Marlies Weiss hat ihren eigenen Garten kurzerhand in eine Galerie verwandelt. Foto: Geisel Foto: Schwarzwälder-Bote

Kunst: Marlies Weiss stellt Bekannten ihren Garten als Ausstellungsraum zur Verfügung / Kunst verschiedenster Art wird präsentiert

"Ich hatte Zeit, den Garten, die Bekannten – und Lust etwas anzustoßen habe ich eigentlich immer", erklärt Marlies Weiss, wie sie auf die Idee kam, ihr eigenes Heim kurzzeitig in eine Galerie zu verwandeln. Sechs Bekannten stellt sie es als Ausstellungsraum zur Verfügung.

Mötzingen. Der Garten von Marlies Weiss hat sich für eine Woche in eine grüne Kunstgalerie verwandelt. Vor vier Jahren hat sie eine solche Ausstellung schon einmal beheimatet, damals jedoch nur mit Keramikarbeiten und vereinzelten Steinarbeiten.

Auch ihre eigenen Werke sind zu sehen

Heute sieht es in ihrem Garten etwas anders aus: Sicher, dominant sind noch immer die Werke aus Ton, viele davon aus Weiss’ eigener Werkstatt. Doch haben auch Dekorationsartikel aus Stein sowie Weidengeflechte einen Platz im Grünen gefunden. Jeder konnte sich selbst aussuchen, wo er seine Arbeiten aufstellen wollte. So stehen Tonnachbildungen menschlicher Köpfe sowie Schicht für Schicht gearbeitete Schneckenhäuser von Rita Matthes auf der einen Seite der Terrasse, auf der anderen schmücken ein Mondgesicht, ein Ginkgoblatt und Hühner aus Ton von Brigitte Walz das Blumenbeet.

In einer anderen Gartenecke finden sich Weidennester von Anneliese Bertsch, direkt daneben Steinmetzarbeiten von Chris Künstle. Er fertigt Dekorationsartikel wie Kerzenhalter aus Material, das bei größeren Arbeiten abfällt. In ihrem Haus zeigt die 65-Jährige gegenständliche Arbeiten in Ölfarben, darunter afrikanische Schönheiten und Landschaften verschiedenster Art, gemalt von Brigitte Bittner. Dazu gesellen sich abstrakte Werke in Acryl von Margot Sindlinger.

"Und meine Sachen stehen sowieso immer hier rum", scherzt die Ruheständlerin über ihre eigene Ausstellungsbeteiligung. Tatsächlich führt der Weg durch Weiss’ Garten auch durch die Facetten ihrer Schaffenskunst. Schon nach wenigen Schritten springt ins Auge, was Weiss von sich selbst sagt: "Ton ist das, was mir liegt. Das ist das Material, das mir am meisten entspricht." Zwischen ihren etwas kleineren Gießformen finden sich größere Arbeiten, mitunter viele Drachen. Einer davon formt sich aus einem Tonkopf, einer langen Hecke, tönernen Reitern und einem Rückenkamm aus Weidengeflecht. In einem Lagerfeueraufbau steht eines ihrer aktuellen Projekte: Ihr erster Versuch, einen menschlichen Körper aus Ton zu formen. Sobald es draußen wieder trocken ist, wird das Lagerfeuer entzündet und der darin stehende, in Alufolie eingepackte Torso erhält durch die Rauchbrandtechnik eine einzigartige Färbung. Im Herbst will die "Reisende Tante" – so der Spitzname der Reisebegeisterten – in Rheinzabern etwas über das Tondrehen an der Scheibe und die römischen Techniken der Tonverarbeitung lernen.

Arbeit mit Kindern liegt ihr besonders

Auch Schöpfungen aus den Kinderkursen der gebürtigen Borkumerin sind zu sehen. Die Arbeit mit den Kleinen liegt der gelernten Erzieherin besonders: "Kinder kommen ganz unkompliziert mit verrückten Ideen, wo Erwachsene sagen: Das kannst du doch nicht machen", berichtet sie begeistert von der kindlichen Unbedarftheit.

Ihre kleineren Arbeiten dieser Ausstellung verkauft Marlies Weiss. Der Erlös kommt der Jugendarbeit des Mötzinger Liedkranzes zugute. Die Sänger werden am Freitagabend um 18 Uhr mit einem kleinen Auftritt die Ausstellung schließen. Bis dahin kann diese noch täglich von 15 bis 18 Uhr in der Hölderlinstraße 5 besucht werden.