Metzinger Modekonzern expandiert in China. Design wird weiter in Europa gemacht.

Frankfurt - Für den Metzinger Modekonzern steht China bei der Expansion im Ausland ganz oben auf der Agenda. "Mittlerweile gibt es dort 80 Geschäfte mit unseren Marken. Das Wachstum dort steht erst am Anfang, wir werden auch neue Mitarbeiter einstellen", sagte Vorstandschef Claus-Dietrich Lahrs am Montagabend vor Frankfurter Wirtschaftsjournalisten. China sei auch für die Produktion ein wichtiger Standort. Allein 100 Mitarbeiter kümmerten sich darum, dass auch in diesen Fabriken die hohe Qualität wie auch die Sozialstandards eingehalten würden. Die Produktentwicklung aber werde Boss sicher nicht ins Reich der Mitte verlagern. "Die Chinesen erwarten bei Boss europäisches Design."

Wertmäßig erzielt der Modekonzern nach Angaben von Lahrs, der seit August 2008 an der Spitze des Modekonzerns steht, schon heute 50 Prozent des Umsatzes in Asien, gemessen an der Stückzahl seien es sogar 70 Prozent. Im nächsten Jahr will Boss auch mit der Expansion in Indien beginnen. Überhaupt sieht Lahrs angesichts der dort wachsenden Mittelschicht großes Potenzial in den Schwellenländern, wie etwa auch in Brasilien.

Deutschland bleibe aber für Hugo Boss der wichtigste Markt. Nach der Umsatzdelle im vergangenen Jahr liefen die Geschäfte im Inland wie in Europa überhaupt wieder sehr gut. Die gute Konjunktur sei auch bei Boss angekommen. 2010 werde ein gutes Jahr, "2011 wahrscheinlich ein noch besseres", sagte Lahrs. Der Umsatz des Modekonzerns soll in diesem Jahr um fünf Prozent auf rund 1,58 Milliarden Euro steigen, der Betriebsgewinn sogar um 20 Prozent auf rund 320 Millionen Euro. Bis 2015 peilt Lahrs 2,5 Milliarden Euro Umsatz und 500 Millionen Euro Betriebsgewinn an.

Künftig wollen die Metzinger mehr über eigene Läden statt über den Großhandel verkaufen 

Dieser Zuwachs ist für Boss nach Ansicht von Lahrs nur aufgrund eines massiven Verdrängungswettbewerbs zulasten anderer Hersteller zu erreichen. Allerdings gebe es auch gute Chancen in der wachsenden Mittelschicht. "Wer einmal einen besseren Geschmack gefunden hat, bleibt dabei." Hugo Boss habe weiter sehr großes Potenzial, weil die Marke weltweit zu den zehn wichtigsten gehöre. Zu einer Kultmarke solle Boss aber nicht werden. Die unterliegen nach Ansicht von Lahrs viel zu starken Schwankungen.

Der Firmenchef will aber auch vorankommen, indem die Zeit von der Idee für eine neue Kollektion bis zur Auslage im Laden von aktuell 50 auf nur noch 38 Wochen verkürzt wird. Damit sinkt zugleich die Gefahr von Abverkäufen zu niedrigen Preisen.

Der Anteil von Boss-Textilien, die zum vollen Preis verkauft werden, derzeit 70 Prozent, soll erhöht werden. Auch der Verkauf über eigene Läden statt über den Großhandel soll zunehmen. Aktuell liegt der Anteil am Umsatz bei 35 Prozent, bis 2015 sollen es 50 Prozent sein. Derzeit betreiben die Metzinger weltweit über 500 eigene Läden.