Zugunsten der Vesperkirche gab das Vokalensemble des OHG ein Benefizkonzert. Foto: Bernklau Foto: Schwarzwälder-Bote

Das Vokalensemble des Otto-Hahn-Gymnasiums gab in der Stadtkirche ein selbstgestaltetes Benefizkonzert

Von Martin Bernklau

Nagold. Ein festlicher Einzug durchs Portal in die künftige Vesperkirche: Mit einem italienischen Hymnus begann das Vokalensemble des Nagolder Otto-Hahn-Gymnasiums sein Benefizkonzert.

"Alta trinità beata", ein Lob der Dreifaltigkeit, ist für viele Jugendchöre auch so eine Art Hymne. Der erfolgreiche Schulchor hatte seinen Auftritt für die am übernächsten Sonntag beginnende Vesperkirche unter dem Leitwort "Gemeinsam an einen Tisch!" weitgehend selber vorbereitet.

Das hob auch Oberbürgermeister Jürgen Großmann in der gut besetzten Nagolder Stadtkirche hervor. "Begegnung und Gespräche" seien genauso wichtig wie das Essen für Bedürftige. Er stellte den Nagolder Mittagstisch und seine Organisatoren um Diakon Bernd Schmelzle in eine Reihe mit den großen Vesperkirchen im Land – und nannte das Vokalensemble "das Flaggschiff des OHG".

Chorleiter Matthias Flury hatte schon zum zweiten Stück, die sehr geschmeidig gesungene spätromantische Choralbearbeitung "Tröstet mein Volk" von Eduard Nöstler, das Dirigentenpult für Jonathan Ehrmann frei gemacht, der gemeinsam mit seinem Bruder Paul auch Orgelstücke beisteuerte. Zudem saß er als Cembalist am E-Piano, um ein Streichquartett um Felicitas Ammer, Corinna Geißler, Julia Herz und Simeon Walz bei der fast marschartig markanten Interpretation des berühmten Pachelbel-Kanons als Generalbass zu begleiten.

Zuvor hatte es die erste von drei Lesungen gegeben, in denen die OHG-Schüler das Thema "Gemeinsamkeit" beleuchten wollten: mit einer Generationen-Geschichte um eine Geheimsprache, einem Text des Kirchenlehrers Augustinus und einem Gleichnis über eine rettende Brücke zwischen zwei notleidenden Bauernfamilien.

Für eine eigene modern-experimentelle Bearbeitung des Choral "Wer nur den lieben Gott lässt walten" hatten die gewiss 70 Choristen einen Ring um das Mittelschiff gebildet. Maultrommelartige Fixtöne kamen von den jungen Männerstimmen, als Orgelpunkte, später auch als Quinten, zu denen die Sängerinnen dann stark dissonant mit versetzten und fugierten Fragmenten der Melodie Georg Neumarks spielten. Die letzte, wieder originale Choralstrophe endete in strahlend tröstlichem Dur.

Von den Ehrmann-Brüdern an der Orgel gab es ein pfiffiges Ragtime-Stück von Thomas Rieger mit dem Titel "Höhenflug", später noch die majestätische, filmmusik-reife Toccata aus der Suite gothique des Elsässers Léon Boellmann. Der Chor ging summend oder rhythmisch zu rätoromanischer Folklore und zu Gospel "Shower the People" über. Für Coldplays "Viva la Vida", fast ohne Dirigent, standen die Singenden dem Einsatz nach auf. Mit "Footprints in the Sand" von David Angermann, einer Art zweiter Hymne, beendete das Vokalensemble sein am Ende im Publikum lang beklatschtes Programm. Vom Chor gab es studentisches Trampeln für die Hauptakteure aus den eigenen Reihen.

Eine von ihnen, Felicitas Ammer, dirigierte die Zugabe, das südafrikanische Traditional "Siyahamba".