Die Jugendreferenten der beteiligten Gemeindejugendreferate haben ein abwechslungsreiches Programm unter dem Motto "Next Level – Zockst du noch oder spielst du schon" auf die Beine gestellt (von links): Sebastian Vogel (Mötzingen), Judith Maier (Deckenpfronn), Inka Rohrßen (Gäufelden), Nadina Wörn (Bondorf), Samuel Brenner und Katharina Fuchs (beide Jettingen). Foto: Rueß Foto: Schwarzwälder-Bote

Auftakt zu Präventionsprojekt "Next Level" im Oberen Gäu

Bondorf/Jettingen/Mötzingen. Bis zu zehn Prozent der Jugendlichen spielen exzessiv am Computer. Wie lange ist Spielen einfach nur Spannung und Spaß und ab wann wird es zur Sucht? Mit diesen Fragen beschäftigt sich eine Veranstaltungsreihe der Jugendreferate im Oberen Gäu, bei der die Auseinandersetzung mit dem Thema Spielsucht sowie die Risiken und Möglichkeiten der digitalen Welt thematisiert werden.

Den Auftakt bildete am ein Vortrag mit dem Titel "Glücksspiel und Medienkonsum" in der Bondorfer Zehntscheuer. Damit fiel der Startschuss für das Projekt in der Gemeinde, aus der der Anstoß dafür kam. Bei der Diskussion zur Anhebung des Vergnügungssteuersatzes von zehn auf 15 Prozent im November 2013 sei aus Reihen des Gemeinderats der Vorschlag gekommen, einen Teil der Einnahmen für die Prävention zu verwenden, sagte Bondorfs Bürgermeister Bernd Dürr.

Eine Art Initialzündung des Präventionsprojekts "Next Level – Zockst du noch oder spielst du schon", an dem die Waldhaus-Gemeindejugendreferaten aus Bondorf, Mötzingen, Deckenpfronn und Jettingen auch das Gäufeldner Jugendreferat beteiligt ist. In der Vortagsreihe für Eltern und mit Aktionen für Jugendliche wird die Problematik in unterschiedlichen Formen thematisiert. Und zwar die Risiken und Möglichkeiten gleichermaßen, so Michael Groh, der für die kommunalen Jugendreferate zuständige Bereichsleiter bei der Hildrizhausener Jugendhilfeeinrichtung Waldhaus.

Diplom-Sozialpädagoge Sascha Lutz, Bereichsleiter im Beratungs- und Behandlungszentrum für Suchterkrankungen der Evangelischen Gesellschaft in Stuttgart, gab nicht nur einen Überblick über aktuelle Zahlen und Fakten. Nach Studien sind zwischen 0,2 und 0,5 Prozent der Bundesbürger spielsüchtig, bis zu 1,5 Prozent der 14- bis 64-Jährigen internetabhängig und bis zu zehn Prozent der Jugendlichen spielen exzessiv am Computer.

Der Experte informierte außerdem über Suchtpotenziale sowie über Risiken und Auswirkungen der Spielsucht. Und natürlich beschäftigte er sich mit der Frage, wen "pathologisches Spielen", umgangssprachlich "Spielsucht", eigentlich betrifft? Männer seien im Allgemeinen häufiger betroffen als Frauen, wobei Frauen meist erst später mit dem Spielen beginnen würden. Initialzündung sei oft ein großer Gewinn, verbunden mit positiven Emotionen und dem Gefühl, den Spielverlauf steuern zu können. Daneben seien Faktoren wie eine schnelle Spielabfolge, Fast-Gewinne, Ersatzwerteinheiten wie Jetons oder virtuelle Punkte sowie viele Spielanreize und eine leichte Zugänglichkeit Faktoren, die das Suchtpotenzial eines Spiels bestimmen. Das "höchste Suchtpotenzial" macht der Experte daher bei den Geldspielautomaten aus.

Auch Computer- und Internetsucht habe negative Auswirkungen, erläuterte Lutz. Beispiele wie körperliche Auswirkungen in Form von Rückenschmerzen und Übergewicht, verändertes Essverhalten oder Verhaltens- und Schlafstörungen. Der Leitsatz für die Frage, ob der Gebrauch der Medien schon kritische Züge angenommen hätte, laute daher "Wer steuert wen?". Keine Pauschalaussagen machte der Experte dazu, wie lange ein Kind sich in einem bestimmten Alter maximal mit PC oder Smartphone beschäftigen darf. "Schauen Sie sich selber und ihren Mediengebrauch an, und gucken Sie ihr Kind an", lautete seine Empfehlung.