Die Theaterversion des Bestsellers "Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand" amüsierte das Publikum. Foto: Stadler Foto: Schwarzwälder-Bote

Kultur: Bestseller auf der Theaterbühne

Nagold. Im Rahmen der Nagolder Theaterreihe gastierte die Tournee- und Gastspieltruppe des privaten Altonaer Theaters aus Hamburg mit einer überlangen, aber aberwitzigen Inszenierung des Bestsellers "Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand" in der Stadthalle.

Mit viel Witz und Situationskomik brachten der Drehbuchautor Axel Schneider und die Regisseurin Eva Hosemann den Bestseller des schwedischen Autor Jonas Jonasson auf die Theaterbühne. Am zweiten Theaterabend in der diesjährigen Spielzeit erlebten die Theaterbesucher einen amüsanten Abend in Form eines modernen Schelmenstücks, das auch gleichzeitig Roadmovie und Krimikomödie in sich vereinte.

Wenn ein Altersheimbewohner aus dem Fenster steigt und abhaut, statt sich zum 100. Geburtstag feiern zu lassen und in eine absurde Verfolgungsgeschichte gerät, die immer wieder mit Rückblenden auf genauso lange Weltgeschichte zurückblickt, rast die Vergangenheit an den Theaterbesuchern im Schnelldurchlauf vorbei. Und so manch einer denkt dabei vielleicht ein wenig an "Forrest Gump".

Die Geschichte selbst switcht nach dem Weglaufen von Allan vor der schrulligen Altersheimgesellschaft von einer Verfolgungskomödie in raschen Wechsel zu weltpolitischen Situationen des vergangenen Jahrhunderts. In diese stolperte der Hundertjährige als jüngerer Mann ungewollt hinein. In den Szenen als alter Mann jagte er zusammen mit einem skurrilen Tross an Begleitern, die ihn im Laufe der Zeit umgaben, mit einem geklauten Geldkoffern vor einer Verbrecherbande davon. Leichen werden dabei auch in Kauf genommen. Begleitet wurde er von einem Gelegenheitsdieb, einem ewigen Studenten und der "schönen Frau" Gunilla mit ihrem zugelaufenen Elefanten Sonja.

Schauspieler Franz-Joseph Dieken, bekannt aus mehreren Fernsehrollen, verkörperte den 100-jährigen Allan Karlsson überzeugend. Sobald der Hauptdarsteller seine Schiebermütze umdrehte und die alte Strickjacke auszog, verwandelte er sich vom schlurfenden Tattergreis zum jungen Mann, der als Sprengmeister von der spanischen Revolution, über Russland unter Stalin bis in die USA unter Präsident Trumann gerät – und ganz nebenbei die Atombombe mitentwickelte.

Dazwischen taucht immer wieder ein Polizeibeamter auf, der stets einen Schritt zu langsam die Gauner verfolgte und das Ausbüchsen des alten Herren irrtümlicherweise einem Verbrechen zuordnete.

Der Spannungsbogen konnte bei einer Aufführungsdauer von rund 160 Minuten nicht dauerhaft aufrechterhalten werden. Trotzdem, das Publikum hat sich amüsiert und das unterhaltsame Theaterstück, gespielt von einem hoch motivierten Ensemble des Altonaer Theaters, mit langem Applaus und einigen Bravo-Rufen verabschiedet.