Die Sympathiewerte für den Schwarzwald als Reiseziel sind hoch. Foto: dpa

Tourismus-Gesellschaft sieht jedoch noch Optimierungsbedarf. Ausweitung der Zielgruppen als Ziel.

Müllheim - Im Wettbewerb um Touristen setzt der Schwarzwald verstärkt auf Gäste aus dem Ausland. Nur mit ihnen lasse sich weiteres Wachstum erwirtschaften, teilte die Schwarzwald-Tourismus-Gesellschaft gestern in Müllheim (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald) mit.

Den Schwarzwald als Marke noch bekannter machen, mehr touristische Übernachtungen generieren, war das Hauptthema der Jahrestagung der Schwarzwald-Tourismus-Gesellschaft (STG) gestern in Müllheim. Die Marke mit dem Bollenhut-Logo ist zwar schon exzellent platziert im regionalen und mitteleuropäischen Markt, hat aber noch etliches Potenzial nicht nur für einen weltweiten Auftritt, sondern auch bei der Ausweitung der Zielgruppen.

Die Sympathiewerte für den Schwarzwald als Reiseziel sind hoch: Seit 2009, nachdem sich die STG im Marketing neu ausgerichtet hatte, konnten acht Millionen Urlauber für einen ersten Aufenthalt im Schwarzwald begeistert werden. Trotzdem gebe es noch Optimierungs- und Handlungsbedarf, sagte Stefan Schürlein, der Vorsitzende des STG-Marketingausschusses, gestern.

Naturerlebnis, Familienurlaub und Kultur im Fokus

Programmatisch benannt wurde dieses Ziel »Aufbruch 2020«. Zentraler Bestandteil ist die Ausweitung der Zielgruppen: Bisher standen Wandern, Mountainbike, Kulinarik und Wellness im Fokus der Werbemaßnahmen, jetzt sollen in erster Linie das Naturerlebnis, Familienurlaub und Kultur gezielt beworben werden. Gerade junge Leute ohne Kinder und Familien mit Kindern seien eine attraktive Zielgruppe, der man vieles bieten könne, betonte STG-Pressesprecher Wolfgang Weiler.

Für Dorothea Störr-Ritter, Landrätin des Kreises Breisgau-Hochschwarzwald, haben attraktive Sport-Events ein großes Potenzial, wenn es darum geht, auch die Zuschauer anzulocken: »Bei der Ausrichtung, Organisation und den Rahmenbedingungen für Sportler sind wir in der Region sehr gefragt«, unterstrich sie. Bei der allgemeinen Inszenierung könne man aber noch eine Schippe drauflegen. »Große Sportveranstaltungen sind Anziehungspunkte, sie wecken Emotionen«, sagte sie im Rückblick auf die Berliner Fanmeile.

Die Naturthemen haben mit der Einrichtung des Nationalparks großen Auftrieb bekommen. Dass man diesen nicht, wie ursprünglich geplant »Nationalpark Nordschwarzwald« genannt und somit regional eingeengt habe, sei ein Segen betonte Frank Scherer, Landrat im Ortenaukreis.

Ein Familien-Schwarzwaldurlaub werde inzwischen nicht mehr belächelt, sondern habe dank der Familienhotels, Kinderparks und Jugend-Events ein attraktives Image, berichtete STG-Geschäftsführer Christopher Krull aus Umfrage-Ergebnissen. Jetzt gehe es darum, das Angebot noch stärker für die Zielgruppe Familie zu pointieren. Und schließlich die Kultur: Hier finde man im Schwarzwald eine »fantastische Symbiose« von Städten und dem ländlichen Raum mit kurzen Entfernungen. Schon jetzt habe man eine hohe Dichte überregional ausstrahlender Veranstaltungen wie Zeltmusikfestival oder die Lörracher »Stimmen«.

Auch das Thema Heimat sei durch eine neue, frische Interpretation wieder hoffähig geworden, sagte Krull. Mittel- und langfristig gelte es, auf der einen Seite, die deutschen und europäischen Gäste – diese kommen vor allem aus der Schweiz, gefolgt von Frankreich und den Niederlanden – zu halten, andererseits aber nicht den Anschluss an den globalen Tourismusmarkt zu halten, sagte Bernd Eisenstein, Professor an der Fachhochschule Westküste. Er hatte vor den rund 300 Teilnehmern einen Vortrag zum Thema »Herausforderung Schwarzwald: eine kleine Weltmarke am globalen Markt« gehalten. Das gelinge nur mit Partnern, etwa bei Marketingaktivitäten im außereuropäischen Ausland. Noch seien beispielsweise Indien und China als Kunden für den Tourismus nicht so präsent, allerdings ändere sich hier in den nächsten zehn bis 15 Jahren das Reiseverhalten deutlich. »Wir müssen mit der Marke Schwarzwald dabei sein, wenn Deutschland als Destination für diese Länder interessant wird«, betonte Eisenstein.