August Matt (rechts) hat am Samstag seinem ehemaligen Schulkamerad Karl Heinz Matt die Frontscheibe der abgestürzten "Pink Lady", die mit Geschoss-Einschlägen der deutschen Luftwaffe-Jäger übersät ist, übergeben. Foto: Wölfle

Flugzeugreste aus dem Zweiten Weltkrieg sind unterwegs von Mühlenbach in die Vereinigten Staaten.

Mühlenbach - Die mit Einschlägen übersäte Frontscheibe des am 18. März 1944 über dem Mühlenbacher Kämmerliwald abgestürzten 4-motorigen Bombers B-24 Liberator hat am Samstag ihre weite Reise in die amerikanische Heimat angetreten.

Der gebürtige Mühlenbacher Karl Heinz Matt, der seit 2001 die Absturzgeschichte intensiv recherchierte, hat diese von seinem Schulkamerad, Geigerhofbauer August Matt, in Empfang genommen. Per US-Militär-Frachtmaschine wird die Frontscheibe nun von Ramstein nach Travis (Kalifornien) geflogen, und findet im amerikanischen Luftwaffe-Museum auf dem Flughafen "Travis Air Base" die letzte "Ruhestätte".

Seit 70 Jahren wurden die beiden gläsernen Überbleibsel aus dem Zweiten Weltkrieg auf dem Geigerbauernhof im Mühlenbacher Büchern gelagert. August Matt, dessen Großvater damals die Überreste des Flugzeug-Wracks mit einem Leiterwagen-Pferdefuhrwerk nach Haslach zum Bahnhof brachte, verwahrte die mit Einschlägen übersäten Frontscheiben des amerikanischen Bombers in seiner alten Mühle.

Auf ihrem Rückflug vom Angriff auf die Zahnradfabrik in Friedrichshafen nach Frankreich wurde die "Pink Lady" damals vom Prechtal über das Landwassereck her kommend von deutschen Maschinengewehrsalven getroffen, und stürzte über dem Mühlenbacher Kämmerliwald ab. Die zehnköpfige Besatzung mit vier Offizieren (Pilot, Co-Pilot, Navigator und Bombardier), zwei technischen Feldwebeln (Funker und Bordingenieur) sowie vier Feldwebeln als Bordkanonen-Schützen überlebten durch ihren Absprung mit Fallschirmen, und wurden gefangen genommen.

Während einer Wanderung durch den Kämmerliwald im Jahre 2001, erzählte Karl Heinz Matts Onkel, Paul Gärtner, dass er als 14-jähriger dabei war, als der damalige Grubhof-Bauer Anton Schmider drei Offiziere der "Pink Lady", den Piloten Bruce Sooy, den Co-Piloten Kenneth Mardis und den Bombardier Edward Schwartz, dessen deutscher Vater aus dem Harmersbachtal stammte, stellte.

Aus seiner Kindheit kannte Karl Heinz Matt den Absturzplatz noch genau. Denn auch er hatte oft gegen Ende der 1950er Jahre, wie viele Andere auch, mit Schulkameraden diesen Teil des Waldes durchstöbert, um nach Überresten des abgestürzten Fliegers zu suchen.

Matt wurde sogleich vom "Luftfahrtgeschichte-Virus" gepackt, und begann zu recherchieren. Durch seinen Beruf besuchte er oft die USA und bekam so Tipps von einigen Leuten, die auch in der US-Army gedient hatten. "Doch letztendlich hat mich der Haslacher Ottmar Erber, der den Pink-Lady-Absturzplatz bereits in den 80/90er Jahren untersucht hat, auf die richtige Spur gebracht", erzählt Matt.

Erber konnte ihm die Bomber-Einheit und alle Namen der zehnköpfigen Besatzung nennen. Und so kam Matt mit dem damaligen Piloten Bruce Sooy in Kontakt. Er besuchte ihn im Jahr 2002 sogar in dessen Heimatstadt Vacaville. Wir haben zusammen mehrere Flugzeugmuseen besucht und kürzlich fragte er an, ob es nicht möglich wäre, ihm die eine der beiden fünflagigen Frontscheiben des abgestützten Flugzeugbombers, die mit den Bordkanonen-Einschlägen der deutschen Luftwaffe-Jäger übersät ist und ihm am 18. März 1944 das Leben rettete, zur Verfügung zu stellen, erzählt Matt.

Geigerhofbauer August Matt war natürlich sofort einverstanden gewesen und so kam der deutsch-amerikanische Deal zustande. Am Samstagnachmittag hat Karl Heinz Matt nun bei seinem Schulkamerad in Mühlenbach Station gemacht, um die 5,5 Zentimeter dicke "Windscreen" abzuholen.

Matt hat diese dann mit zu seinem Wohnort nach Reutlingen genommen. Dort wird sie in Kürze ein US-Luftwaffe-Feldwebel von der US-Air-Base Ramstein (Eifel) abholen. Dieser wird dafür sorgen, dass die Frontscheibe mit einer US-Militär-Frachtmaschine, die regelmäßig zwischen Ramstein und Travis verkehrt, in die USA transportiert wird.

Dort wird sie dann im Luftwaffe-Museum "Travis Air Base" zu bestaunen sein. Eine Gedenktafel wird stets an den Mann erinnern, der das Überbleibsel des Zweiten Weltkrieges 70 Jahre lang in seiner alten Mühle verwahrt hatte. Darauf wird zu lesen sein: "Gestiftet von August Matt, Mühlenbach, Germany".

Auch Familie Schmider vom "Grubhof" wacht übrigens über ein Überbleibsel des abgeschossenen Bombers. Dieser verlor beim kreisenden Absturz eine Bombenschachtklappe, die dann ganz in der Nähe des Bauernhofes den feindlichen Boden berührte.