Eine Ära geht bei der Gemeindeverwaltung zu Ende: Lothar Bösinger, der Leiter vom Melde/Pass/Sozial- und Ordnungsamt, geht Ende Februar in den Ruhestand. Foto: Hettich-Marull Foto: Schwarzwälder-Bote

Lothar Bösinger geht in Ruhestand / 39 Jahre im Rathaus

Von Monika Hettich-Marull

Mönchweiler. Ab Ende Februar werden sich Bürger in Mönchweiler die Augen reiben: Ja wo ist denn unser Lothar Bösinger geblieben?

Nach fast 39 Jahren bei der Gemeindeverwaltung geht er in den Ruhestand. In Zimmer vier im Erdgeschoss der Verwaltung war sein Reich, hier hat Lothar Bösinger ein breites Feld an Verwaltungsaufgaben beackert. Wer einen neuen Pass brauchte, den Personalausweis verloren hatte, sich ab- oder anmelden wollte, wer Sozialleistungen bezog – Bösinger war Dreh- und Angelpunkt für viele Problemstellungen – immer mit einem offenen Ohr für die Bürger.

Der passionierte Fußballer vergangener Jahre, lange Zeit Vorsitzender des heimischen FC Mönchweiler, hatte ein besonderes Herz für die Vereine in seiner Heimatgemeinde. Ob Schankerlaubnis, Belegungsplan der Halle, Organisation von Festen oder dem Weihnachtsmarkt – keine Feier ohne mindestens eine Kontaktaufnahme mit ihm. Eigentlich kennt Lothar Bösinger die Vereine fast so gut wie deren Mitglieder und weiß meistens, wo der Schuh drückt.

Die Verwaltungsarbeit hat sich in den vergangenen 39 Jahren stark verändert – der Computer ist zwischenzeitlich Arbeitsgerät Nummer eins. Bösinger kann sich noch gut an seine Bewerbung bei der Gemeindeverwaltung erinnern. "Bei Bürgermeister Sick musste ich eine Schreibprobe auf der Schreibmaschine abliefern, das gehörte zur Bewerbung". Apropos Bürgermeister: Drei an der Zahl hat Bösinger erlebt – ganz unterschiedlich in ihrer Art. Mit Günter Sick, Gerhard Dietz und Friedrich Scheerer hat der Verwaltungsmann zusammengearbeitet.

Dabei kam er eigentlich auf Umwegen zur Gemeindeverwaltung. Der "Mönchweiler Bub" ging als Friseur in die Lehre, arbeitete später in verschiedenen Salons und auch bei seinem Vater Werner in der Hindenburgstraße. Dann entwickelte er eine Allergie gegen die Friseur-Chemikalien, die auch nach einer Unterbrechung durch den Wehrdienst wieder zurückkam – eine Umschulung war unumgänglich. Als Industriekaufmann mit zusätzlichem Verwaltungslehrgang kam Bösinger am 1. April 1976 zur Gemeinde Mönchweiler – und blieb bis heute. Das hat er nie bereut: "Das Arbeits- und Betriebsklima war gut". Er hat in den vielen Jahren zahlreiche Kollegen kommen und gehen sehen und so manchen Auszubildenden begleitet.

Jetzt kann sich Bösinger auf andere Dinge konzentrieren: Wandern, Radfahren, Reisen – alles Dinge, die ihm schon immer Spaß bereitet haben. Gegen Ende des Jahres wird ihn seine Frau Elke sicher öfter begleiten – dann folgt sie nämlich ihrem Mann in den Ruhestand.

Aus dem Vereinsleben in Mönchweiler wird es sich nicht zurückziehen. Dem FC Mönchweiler will er auf jeden Fall tatkräftig – vor allem in der Platz- und Geländepflege – unter die Arme greifen. Und da ist noch etwas, was ihm sehr am Herzen liegt: Die Partnerschaft mit Chabeuil in Frankreich. "Wenn es gewünscht wird, werde ich hier gerne mithelfen", bietet Bösinger an. Bei ihm liefen in den vergangenen Jahren bei Jumelage-Treffen die Fäden zusammen. Jetzt hofft Bösinger, dass es die Bürger und Vereine seiner Nachfolgerin im Amt so leicht wie möglich machen – Arlene Müller ist als langjährige Mitarbeiterin im Bauamt keine Unbekannte. Schon seit Jahresbeginn ist Lothar Bösinger dabei, sie einzuarbeiten. Für ihn war der Kontakt zu den Menschen und die abwechslungsreiche Arbeit besonders schön. "Langweilig wurde es mir in meinem Büro nie". Alle, die Lothar Bösinger kennen, wissen – das wird auch im Ruhestand nicht anders sein.