Peter Brunnert las auf Einladung des Forums Mönchweiler aus seinen Büchern. Foto: Hettich-Marull Foto: Schwarzwälder-Bote

Bergsteigen: Autor reflektiert auch über Ausrüstungswahnsinn

Von Monika Hettich-Marull

Mönchweiler. "Er fiel mir aus zehn Meter Höhe vor die Füße, da half auch alles Fuchteln mit der Stichbremse nichts. Er überlebte wie durch ein Wunder, trat einen Tag später aus dem Alpenverein aus, wurde Pastor und bestreitet bis heute energisch, dass dieses traumatische Erlebnis etwas mit seiner Berufswahl zu tun hatte."

So – oder so ähnlich – gestaltete sich der Beginn einer Leidenschaft für einen Bergsteiger aus dem Norden Deutschlands, der von seiner Heimat selbst sagt: "Ein Landstrich so flach wie ein öffentlich-rechtliches Vorabendprogramm, die Zuckerrübe die einzige schattenspendende Pflanze." Und trotz, oder gerade weil der Einstieg so rumplig war, hat Peter Brunnert die Faszination des Bergsteigens bis heute nicht losgelassen – ganz im Gegensatz zu seinem oben erwähnten Freund.

Brunnert nahm in seiner Lesung auf Einladung des Forums in Mönchweiler den Kletterkult der Neuzeit unter die Lupe – alles mit einem Augenzwinkern und der Erkenntnis: Gottseidank müsse er die Geschichten, bei denen nicht alles glatt läuft, nicht mehr alle selbst erleben. Der freiberufliche Autor las aus seinen zahlreichen Werken vor, nahm sich die Hardcore-Kletterer des "wilden Ostens" vor, über die er sagt: "Ein eigenartiges Volk, das nicht nur seltsam spricht, sondern ebenso klettert." Gemeint sind natürlich die Sachsen, die in ihrem Elbsandstein abseits vom Mainstream eine ganz eigene Kletterkultur gebildet haben.

Lachtränen in den Augen

Er reflektierte über die Bastionen des kommerziellen Ausrüstungswahnsinns, wobei der Besuch eines Bergsporttempels zu einem wahren Abenteueraufenthalt wird und dem Zuhörer die Lachtränen in die Augen treibt.

Aber es gibt auch die selbsterlebten und fast unglaublich anmutenden Berggeschichten des Peter Brunnert – eben im besagten Elbsandstein, beim Übernachten in den "Boofen" (felsüberdachten Schlafstätten) oder aus seinen Anfangstagen als Kletterer im Wilden Kaiser oder im Wetterstein.

Mit fein geschliffener Sprache und einem wunderbaren Erzähltalent fesselte er die Zuhörer in der Aula der Gemeinschaftsschule. Für Brunnert ist und bleibt das Klettern und Bergsteigen eine Leidenschaft die Leiden schafft und trotzdem aus seinem Leben nicht weg zu denken ist.

"Ich will Bergsteiger sein – und ich bin es bis heute geblieben." Und das trotz heroischer Dummheiten und edlen Platzwunden. Denn wie sagt Brunnert so schön: "Ich schwöre bei der heimischen Zuckerrübe – ich würde es immer wieder tun."