Hatten Grund zu feiern (von links): Hermann Schittenhelm, Bürgermeister Marcel Hagenlocher, Außenstellenleiterin Diana Wally und zwei ihrer Vorgängerinnen: Romina Burkhardt und Silke Faßen. Foto: Geisel Foto: Schwarzwälder-Bote

Bildung: Mötzinger Volkshochschule feiert ihren 50. Geburtstag / Hagenlocher: "Nicht mehr wegzudenken"

Mötzingen. Im Oktober 1967 war im Amtsblatt der Gemeinde Mötzingen zu lesen, dass die Volkshochschule Herrenberg sich bemühe, dort Fuß zu fassen. Ein halbes Jahrhundert später hat sich die Einrichtung längst etabliert.

Hermann Schittenhelm, der die ersten 19 Jahre mit Unterstützung seiner Frau Rosemarie die Mötzinger VHS-Außenstelle leitete, hob am Dienstagabend ein eng beschriebenes DIN-A4-Blatt in leicht gelblichem Farbton in die Höhe. Alle geladenen Gäste im Sitzungssaal des Rathauses lachten. Es waren alle Seiten eines Amtsblatts aus der Anfangszeit der VHS-Außenstelle. Damals wurde für einen Damengymnastikkurs geworben – das überhaupt erste Angebot der Mötzinger VHS. In drei Kursen trafen sich regelmäßig etwa 90 Frauen, um mit Annemarie Haag zu trainieren.

47 Jahre lang hat die Physiotherapeutin derartige Gymnastikkurse gehalten. Bis heute existiert noch einer davon mit gut 20 Teilnehmerinnen, geleitet von Heidi Morlok. Manche der Frauen sind schon seit Stunde eins dabei. "Eine tolle Leistung, wie ich finde", freute sich die heutige Außenstellenleiterin Diana Wally über eine solche Treue zur VHS.

Wie viel sich zur Zeit der Außenstellengründung und vor allem in den ersten knapp 20 Jahren getan hat, erzählte Hermann Schittenhelm. Er war 1967 Lehrer an der Mötzinger Volksschule. "Damals kam man auf die Idee, in jedem Ort eine Zweigstelle aufzumachen", erzählte er. Für die Leitung seien die Schulleiter oder Lehrer vor Ort vorgesehen gewesen. Also übernahm der damals 31-Jährige den Job.

Die einzige Möglichkeit, die Kurse bekannt zu machen, sei damals im Amtsblatt gewesen. Heute hat die Außenstelle ihre eigene Internetseite und, wie Sabine Käser-Friedrich, Leiterin der Herrenberger Hauptstelle, besonders hervorhob: Man kann sich online für die Kurse anmelden. Zu Schittenhelms Zeiten habe man sich noch bei ihm privat anmelden müssen, die Kursgebühr wurde bar kassiert.

Im alten Schulhaus fanden die ersten VHS-Kurse in Mötzingen statt. In einem Raum gab es einen Emaillier- und einen Tonofen. "Das war wirklich Gold wert", so Schittenhelm. Auch von der Schulküche und dem Handarbeitsraum habe man regen Gebrauch gemacht. Das Ehepaar Schittenhelm hat bis heute eine Rezeptesammlung aus dieser Zeit zu Hause. Bauernmalerei, Blumenstecken, Pannenkurse mit dem ADAC, Fotografieren, Weben, Nähen und so vieles mehr konnten Kursteilnehmer in diesen Jahren erleben.

Vorträge mit so eingängige Titel wie "Wie sichere ich meine Frau?" habe es ebenfalls zahlreiche gegeben, im Feuerwehrhaus und in örtlichen Gasthäusern. Auch Gesundheits- und Erziehungsthemen wurden behandelt. Im Mötzinger Sportheim fanden Tanzkurse statt.

"Die VHS ist in diesem halben Jahrhundert eine ganz feste Institution in der Gemeinde geworden, die aus dem öffentlichen Leben nicht mehr wegzudenken ist", stellte Bürgermeister Marcel Hagenlocher fest. Die Volkshochschule habe ein "enorm vielfältiges Kursangebot" und sei "ganz weit vorne, was die Kursqualität angeht." "VHS sind offen für alle", stellte Käser-Friedrich heraus. "Menschen, die sich fortbilden wollen, finden hier, was sie suchen." Die Flächendeckung über die Außenstellen sei deswegen nicht hoch genug zu schätzen. Immer wieder stellt die VHS neue Kurse auf die Beine und passt sich den aktuellen Trends an. So seien als nächstes Kurse über Smartphones, eine Apfelverkostung, ein Vortrag über Imkerei und Bienen sowie Zumba für Kids geplant, wie Wally verriet. Eines betonte sie ganz besonders: "Die VHS ist immer nur so gut wie die Leute, die auch zu den Kursen kommen und die Angebote nutzen."

Für Erheiterung zwischen Reden und Büffet sorgte Christine Kümmel, Leiterin der Außenstellen Kuppingen und Oberjesingen. Sie hatte Agathe dabei, ihre singende Gans. Ihr Sketch mit der Handpuppe trieb so manchem die Lachtränen in die Augen.