Die "Führungsgruppe Kinzigtal" mit Christian Keller (vorne links) war auch beim Nato-Gipfel in Kehl dabei. Foto: Feuerwehr

"Führungsgruppe Kinzigtal" besteht seit zehn Jahren. Hochwasser in Hofstetten als trauriger Höhepunkt.

Mittleres Kinzigtal - Die "Führungsgruppe Kinzigtal" besteht seit zehn Jahren und ist bei Großschadensereignissen nicht mehr wegzudenken. Von Hochwasserkatastrophen bis hin zu großen Bränden unterstützt sie die örtlichen Führungskräfte der Feuerwehren bei der Koordination des Hilfseinsatzes. Führungsgruppenleiter Christian Keller hat für den SchwaBo auf die Anfänge zurückgeblickt.

Her Keller, hat es einen bestimmten Anlass zur Gründung der Führungsgruppe gegeben?

Einen bestimmten Grund gab es eigentlich nicht. Wir haben nur versucht, die rechtlichen Vorgaben für unsere Region umzusetzen. Die verschiedenen Stufen der Führung werden in der Feuerwehrdienstvorschrift (FwDv) 100 geregelt. Bei den Führungsstufen A und B handelt es sich um das normale Tagesgeschäft der Feuerwehr. Bei C sind schon mehrere Züge beziehungsweise Feuerwehren betroffen und erzeugen damit auch einen gewissen Organisationsbedarf. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass gerade hier Handlungsbedarf besteht. Einsätze dieser Größenordnung sind zwar nicht alltäglich, fordern aber die Führungskräfte in besonderem Maß.

Wer hatte die Idee und was war der Grundgedanke zur Einsetzung einer Führungsgruppe?

Die Idee kam aus der Notwendigkeit eine solche Einheit bei Bedarf zu haben. Kleinere Feuerwehren haben bei einem größeren Schadenereignis, einfach nicht das Personal, um eine solche Gruppe zu bilden. So zieht man nach dem Additionsprinzip Führungskräfte der umliegenden Feuerwehren zusammen, um eine Führungsgruppe zu bilden. Wir proben im sechs Wochen Rhythmus immer bei einer beteiligten Feuerwehr um einen guten und koordinierten Ablauf zu gewährleisten.

Wer ist in der "Führungsgruppe" alles vertreten?

Es handelt sich um Führungskräfte aus 14 verschiedenen Gemeindefeuerwehren des Kinzig-, Gutach- und Wolftals, die ihren Dienst und die Proben ausschließlich ehrenamtlich und neben ihrem "normalen" Feuerwehrdienst ableisten. Die Ausbildung der einzelnen Mitglieder reicht vom Gruppenführer, Funkausbilder oder Zugführer bis hin zum Verbandsführer. Neben den Feuerwehrleuten stehen Fachberater aus den Bereichen THW, DRK, Notfallseelsorge und Öffentlichkeitsarbeit zur Verfügung.

Worin besteht die eigentliche Aufgaben?

Die Führungsgruppe wird ab der Führungsstufe C tätig und unterstützt den Einsatzleiter bei seiner umfangreichen Arbeit. So zum Beispiel bei der Bildung von Einsatzabschnitten, Einrichtung von Bereitstellungsräumen, Aufbau der Kommunikationsstrukturen, Dokumentation des Einsatzablaufs, Führen einer Lagezeichnung und Kräfteübersicht, Vorbereitung von Lagebesprechungen und vieles mehr. Man sieht hier schon, dass die Arbeit einer solchen Einheit ganz schön aufwendig werden kann. Ein Einzelner wäre hier völlig überfordert!

Sind die einzelnen Gemeindefeuerwehren ihren Einsätzen nicht gewachsen?

Wir sprechen hier ja nicht von "alltäglichen Einsätzen", sondern von so genannten "Großschadenslagen" bei denen viel Material und Mannschaft benötigt wird und das eventuell auch über einen längeren Zeitraum. Hat eine Feuerwehr in unserer Region einen solchen Fall, sind sämtliche Kräfte an vorderster Stelle gebunden. Der Aufbau einer zuverlässigen Einsatzleitung funktioniert aber nur mit einem eingespielten Team von sechs bis zwölf Führungskräften, je nach Situation und Aufgabenbereich.

Was waren die größten, schlimmsten oder interessantesten Einsätze?

Der erste Einsatz der "Führungsgruppe Kinzigtal" war 2006 beim Hofstetter Hochwasser, der durch den Tod eines Bürgers zur besonderen Belastung wurde. Der Einsatz beim Nato-Gipfel in Kehl war 2009 für uns etwas Besonderes. Die Dimensionen dieser Großveranstaltung wurde wochenlang geprobt und in Zusammenarbeit mit zwei Berufsfeuerwehren in der höchsten Führungsstufe (D) abgearbeitet.

Worin lag oder liegt die größte Herausforderung bei Einsätzen der Führungsgruppe?

Die größte Herausforderung liegt eigentlich darin, die Schadenslage so schnell wie möglich richtig einzuordnen, den Einsatzleiter nach bestem Wissen und Gewissen zu unterstützen und eine Ausbreitung des Ereignisses zu verhindern. Daher ist es auch sehr wichtig, dass die zuerst eintreffende Führungskraft, die Lage so schnell wie möglich richtig einschätzt und eine zügige Nachalarmierung veranlasst.

Und wie oft war die Führungsgruppe Kinzigtal in den vergangenen zehn Jahren im Einsatz?

Seit unserem ersten Treffen am 6. Oktober 2005 sind wir zu etwa 16 Einsätzen gerufen worden. Das Einsatzspektrum erstreckte sich hauptsächlich auf Großbrände und Unwetterereignisse. Diese extremen Wetterereignisse werden uns in der Zukunft noch mehr zu schaffen machen, wie Analysen und Prognosen entsprechender Experten zeigen.

Bekommen Sie für Ihre Arbeit auch eine Art Lohn?

Eine finanzielle Entschädigung gibt es keine, aber die Anerkennung, das Lob und eine gute Kameradschaft sind die Motoren, die uns immer wieder antreiben, unsere Arbeit zu tun und unsere Freizeit auch weiterhin in den Dienst der Allgemeinheit zu stellen.