Im Keller von Gerhard Müller stehen die Mostfässer – bis oben hin gefüllt. Das ist ein Geheimnis für guten Most. Foto: Katzmaier Foto: Schwarzwälder-Bote

Qualität: Gerhard Müller setzt Technik aus dem Weinbau ein / Erhalt von Streuobstwiesen ist ihm wichtig

Most hat den Ruf eines Arme-Leute-Getränks. Dabei gibt es ihn in hoher Qualität. Der Most von Gerhard Müller aus Mötzingen beispielsweise ist ausgezeichnet. Buchstäblich. Zum dritten Mal in Folge wurde er jetzt zum Mostkönig im Landkreis Böblingen gekrönt.

Mötzingen. Die Grundlage für den Erfolg des heute 78-Jährigen Gerhard Müller wurde schon im Alter von 20 Jahren gelegt. Damals kaufte er eine Streuobstwiese – eher dazu gedrängt und noch nicht mit dem Ziel, selbst Most zu machen, obwohl dies in der Familie üblich war. Über viele Jahre gab er sein Obst wie andere zum Mosten ab und nahm Saft mit.

Im Jahr 2001 änderte sich dies, da rückte das Mosten in den Mittelpunkt. Müller, der auch Mitglied im noch jungen Obst- und Gartenbauverein ist, eignete sich viel Fachwissen an und verfeinerte die Methode. "Qualität ist kein Zufall", hat er einen Leitspruch vom ehemaligen Arbeitgeber Daimler auch für sich übernommen.

Ein Geheimnis seines ausgezeichneten Mostes ist ein möglichst durchgehender Ausschluss von Sauerstoff. Besonders beim Gären und der anschließenden Reifung. Das hat er vom Verfahren im Weinbau übernommen.

1400 Liter Most lagern in den großen Fässern im Keller, den er ursprünglich nicht mal für ideal zum Mostherstellen hielt, sich aber doch als geeignet herausstellte. Dazu kommen noch 600 Liter leckerer Apfelsaft. Und in einer anderen Ecke lagern Flaschen wie bei der Champagnerherstellung. Nahe dran: Es ist Apfelsekt, den Müller nach der Champagnermethode herstellt.

"Guter Most beginnt auf der Wiese", sagt Müller. Angefangen mit der Pflege der rund 40 Bäume und einer Ernte, die auf reifes, gesundes Obst setzt (Im Siegeermost sind zu zwei Drittel Äpfel und einem Drittel Birnen enthalten. Das ergebe das beste Säureprofil). Da er hat Müller den Vorteil, dass er selbst in der Garage mostet, also Obst klein schneidet und den Saft presst. So ist er terminunabhängig.

Zunächst bleibt der Saft einen Tag stehen – zum Entschleimen oder Absetzen, was die spätere Klärung begünstige. Zusammen mit Hefe und Nährstoff aus dem Weinbau geht es für vier Wochen ins Gärfass. Nach dem Abstechen, der Trennung von der Hefe, muss der Most noch ein, zwei Monate reifen.

Müller ist der Erhalt der Streuobstwiesen wichtig. Er verkauft seinen Most auch, weiß aber sehr wohl, dass Most heute nicht mehr so beliebt ist. Das liege am Ruf als Arme-Leute-Getränk und auch daran, dass er oft schlecht gemacht werde. Guter Most bedeute letztlich auch Arbeit. Das wollten viele nicht.

Die inzwischen vierte Auszeichnung als Mostkönig sieht er als Bestätigung für seine Arbeit. Auch wenn er die nicht mehr unbedingt brauche. Allerdings gibt es nun die Aussicht eine weitere Runde mit dem Siegermost zu absolvieren: auf Ebene des Steuobstparadieses, dem sechs Landkreise angehören.

Bei den sortenreinen Mosten gewann Gerhard Müller aus Mötzingen, gefolgt von Kurt Nass aus Gärtringen auf Platz und dem Drittplatzierten Rudi König. Bei den Misch-Mosten gewann Matthias Haag aus Unterjettingen. Gerhard Müller erreichte hier den zweiten Platz. Dritter wurde Alfred Brodbeck aus Unterjettingen.