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Friedrich appelliert an die Verantwortung der Vereine - GdP fordert schärfere Sanktionen.

Berlin - Mit Forderungen nach weitreichenden Konsequenzen haben Politiker und Fußballverbände auf die schweren Ausschreitungen beim Relegationsspiel zwischen Fortuna Düsseldorf und Hertha BSC reagiert. Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) forderte die Fußballvereine am Mittwoch zu konsequentem Handeln auf. CDU-Innenexperte Wolfgang Bosbach plädierte für einen Runden Tisch zur Sicherheit in den Stadien. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) und die Deutsche Fußball Liga (DFL) verurteilten die Vorkommnisse im Düsseldorfer Stadion am Dienstagabend scharf. Zudem wird der Kontrollausschuss des DFB Ermittlungen aufnehmen.

„Ich sehe insbesondere die 54 Vereine der drei Profiligen in der Verpflichtung“, sagte Friedrich bei der Vorstellung der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) am Mittwoch in Berlin. Die Klubs müssten dafür sorgen, dass in den Stadien, das ihnen zustehende Hausrecht auch ausgeübt werde. Der Minister appellierte an die Vereine, die Kontrollen in den Stadien zu verschärfen. Zudem müsse sichergestellt werden, dass Stadionverbote ausgesprochen und diese auch bundesweit durchgesetzt würden.

Der Vorsitzende des Bundestags-Innenausschusses, Wolfgang Bosbach, forderte politische Konsequenzen. „Angesichts der Vorfälle in Köln, Karlsruhe und Düsseldorf können wir nicht zur Tagesordnung übergehen“, sagte der CDU-Innenexperte der „Rheinischen Post“ (Donnerstagausgabe). „DFL, DFB, Sicherheitsbehörden, Fanvertreter und Politik müssen sich dringend zusammensetzen und überlegen, wie die Sicherheit in den Stadien erhöht werden kann“, betonte Bosbach. Solche „Runden Tische zur Sicherheit in Stadien“ dürften zudem nicht nur auf Bundesebene und Bundesliga angesiedelt werden, sondern müssten sich auch mit der Lage in tieferen Ligen beschäftigen.

Der DFB und die DFL erklärten zuvor, es sei „ein Punkt erreicht, an dem neue Wege gegen Gewalt im Umfeld von Fußballspielen gegangen werden müssen“. Konkret werde man noch vor Beginn der kommenden Saison eine Zusammenkunft aller Präsidenten der in den drei Profiligen aktiven Vereine einberufen, auf der „das weitere Vorgehen besprochen werden soll“.

Punktabzüge für Mannschaften ins Gespräch gebracht

Der GdP-Bundesvorsitzende Bernhard Witthaut sagte in Berlin, offensichtlich brächten Appelle an Vernunft und Verstand nichts. Er betonte: „Tausende unkontrolliert agierende Fußball-Anhänger haben sich und andere in höchste Gefahr gebracht. “Der DFB sei jetzt vor dem angekündigten Anti-Gewalt-Gipfel von Fußball und Justiz in der Pflicht, zu prüfen, „ob über Punktestrafen die Fans diszipliniert werden können“. Nach Auffassung der GdP erzielten die bisherigen Maßnahmen wie Stadionverbote und Geldstrafen für Vereine nur eine geringe Abschreckung. Witthaut sagte: „Erst wenn die Fans begreifen, dass ihre unbeherrschten Gewaltausbrüche zu Punktabzügen bei ihrem Lieblingsverein und somit im schlimmsten Fall zum Abstieg führen können, dürfte die Gewalt eher eingrenzbar sein.“

„Die Mannschaft befand sind in Todesangst“

Hertha BSC sei nicht wegen des Fußballs auf den Platz zurückgekehrt, nur auf Bitten des Schiedsrichters und der Polizei, um eine Eskalation zu verhindern, sagte Herthas Anwalt Christoph Schickhardt im ZDF. „Die Mannschaft befand sind in Todesangst“, erklärte er. Es sei nur darum gegangen, Schlimmeres für den deutschen Fußball zu verhindern.

Das Spiel war am Dienstagabend von FIFA-Schiedsrichter Wolfgang Stark mehrmals unterbrochen worden und stand am Rande eines Abbruchs. Zwei Minuten vor Ende des Spiels waren tausende Düsseldorfer Fans auf das Spielfeld gestürmt. Erst nach der Räumung des Rasens konnte das Spiel zu Ende gebracht werden. Die Berliner sind nach dem Remis zum sechsten Mal abgestiegen.

Anwalt Schickhardt will sich am Mittwochmittag mit der Vereinsführung in Berlin treffen, um einen möglichen Protest gegen die Wertung des Spiels abzuwägen. „Nach der Rückkehr werden wir uns heute besprechen und gegebenenfalls Einspruch einlegen“, sagte der Hamburger. Die Frist für einen Einspruch läuft am Donnerstag ab.

Fortuna Düsseldorf glaubt dagegen nicht, dass es zu einer Entscheidung am Grünen Tisch kommen beziehungsweise ein Wiederholungsspiel zur Debatte stehen könnte. „Ich gehe fest davon aus, dass wir aufgestiegen sind“, sagte Düsseldorfs Manager Wolf Werner. Den Vorwurf, dass es zu wenig Ordner im Stadion gab, wies er entschieden zurück: „Es waren eine Unzahl von Ordnern da. Die Massen in dieser Form waren nicht zu bändigen.“ Die Reaktion von Schickhardt hielt er für „total überzogen“.