Der Familienzirkus Salto Mortale sitzt seit Pfingsten in Mötzingen fest, weil er kein Anschlussgastspiel in einer anderen Gemeinde findet. Die Stadt erwägt nun eine Räumungsklage, wenngleich sie auch Verständnis für die Situation der Zirkusbetreiber hat. Foto: Wall

Zirkus kann wegen fehlender Gaststpiele nicht weiterziehen. Stadt erwägt rechtliche Schritte.

Mötzingen - Der kleine Familienzirkus "Salto Mortale" hat seine Zelte seit Pfingsten auf dem Mötzinger Festplatz aufgeschlagen, findet aber kein Anschlussgastspiel woanders. Die Stadt erwägt nun eine Räumungsklage gegen die Betreiber. Doch die Mitglieder des Zirkusses wissen nicht wohin. "Es macht uns keinen Spaß, hier festzusitzen. Wir würden gerne weiter ziehen, aber wir finden keinen Platz, auf dem wir unsere Zelte aufstellen könnten", sagt das Oberhaupt der Zirkusfamilie Monika Bügler. Ihre beiden Kinder würden täglich in anderen Gemeinden wegen Gastspielen anfragen, bekämen jedoch nur Absagen. Einige Landwirte hätten ihre Hilfe angeboten, aber sie könnten erst nach der Ernte eine Wiese zum Aufstellen ihrer Zelte bekommen.

In achter Generation arbeiten Artisten in diesem kleinen Zirkus. Der Crew ist es peinlich, in Mötzingen festzusitzen und eine solche negative Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Unter den 17 Personen sind neun Kinder, davon sind fünf schulpflichtig. Sie besuchen zurzeit zum Unterricht nach Mötzingen.

"Um einigermaßen über die Runden zu kommen, müssten wir mindestens 60 Zuschauer pro Vorstellung haben", berichtete Bügler. Solch hohe Besucherzahlen verzeichnen sie aber nicht. Ein weiterer Grund für die Zurückhaltung der Gemeinden sind die negativen Erfahrungen, die einige von ihnen mit den kleinen Zirkussen machen. Wenn diese endlich weiterziehen, hinterließen manche beschädigte und verschmutzte Flächen. Auf den Kosten bleibe dann die betroffene Gemeinde sitzen.

"Sobald wir konkret etwas gefunden haben, werden wir weiterziehen", versichert Bügler. Der Zirkus braucht einen geeigneten Platz, denn es gehe nicht um die Menschen, die gut im Wohnwagen leben können. Die Tiere hingegen brauchten viel Auslauf. "Wir können unsere Tiere nicht in die Anhänger sperren und losfahren", sagt die Zirkusdirektorin. Eine Reise ohne Ziel und ohne eine Vorstellung von der Reisedauer wäre für die Tiere eine Zumutung. "Bei uns kommen die Tiere zuerst. Wir schauen, dass wir ihnen so günstig wie möglich das Futter bei Landwirten kaufen, und dann denken wir an uns", erklärt sie,

Obwohl die Stadt Mötzingen für die Situation des Zirkusses Verständnis zeigt, wird sie wohl zu denjenigen gehören, die in Zukunft ein Gastspiel lieber ablehnen.