Die deutschen Autobauer erhalten in den nächsten Jahren einen Schub durch die stärkere Nachfrage nach E-Autos. Foto: dpa-Zentralbild

Die in den nächsten Jahren deutlich wachsende Nachfrage nach Elektroautos und selbstfahrenden Fahrzeugen wird den deutschen Autoherstellern und Zulieferern neuen Schub geben. Davon ist Jürgen Pieper, renommierter Auto-Analyst überzeugt.

Frankfurt - Die in den nächsten Jahren deutlich wachsende Nachfrage nach Elektroautos und selbstfahrenden Fahrzeugen wird den deutschen Autoherstellern und Zulieferern neuen Schub geben. Davon ist Jürgen Pieper, renommierter Auto-Analyst überzeugt. „Die technische Revolution in der Automobilindustrie ist in vollem Gange“, sagte er. „2020 könnten weltweit zwischen 1,54 und 3,65 Millionen Elektroautos verkauft werden, bis dahin dürfte es jährliche Steigerungsraten zwischen 30 und 50 Prozent geben“. Bis 2025 könnten zudem ein Viertel aller neu zugelassenen Autos mit teil- und komplett autonomen Fahrsystemen ausgestattet sein, sagt Pieper.

Von den deutschen Herstellern und Zuliefern würden vor allem VW, BMW, Daimler, Continental und Hella von dieser Entwicklung profitieren. Bei den Elektrofahrzeugen müssten allerdings die Preise sinken und die Reichweite deutlich steigen. Derzeit seien vergleichbare Elektroautos rund 60 Prozent teurer als Diesel und Benziner, die Reichweite liege 80 Prozent niedriger. Bis 2020 müsse der Preisaufschlag auf 20 Prozent sinken, die Reichweite mindestens bei der Hälfte und damit wenigstens bei 300 Kilometern liegen. Auch das Aufladen müsse dann erheblich schneller gehen.

2014 weltweit 320 000 aller neu zugelassenen Pkw Elektro-Autos

Pieper zufolge waren 2014 weltweit nur 0,4 Prozent oder etwa 320 000 aller neu zugelassenen Pkw Elektro-Autos. „Sehr hochfliegende Erwartungen sind erst einmal verflogen“. Allerdings sieht er gute Chancen für Hybrid-Fahrzeuge mit einer Kombination aus Elektro- und Diesel- oder Benzin-Motor. Bis 2025 könnten insgesamt 40 Prozent aller Neuzulassungen weltweit auf Elektro-, Hybrid- und auch Erdgas-Fahrzeuge entfallen.

Auch wenn der US-Hersteller Tesla noch rote Zahlen schreibe, zeige er, dass Elektro-Fahrzeuge mit Reichweiten von 400 bis 500 Kilometer gebaut werden können. Dies hätten VW-Chef Martin Winterkorn und der frühere BMW-Chef Norbert Reithofer vor wenigen Jahren noch bestritten. Intern aber habe Winterkorn seinen Ingenieuren gesagt, dass er ein solches Auto von ihnen erwartet hätte. Pieper zufolge bremsen VW, BMW und Daimler bewusst den Wechsel zum Elektro-Auto – weil sie weltweit große Flotten an Diesel- und Benzin-Fahrzeuge im Einsatz hätten. Ein schneller Wechsel könne zu einem Problem werden.

Deutsche Firmen profitieren von Innovationswelle

Unter dem Strich werden die deutschen Firmen und auch ihre Investoren von der bevorstehenden Innovationswelle profitieren. „Künftig“, sagt Pieper , „dürften innovative Techniken das China-Geschäft als Treiber der Branche ablösen“. Das Wachstum werde mehr durch Innovationen und weniger durch regionale Expansion getrieben.