gesegnet sei.

Für die Kirchengemeinde sei es ein herber und schwerer Verlust, so Rink. Wer Steffen Poos kenne, wisse, was die Kirchengemeinde Iselshausen, die Stadt Nagold und die Landeskirche verlieren. Sie habe besonders die Hingabe und die Art und Weise wie Poos seine Berufung lebe beeindruckt, ebenso seine Ehrlichkeit im Umgang mit seiner Homosexualität. Die Gemeinde trauere um einen Pfarrer, der mit seiner Gemeinde auf einem so hoffnungsvollen Weg unterwegs war. Wut und Trauer seien das eine. Das andere sei die Dankbarkeit.

Mit einem Abschiedsgottesdienst am 9. Oktober um 14 Uhr in der Jakobuskirche Iselshausen und einem anschließenden Empfang um 15.30 Uhr in der Gemeindehalle begeht die Kirchengemeinde den Abschied von Pfarrer Poos.