Der Maler, Holzschneider und Grafiker Helmut Andreas Paul Grieshaber, aufgenommen 1976. Foto: Försterling Foto: Schwarzwälder-Bote

Ausstellung: Volksbank zeigt bis 6. Dezember Werke von HAP Grieshaber / Dauer bis 6. Dezember

Nagold. Am 4. November eröffnet die Volksbank Herrenberg–Nagold–Rottenburg in der Hauptstelle Nagold ihre neue Ausstellung mit Werken von HAP Grieshaber, einem der bedeutendsten Holzschneider des 20. Jahrhunderts. Über 50 Arbeiten aus mehr als 40 Schaffensjahren geben bis 6. Dezember einen umfassenden Einblick in das Werk des engagierten Künstlers.

HAP (Helmut Andreas Paul) Grieshaber, 1909 in Rot an der Rot geboren, studierte nach einer Schriftsetzerlehre Gebrauchsgrafik und Buchdruck an der Stuttgarter Kunstgewerbeschule. Langjährige Auslandsreisen mit Ausstellungen führten ihn nach Ägypten, Arabien und Griechenland. Er wandte sich dem Holzschnitt zu, mit dem er sich aber auf internationalen Ausstellungen zuerst nicht durchsetzen konnte.

Ab 1933 in Deutschland mit Mal- und Ausstellungsverbot belegt und 1937 als "entarteter Künstler" diffamiert, entwickelte Grieshaber, von Gelegenheitsarbeiten lebend, seinen eigenständigen Stil, der von gotisch beeinflusster winkliger Linienführung zu gerundeten flächigen Formen führte.

Von 1947 an, nach Kriegsdienst und Gefangenschaft, lebte und arbeitete er bis zu seinem Tod 1981 auf der Achalm bei Eningen. Von 1955 an wirkte er in der Nachfolge Erich Heckels als Professor an der Kunstakademie in Karlsruhe. Wegen seiner Kritik am Kunstbetrieb und aus Protest gegen die Kulturpolitik trat er aber 1960 von diesem Amt zurück. An der Karlsruher Kunstakademie war er ein herausragender Lehrer: Seine Schüler – unter anderem Horst Antes, Walter Stöhrer, Fritz Genkinger, Hans Martin Erhard und Heinz Schanz – sind heute bedeutende Künstler, die auch als "Neue Karlsruher Figuration" in der Kunstgeschichte bezeichnet werden.

Er bezeichnete sich selbst als "homme engagé"

Grieshaber gilt als einer der bedeutendsten Holzschneider des 20. Jahrhunderts. Denn ihm gelang es, den von den Expressionisten wiederentdeckten Holzschnitt aus seiner Rolle als Buch- und Mappengrafik zum Wandbild zu emanzipieren. Sein großes Werk ist stilbildend für Generationen von Grafikern und hat die "Neue Figuration" zum Ende des 20. Jahrhunderts vorgedacht und vorformuliert. Der Künstler schuf monumentale Arbeiten für den öffentlichen Raum (Holzreliefs, Mosaiken, Wandmalereien, Glasfenster). 1959 und 1964 war er Teilnehmer an der "documenta" in Kassel.

Schon als junger Künstler stellte er sich gegen den Konformismus und die Inhumanitiät des Nationalsozialismus und arbeitete trotz Mal- und Berufsverbot im Untergrund weiter. Seine erste Frau Lena Krieg, Adorno-Schülerin jüdischer Abstammung, rettete er durch Heirat vor den Schergen des Dritten Reichs. 1950 war er Mitbegründer des Deutschen Künstlerbundes.

In den 50er Jahren engagierte er sich in der Pazifismus-Bewegung, kämpfte für die Verständigung zwischen den beiden deutschen Staaten und war einer der wenigen, die auch in der DDR als Brückenbauer akzeptiert wurden, mit häufigen Einladungen und Ehrungen.

In den 70er Jahren fanden politische Motive verstärkt Einzug in die Werke des engagierten Künstlers. 1972 setzte er sich für die Wahl Willy Brandts zum Bundeskanzler vor allem wegen dessen Ostpolitik ein und unterstützte die deutsch-polnische Versöhnung mit grafischen Zyklen. Seine Aktionen gegen die Militärdiktatur Griechenlands und Chiles sowie für ein wachsendes Umweltbewusstsein waren wichtige gesellschaftspolitische Anstöße.

Als Gewerkschafter begleitete er soziale und gesellschaftspolitische Forderungen durch künstlerische Aktionen. Er bezeichnete sich selbst als "homme engagé" und als "Partisan mit der Panflöte".

Kuratiert wird die Schau von Ralf Gottschlich

Das Städtische Kunstmuseum Spendhaus Reutlingen hat in der Würdigung des Schaffens HAP Grieshabers seinen Sammlungs- und Ausstellungsschwerpunkt. Es verfügt über die weltweit größte Sammlung mit Werken von Grieshaber. Das Museum stellt 50 Werke verschiedener Schaffensphasen für die Ausstellung in der Voba-Hauptstelle Nagold zur Verfügung. Kuratiert wird die Werkschau von Ralf Gottschlich, dem stellvertretenden Leiter des Reutlinger Kunstmuseums.

Die Ausstellung in der Volksbank in Nagold kann bis 6. Dezember während der Geschäftszeiten besichtigt werden: Montag, Dienstag und Donnerstag von 8.30 bis 18 Uhr sowie Mittwoch und Freitag von 8.30 Uhr bis 15 Uhr.