Flößer aus Schiltach um ihren Obmann Thomas Kipp befuhren die Kinzig zwischen Steinach und Gengenbach. Foto: Harter

Schiltacher Flößer zwischen Steinach und Gegenbach unterwegs.

Mittleres Kinzigtal - Nicht schlecht staunten Passanten und Anwohner des Kinzigdamms zwischen Steinach und Gengenbach, als kürzlich ein Floß auf dem Fluss dahergeschwommen kam. Dies ging laut Hans Harter wie in den alten Zeiten der Kinzigflößerei vonstatten und war erstmals wieder seit 1895 der Fall.

Es waren Flößer aus Schiltach um ihren Obmann Thomas Kipp, welche bei günstigen Wasserstand und Wetter die rund zwölf Kilometer lange Flußstrecke befuhren. Auf ihrer Kinzigkarte hatte sich hier ein weißer Fleck befunden, der noch nicht erkundet und mit seinen Schwierigkeiten gemeistert war. Probleme machten Bacheinbauten wie Schwellen und Wehre, die Mündung des Fröschbachs, die besondere Strömungsverhältnisse erzeugten. Um diese Schwierigkeiten zu meistern, waren vor allem der »Fahrer« am Ruder, der den besten Weg im Fluss suchte, und die zwei »Sperrer« gefordert. Etliche Male mussten sie die hölzerne Floßbremse, den »Sperrstümmel«, in den Bachgrund rammen, was auch der stärkste seiner Art auf die Dauer nicht aushielt und zersplitterte. Doch lag Ersatz daneben, ebenso Bündel mit den obligatorischen Wieden, die das Floß zusammenhalten.

Mit einer Geschwindigkeit von fünf bis sieben Stundenkilometer kam man in der raschen Strömung voran. Dies bei einer Wassertiefe von bis zu ein Meter. Das Rauschen des Wassers, das Ächzen der Wieden und Knirschen der Stämme übertönten ab und zu die Kommandos: »rechts«, »links«, »drucke«, »sperre«, die schon in früheren Zeiten das Manövrieren begleiteten und den alten Flößern den Übernamen »Bachbrieler« einbrachten.

Ihre Leistung, riesige Quantitäten von Langholz über lange Strecken auf dem Wasser zu befördern, mit einfacher, aber effektiver Technik und der Nutzung der natürlichen Flussenergie, ließ dem Flößerhandwerk 2014 die Anerkennung als »immaterielles Kulturerbe« zukommen. Dem Prädikat gerecht zu werden, ist auch zukünftig das Anliegen der die Flößerei-Traditionen pflegenden Vereine des Kinzigtals aus Schiltach, Wolfach und Schwaibach.

Die Schwaibacher hießen die Kameraden vom oberen Tal vor der turmreichen Silhouette der einstigen Reichsstadt Gengenbach mit einem Vesper willkommen.