Siegbert Lamparter (Patura-Zaunsysteme,von links), Regina Ostermann (Geschäftsführerin LEV), Bürgermeister Karl Burger, BLHV-Ortsgruppenvorsitzender Paul Buchholz sowie Markus Wussler (Wussler Landhandel) waren dabei, als die letzten Zaunpfähle beziehungsweise die letzten Kilometer Weidedraht gespannt worden sind. Foto: Dorn

Abschluss des Mühlenbacher Weidezaunförderprojekts / Gemeinde Mühlenbach übernimmt 25 Prozent der Kosten

Der nächste Weidefrühling kann kommen – zumindest auf den Hängen im Büchern und den anderen Mühlenbacher Seitentälern. Im Rahmen des Weidezaunförderprojekts sind die letzten Zaunpfähle beziehungsweise die letzten Kilometer Weidedraht gespannt worden.

Mühlenbach. Einer der an dem Projekt beteiligten Mühlenbacher Landwirte darf sogar den insgesamt 100. in der Ortenau verbauten Weidezaunkilometer sein eigen nennen.

Der Landschaftserhaltungsverbands Ortenaukreis LEV, der das Projekt initiiert hat, übernimmt 50 Prozent der Investitionssumme, die Gemeinde Mühlenbach, selbst dem LEV erst 2016 beigetreten, übernimmt weitere 25 Prozent.

Das restliche Viertel muss von den Landwirten finanziert werden. Damit können 95 Hektar Wiesenflächen, umgerechnet etwa 150 Fußballfelder groß, in landwirtschaftlicher Nutzung gehalten werden, ein großer Beitrag zur Offenhaltung der typischen Schwarzwälder Landschaft.

Regina Ostermann, Geschäftsführerin des LEV, zeigte sich beim "letzten Spatenstich" im Büchern erfreut darüber, dass in Mühlenbach so von vielen Flächen der Aufforstungsdruck genommen und die Bereitschaft der Landwirte, die Hänge mit Nutztieren zu beweiden, durch die Aktion nachhaltig gesteigert werden konnte. Paul Buchholz, im Vollerwerb Landwirt und als Ortsgruppen-Vorsitzender im Landwirtschaftsverband aktiv, verwies auf den immensen Arbeitszeit-Gewinn, der mit der Anschaffung der stabilen neuen Elektro-Zäune verbunden sei.

Etwa eine Woche war er bisher im Frühjahr mit der Reparatur seiner Weidezäune beschäftigt gewesen, dazu kam die Sorge, ob die Zäune im Sommer auf den Wiesen mit viel Jungtier-Besatz auch zuverlässig funktionierten. Markus Wussler und Siegbert Lamparter von den mit dem Bau beauftragten Fachfirmen verwiesen auf die Haltbarkeit der Zaunanlagen.

Ein zwei Millimeter starker Draht aus einer Zink-Alu-Legierung, gespannt über bis zu 225 Zentimeter langen Pfosten aus verwitterungsbeständigem Robinienholz, die maschinell etwa einen Meter in den Weideboden getrieben werden, stabile Federn, die den Zaun auf Zug-Spannung halten und hochwertige Keramik-Isolatoren für den Erhalt der Strom-Spannung, die Optik des Gesamtpakets stimmt und auch die Erfahrungen aus dem ersten Weidesommer sind durchaus positiv.

Mit den Porzellanisolatoren kehrt die Weidezaun-Technologie quasi zu ihren Wurzeln zurück, Paul Buchholz berichtete von den Erzählungen seines Großvaters aus den 1930er-Jahren, in denen für die Installation der Elektro-Zäune noch der Elektriker aus Haslach auf den Hof kommen musste.

Heute genügten vielen Landwirten alte Auto- oder Traktorbatterien zur Stromversorgung der Weidezäune, hier werde nach Aussage von Siegbert Lamparter aber oft am falschen Ende gespart, ein Weidezaun sei immer nur so gut wie das austarierte System der drei Komponenten Zaun, Stromgerät und Erdungsstab (siehe Infokasten).

Stromgerät und Erdungsstab gehören allerdings nicht zum Liefer- und Projektumfang. Hier regten Paul Buchholz und Mühlenbachs Bürgermeister Karl Burger einen Info-Abend für die Landwirte an, damit der hochwertige neue Zaun tatsächlich auch den nötigen "Schlag" habe, um das Vieh auf der Weide zu halten und nicht nur einen Preis in der Kategorie "Unser Zaun soll schöner werden" gewänne.

INFO

Zahlen und Fakten

In Mühlenbach gab es 17 Antragsteller mit 37 Teilflächen und insgesamt 95 Hektar, 25 Kilometer Zaun. Die Gesamtkosten beliefen sich auf 170 000 Euro, davon zahlte die Gemeinde Mühlenbach 42 500 Euro. Förderfähig waren Wiesen mit mindestens 35 Prozent Hangneigung, die mit Rindern oder Pferden (zweidrahtige Zäune) oder Ziegen oder Schafen (vierdrahtige Zäune) beweidet werden. Hänge mit Damwild-Besatz sind derzeit von der Förderung ausgenommen, da diese Tiere die Wiesen zu gründlich beweiden und damit die Artenvielfalt auf diesen Hängen leidet.

Damit ein Weidezaun hütesicher ist, sollte er mit mindestens einer 12-Volt-Batterie betrieben werden und über eine ausreichende Erdung (verzinkter Eisenstab mit einem Meter Länge) verfügen. Eine für die Tiere spürbare "Schlagstärke" verbrauche 0,08 Joule der Impulsenergie, diese könnten viele Anlagen nicht mehr liefern, sobald hochwachsende Gräser Energie aus dem System in den Boden ableiteten. Für kleiner dimensionierte 9-Volt-Autobatterie-Anlagen müsste alternativ der Landwirt wieder Arbeitszeit in das Ausmähen der Zaunanlagen investieren, will er nicht das Risiko eingehen dass die Tiere im Sommer versehentlich den Zaun berühren und dabei merken, dass anders als im Frühjahr diesmal der "Schlag" nur sehr schwach ausfällt oder gar ausbleibt. Im Zeitraum von 2013 bis 2017 wurden durch Vermittlung des LEV im Ortenaukreis über die LPR Weidezaunprojekte in Höhe von 426 500 Euro gefördert. Das Projektvolumen (einschließlich Eigenanteile und kommunale Beteiligungen) liegt bei 694 000 Euro.