Norbert Grulke referiert über "Stress, Burnout, Depression"

Mönchweiler (mhm). Die Generationenbrücke hat in der Gemeinde 2008 ein Betreutes Wohnen zu Hause gegründet. In dieser Aufgabe erfahren Betreuer vor Ort nicht selten von der Not der Menschen, die psychisch erkrankt sind – und helfen, so gut sie können. Kürzlich war Norbert Grulke, ärztlicher Leiter der Luisenklinik in Bad Dürrheim zu Gast in Mönchweiler. Seine Ausführungen zum Thema "Stress, Burnout, Depression" sollen Mut machen, sich zu öffnen, Hilfe von außen anzunehmen und sich mit anderen Betroffenen auszutauschen.

Im Landkreis gibt es bereits einige Selbsthilfegruppen für psychische Gesundheit, die den Betroffenen eine Plattform für gute Gespräche, Verbindungen, Erfahrungen und Veranstaltungen bieten. Über 70 Interessierte hatten sich zu der Veranstaltung in der Arche zusammengefunden – ein Zeichen, wie dringend die vielfältigen Krankheitsbilder der Psyche Aufklärung brauchen. Alle Altersgruppen, Berufsstände, sozialen Schichten und Weltanschauungen finden sich unter den Betroffenen wieder.

Die vielfältig ausgeprägte Störung der Psyche birgt so viele Geheimnisse und Unabwägbarkeiten, dass sie oftmals schwer fassbar ist. Außerdem ist sie in der Gesellschaft immer noch als Krankheit ausgegrenzt – wenige wollen sie zugeben oder darüber sprechen. Grulke weiß, dass sich deshalb in den vergangenen Jahren der Begriff "Burnout" so etabliert hat – Menschen mit diesem Krankheitsbild werden in ihrem Umfeld akzeptiert.

Als "Passepartout" bezeichnete er das Burnout-Syndrom – es lasse sich über viele Symptome psychischer Erkrankungen stülpen. Was bleibt, ist die Sicherheit, dass in unserer schnelllebigen Zeit psychische Erkrankungen eindeutig auf dem Vormarsch sind. Eine europäische Studie zeigt: Innerhalb eines Jahres erkranken 14 Prozent aller Menschen an Angststörungen, sieben Prozent an Depressionen, sieben Prozent an Schlafstörungen, 3,4 Prozent an Suchtproblemen und sieben Prozent an sogenannten somatoformen Störungen – körperliche Beschwerden, die sich nicht auf eine organische Erkrankung zurückführen lassen. Sieht man die gesamte Lebenszeit aller Menschen, gibt es noch eindrucksvollere Zahlen: 70 bis 80 Prozent erkranken im Laufe ihres Lebens mindestens einmal an einer psychischen Störung, so der Referent.

Grulke gab mit seinem Vortrag Hoffnung auf mögliche Hilfe und einen Einblick in die Möglichkeiten, der Krankheit entgegen zu wirken. Am Anfang seiner Ausführungen stand das Thema Stress. "Akuter Stress mit nachfolgender Erholung ist gesund", erklärte Grulke. Fehlt diese Erholung, steht Stress als einer der Gründe für viele Zivilisationskrankheiten.