In seinem Element: Ralf Holzapfel im Proben-Endspurt für das Weihnachtskonzert. Foto: Geideck Foto: Schwarzwälder-Bote

Porträt: Musikverein Mötzingen macht Weihnachtskonzert zum Jubiläumskonzert für Ralf Holzapfel

Vorsitzender, Dirigent, Leiter der Jugendkapelle: Seit zehn Jahren ist Ralf Holzapfel beim Musikverein Mötzingen der Mann für wirklich alle Fälle. Das diesjährige Weihnachtskonzert wird nun sein ganz persönliches Jubiläumskonzert. Das klingt fast ein bisschen nach Abschied. Aber nur fast.

Mötzingen. Es wird ein wenig hektisch auf der Bühne der Gemeindehalle, wohin der Musikverein Mötzingen nun die letzten Proben für sein traditionelles Weihnachtskonzert verlegt hat. Endspurt-Stimmung. Ein paar Musiker montieren noch eilig die Mundstücke an ihre Instrumente, der Rest schaut gespannt mit Klarinette oder Trompete in der Hand auf Ralf Holzapfel. "Geburtstage in den letzten Tagen?", fragt der Dirigent und blickt suchend in die Runde. "Keine?", hakt Holzapfel nach und schielt kritisch auf seinen Musikerkollegen, der sein Instrument noch immer nicht zusammengeschraubt hat. "Mensch, alle warten nur auf Dich", schimpft der Dirigent und hebt den Taktstock: "Dann fangen wir halt schon einmal an."

Ralf Holzapfel ist ein Ur-Mötzinger, aufgewachsen in unmittelbarer Nähe zum Rathaus. Im Alter von acht Jahren hat er angefangen, beim Musikverein Flügelhorn zu spielen. Heute ist das ehemalige Gemeinderatsmitglied dort nicht mehr wegzudenken. "Ich bin eigentlich immer in Führungspositionen", lacht Holzapfel und schiebt beinahe entschuldigend hinterher: "Ich rede halt gerne." Zunächst übernahm er den Posten des Jugendleiters, dann den des Jugenddirigenten, anschließend wurde er zum Vorsitzender des Musikvereins gewählt. Kurz darauf – vor zehn Jahren – suchte der Verein händeringend einen Nachfolger für seinen Dirigenten Jörg Weinmann.

Schon bei der Bundeswehr war Holzapfel stellvertretender Dirigent des Musikzugs der Ulmer Panzerbrigade und gründete anschließend mit Mitgliedern dieses Zuges die Formation "Schwäbisch Badisch Böhmische Blasmusik", die er noch immer leitet. Also übernahm Holzapfel auch den Taktstock in Mötzingen – nur kommissarisch, wie er zunächst betonte.

Es kam anders. Eineinhalb Jahre später fand der Musikverein mit Bernd Kächele einen neuen Dirigenten, beim Weihnachtskonzert 2008 erfolgte die symbolische Stabübergabe. Froh sei er, ins Orchester zurückzukehren, sagte Holzapfel damals: "Ich will wieder spielen." Doch Kächele und das Orchester harmonierten nicht miteinander – und nach kurzer Zeit war Holzapfel erneut Dirigent. Bis heute.

"Ich bin im Nachhinein froh, dass es so gekommen ist", meint Holzapfel, "denn als Dirigent kann man mehr bewegen." Anfangs habe er zwar Befürchtungen gehabt, denn viele der Mötzinger Musiker kennt er bereits seit Kindheitstagen. Plötzlich der Chef des Orchesters zu sein hätte unter Umständen schlecht für das Klima sein können, denn Holzapfel räumt ein: "Ich kann mit meinen Anforderungen, die ich an das Orchester habe, an Grenzen gehen. Musik ist für mich Emotion. Die muss man leben. Ich weiß, dass ich als Dirigent zur Sau werden kann." So wie auch an diesem Probenabend in der Gemeindehalle.

Und trotzdem stimmt die Chemie zwischen Orchester und Dirigent. Ein Beispiel dafür ist das Programm des diesjährigen Weihnachtskonzertes. Schnell stand fest, dass es zu einem Jubiläumskonzert mit den beliebtesten Stücken aus der Ära Holzapfel werden sollte. Wie üblich wird es sämtliche Facetten der Blasmusik abbilden, darunter Filmmusik, Polka, Musical, Marsch und Rock. Was genau in diesem Jahr aus den vergangenen zehn Jahren gespielt wird, durften die Musiker in einer Wahl bestimmen. Holzapfel: "Die Entscheidungen wären auch genau meine Entscheidungen gewesen. Das zeigt, dass die Chemie stimmt."

Wichtig ist für Holzapfel, dass auch in diesem Jahr seine Weihnachtskonzert-Philosophie umgesetzt werden kann: "Jeder Besucher muss am Ende sagen können, dass ihm ein Stück ganz besonders gefallen hat." Filmmusik des Hollywood-Komponisten Hans Zimmer ("Piraten der Karibik") wird klassisch zum Programm dazugehören, aber auch ein eher ungewohntes Rock-Medley von Deep Purple. "Musik muss Grenzen austesten", betont Holzapfel.

Ob das nun sein persönlichstes Weihnachtskonzert werden wird, kann der Dirigent nicht genau sagen: "Das aufregendste war auf jeden Fall mein erstes Weihnachtskonzert. Aber das jetzt wird sicherlich eines der emotionaleren." In jedem Fall soll es kein Abschiedskonzert werden, auch wenn das alles schon ein wenig nach einer Bilanz klingt. Holzapfel: "Ich kann natürlich nicht versprechen, dass ich noch einmal zehn Jahre lang Dirigent bleibe. Aber das konnte ich vor zehn Jahren ja auch nicht. Jetzt werde ich erst einmal beim Weihnachtskonzert den Moment genießen."