Wegen höheren Abgaben für die Gema könnten Veranstalter bald bei Getränkepreisen aufschlagen. Foto: dpa

Reform vertagt. Veranstalter begrüßen vorübergehende Lösung. Doch Skepsis und Unmut bleiben.

Mittleres Kinzigtal - Monatelang wurde über die geplante Erhöhung der Gema-Tarife gestritten. Die große Reform wurde nun vertragt. Die Preise sind vorerst um lediglich fünf Prozent gestiegen. Für regionale Veranstalter eine gute Nachricht.

Werner Vetter vom Haslacher Musikclub Milieu ist derzeit nicht gut auf die Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte (Gema) zu sprechen. Die im vergangenen Jahr geplanten Tariferhöhungen machen ihn wütend: "Die geplanten Änderungen waren eine Frechheit. Wären diese in Kraft getreten, hätte ich meinen Club dicht machen können. Und da bin ich sicher nicht der Einzige."

Über den Tarif-Kompromiss ist er erleichtert. "Mit einer Steigerung um fünf Prozent kann ich leben. Das liegt im normalen Bereich." Ab April erhöht die Gema die Kosten um weitere zehn Prozent. Auch das kann Vetter erstmal refinanzieren. "Langfristig muss ich aber schauen, wo ich die Ausgaben wieder reinhole. Ich werde das wohl über die Getränke machen."

In einem ländlichen Gebiet wie Haslach sei es immer seltener rentabel, unter der Woche Veranstaltungen zu machen. "Wir sind hier nicht in Lahr, Kehl oder Offenburg. Die Uhren ticken bei uns etwas langsamer", sagt Vetter.

Alles in allem ist er sehr skeptisch. "Ich traue dem Braten in keinster Weise." Für die endgültige Entscheidung, wie die Tarife ab 2014 aussehen werden, rechnet er mit einer weiteren Teuerung.

Verärgert ist er auch über das Argument, im Ausland würden Clubbetreiber bereits mehr bezahlen. "Viele Franzosen kommen über die Grenze zu uns. Das ist Disko-Tourismus. Der Grund ist einfach: In Deutschland sind sowohl Eintrittspreise als auch Getränke günstiger."

Positiv angenommen wird der vorläufige Kompromiss auch in der "Triangel" in Hausach. "Wir hätten mit der geplanten Tarif-Erhöhung keine Live-Bands mehr bei uns spielen lassen können", sagt Margarita Lehmann-Singler. Die Abgaben sind "ein Haufen Geld". Dass vorerst nur fünf Prozent mehr bezahlt werden muss, "ist besser so". Jetzt will Lehmann-Singler erst einmal abwarten, was bei den anstehenden Verhandlungen rauskommt.

Auch bei den Narren stoßen die Tariferänderungen eher auf Ablehnung. "Die Gema war schon immer ein Klotz am Bein", sagt Harry Eggert, Vorsitzender der Hausacher Sulzbach-Hexen. "Das sind Kosten, die unter dem Strich weggehen." Von der geplanten Tarifänderung im vergangenen Jahr haben sich die Sulzbach-Hexen aber nicht wirklich bedroht gefühlt. Als entscheidende Kriterien für die Höhe der Kosten waren Raumgröße und Eintrittspreise geplant. "Da wir keinen Eintritt verlangen, wäre es für uns wohl nicht viel teurer geworden", sagt Eggert.

Er sieht aber durchaus, dass andere Zünfte mit Großveranstaltungen und höheren Eintrittspreisen ihre Veranstaltungen womöglich nicht mehr stemmen könnten. Für die Urheberrechte der Künstler zu bezahlen findet Eggert in Ordnung. Doch stellt er die Frage: "Wer bekommt das Geld eigentlich?" Vieles gehe für die Gema-Verwaltung drauf.

In der Kreisstelle des deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) in Lahr ist man mit der Übergangslösung erstmal zufrieden. "Das ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung", sagt Vorsitzender Andreas Feißt. Die geplante Tarifanpassung hätte zu einer "Verteuerung um bis zu 3500 Prozent geführt". Jetzt hofft er, dass eine Lösung gefunden wird, mit der alle leben können.